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Gaelen Foley - Knight 03

Gaelen Foley - Knight 03

Titel: Gaelen Foley - Knight 03
Autoren: Der Graf und die schöne Waise
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Töchter, Waisen, arme Verwandte, von allen ungeliebt und vergessen. Während der Ferien trug ihnen Miss Brocklehurst, die Direktorin, Arbeiten auf, vor denen einer Spülmagd gegraut hätte.

„Was meint ihr, was die anderen wohl jetzt gerade ma- chen?“ überlegte Sally laut, während sie sorgfältig die So- ckelleisten reinigte.
    „Ach“, seufzte Jane und stieg auf einen Stuhl, um die Wandleuchten zu polieren, „bestimmt backen sie jetzt mit ihren Müttern Plätzchen oder kaufen Geschenke für ihren Papa.“
    „Wen kümmert, was sie machen? Ich verstehe nicht, wa- rum ihr alle so schlechter Laune seid. Ohne sie ist es hier doch viel friedlicher“, meinte Miranda und machte sich dann über den fest gebackenen Schmutz am Kamingitter her.
    Die Uhr auf dem Kaminsims tickte unerbittlich weiter. Schon Viertel vor fünf, stellte Miranda fest. Mein Gott, sie würde es nie rechtzeitig schaffen! Um sechs hob sich der Vorhang.
    Während sie im Geiste ihren Text zum x-ten Mal wieder- holte, verdoppelte sie ihre Anstrengungen und schrubbte den kupfernen Rost, bis sie darin ihre entschlossen blitzen- den grünen Augen sehen konnte.
    Sie trieb die anderen an, bis sie das Schulzimmer endlich blitzblank geputzt hatten. Dann räumten sie Besen und Bürsten weg. Miranda brachte die laut schwatzende Amy zum Schweigen, als sie am Salon der Direktorin vorbei- schlichen, wo Miss Brocklehurst und Mr. Reed, der geizige Geistliche, der die Mädchenschule Yardley gegründet hat- te, mit den ekelhaften Damen vom Altarkränzchen Tee tranken.
    Die Mädchen stiegen die Treppe zu dem kalten, schmucklosen Schlafsaal im obersten Stockwerk des um- gebauten Bauernhofes hinauf. Durch die langen Fenster fiel Mondlicht ins Zimmer. Beschwingt ging Miranda an der langen Reihe von Betten vorbei, bis sie den qualmen- den Kamin am anderen Ende des Zimmers erreicht hatte. Ein Blick durchs Fenster verriet ihr, dass die Felder immer noch schneebedeckt waren. Obwohl es gerade fünf Uhr vorbei war, war es bereits dunkel.
    „Woher nimmst du bloß die Energie, Miranda?“ erkun- digte sich Jane erschöpft und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Du hast geschuftet wie ein Hund.“
    „Ich bin viel zu aufgeregt, um jetzt müde zu werden –

und zu nervös“, gestand Miranda. Während die anderen Mädchen reglos auf ihren Betten lagen oder sich langsam auszogen, eilte Miranda zum knisternden Feuer und zog den Kessel heraus. Sie füllte ein Bassin mit dampfendem Wasser und entzündete ein paar Binsenlichter.
    Wie Glühwürmchen glommen sie in dem dunklen Raum auf, während Miranda sich daranmachte, sich zu waschen. Von Minute zu Minute wurde sie aufgeregter. Ob heute Abend viele Leute im Publikum saßen? Sie hoffte, dass das Theater berstend voll wäre. Die Soldaten aus der nahen Kaserne waren immer begeistert von ihr. Manchmal kamen auch die Gäste aus der Poststation, um sich unterhalten zu lassen. Vielleicht wären sogar ein paar fashionable Londo- ner zugegen. Vielleicht fänden sie, sie sei gut genug, um im Drury Lane aufzutreten!
    Sie seifte sich das Gesicht, den Hals und die Hände ein, kratzte den Schmutz unter den Fingernägeln hervor und rieb sich mit dem nassen Waschlappen über die langen, dunklen, welligen Haare, um den Ruß zu entfernen. Müde schauten die anderen zu, während sie darauf warteten, dass Mrs. Warren, die Köchin, ihnen Tee und altbackenes Brot brachte.
    „Ich will auch mitkommen“, verkündete Amy trotzig. „Kommt nicht in Frage.“
    „Warum nicht?“
    „Weil Kinder dort noch nicht reindürfen.“
    „Aber ich will dich in der Posse singen hören. Und tan- zen sehen.“
    „Pech“, erwiderte Miranda energisch, während sie sich auf das nächstbeste Bett plumpsen ließ und die schmutzi- gen schwarzen Strümpfe abstreifte. Sie stellte die Wasch- schüssel auf den Boden, stieg mit einem Seufzer des Beha- gens hinein und setzte sich dann wieder auf den Bettrand. Sie genoss das Fußbad einige Minuten, denn die nächsten sechs, sieben Stunden würde sie ununterbrochen auf den Beinen sein und dabei meistens tanzen.
    „Du hast so ein Glück! Das ist einfach nicht gerecht. Ich will auch eine Schauspielerin sein! Du läufst mit Mr. Chip- pings Truppe davon, und dann sterbe ich!“
    „Das würde ich dir nicht antun, Amy.“
    „Ehrlich nicht?“ Das Kind setzte sich neben sie und

lehnte den Kopf an ihre Schulter wie eine brave kleine Schwester, dabei funkelten ihre Augen vor Mutwillen.
    Miranda lächelte sie an. „Wenn ich
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