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Gaelen Foley - Knight 03

Gaelen Foley - Knight 03

Titel: Gaelen Foley - Knight 03
Autoren: Der Graf und die schöne Waise
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davonlaufe, wie soll mein Onkel Jason mich dann finden, wenn er mich holen kommt?“ Falls er jemals kommt, fügte sie im Stillen hinzu.
    „Darf ich bitte ein bisschen von deinem Rouge?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Amy, du bist erst zwölf.“
    „Rouge ist etwas Schlechtes“, erklärte Sally und richte- te sich auf ihrem Bett auf.
    Amy grinste sie an. „Na klar. Deswegen nimmt Miranda es ja so gern. Miranda, wenn du mal Schauspielerin in London und reich und berühmt bist, holst du mich dann aus Yardley heraus?“
    Miranda beugte sich vor, um sich die Füße zu waschen, so dass ihr das üppige Haar über die Schultern fiel. „Wenn du versprichst, nicht dauernd herumzujammern.“
    „Bei dir werd ich nichts zu jammern haben!“ Amy ließ sich auf dem Tisch an der Wand nieder und baumelte mit den Beinen. „Bei dir gibt es Feste und Bälle und schöne Kleider und hundert Jungen, die alle in mich verliebt sind.“
    Zweifelnd schaute Miranda sie an und stieg aus dem Fußbad. Gerade trocknete sie sich die Füße ab, als von un- ten ein Grauen erregender Schrei ertönte. Die Mädchen er- starrten und sahen einander mit großen Augen an.
    Amy sprang vom Tisch und begann panisch herumzu- hüpfen. „O nein! O nein!“
    Miranda wirbelte zu ihr herum. „Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?“
    „Nichts! Ich kann nichts dafür!“
    „Amy!“
    „FitzHuberrrrrt!“ Miss Brocklehursts Schrei gellte die Treppe hinauf, gefolgt von schweren Schritten, welche die Mädchen nur allzu gut kannten und fürchteten.
    Verstört starrte Miranda auf die Schlafsaaltür und dann auf das Kind. Amy war ganz bleich geworden und rückte ängstlich von der Tür ab.
    „Amy, was ist denn passiert?“
    „Ich hab es nicht mit Absicht gemacht.“

„Ach, verflixt noch mal, Amy. Was hast du denn jetzt schon wieder zerbrochen?“
    Amys riesige blaue Augen füllten sich mit Tränen. „Das blöde Wedgwood-Hündchen.“
    Entsetzt keuchten die Mädchen auf.
    „O nein“, wisperte Miranda.
    Miss Brocklehursts Tiraden zogen sich gern in die Länge. Möglicherweise kam sie dann nicht mehr rechtzeitig ins Theater. Sie musste in spätestens fünfzehn Minuten auf- brechen, wollte sie nicht den Anfang verpassen. Mr. Chip- ping hatte ihr die Hauptrolle in Der venezianische Schur- ke gegeben, der Posse, die an diesem Abend gespielt wur- de. Wenn sie ihn nun im Stich ließ, würde er ihr vielleicht nie wieder eine so große Rolle anvertrauen. Er hielt ja jetzt schon alle Schauspielerinnen für verantwortungslos. Da- rin wollte sie ihn nicht auch noch bestätigen.
    „Amy, du musst dich dazu bekennen ...“
    „Aber dann verprügelt mich Mr. Reed! Bitte, Miranda, ich hab es doch nicht mit Absicht getan! Ich habe nur ab- gestaubt, während du frisches Wasser geholt hast. Die Fi- gur ist einfach vom Kaminsims gefallen.“
    „Und du hast sie einfach wieder hingelegt?“ rief sie aus.
    „Sie ist ja gar nicht richtig zerbrochen, es waren vier oder fünf große Teile. Ich hab sie an den Spiegel gelehnt.“
    „Wahrscheinlich hast du dich mal wieder im Spiegel be- wundert!“
    „Nein, hab ich nicht, ehrlich nicht! Ich hab gedacht, nie- mand würde es merken. Oder dass Miss Brocklehurst viel- leicht glauben würde, sie hätte das Hündchen selbst zer- brochen, wenn sie es beim nächsten Mal hochgehoben hät- te. Bitte, Miranda, du musst mir helfen! Die bringt mich sonst um!“ schrie das Kind außer sich. „Bitte!“
    „Verflixt und zugenäht!“ schimpfte Miranda und fuhr herum, als die Tür aufflog. Sie spannte sich an, bereit zum Kampf.
    Miss Brocklehurst ragte in der Tür auf. Die Kerze, die sie in der Hand hielt, beleuchtete ihr strenges, männliches Ge- sicht, das vor Zorn noch härter geworden war. „FitzHu- bert!“ Anklagend streckte sie ihrer Schülerin die andere Hand entgegen, in der sie das enthauptete Porzellanhünd- chen hielt. „Du böses, grausames Mädchen! Ich weiß gut,

dass du mich hasst, aber das – das geht zu weit!“
    Miranda rief all ihre Schauspielkünste zu Hilfe und zwang sich, den Kopf zu senken. Sie verschränkte die Hän- de im Rücken, bis sie aussah wie die Reue in Person. „Es tut mir Leid, Madam. Es war ein Versehen.“
    „,Es tut mir Leid, Madam. Es war ein Versehen’„, ahmte sie die Direktorin gehässig nach. „Glaubst du etwa, du kommst mir so leicht davon?“ Empört trat Miss Brockle- hurst in den Schlafsaal und stellte die Kerze am Tisch ab. „Du böses, stolzes, ungebärdiges Mädchen!
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