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Gaelen Foley - Knight 03

Gaelen Foley - Knight 03

Titel: Gaelen Foley - Knight 03
Autoren: Der Graf und die schöne Waise
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den

blutüberströmten, verstümmelten Menschen zu helfen, die karrenweise in die Stadt geschafft wurden. Die Häuser der Reichen wurden in Lazarette verwandelt. Miranda küm- merte sich stundenlang um die Verletzten, gab ihnen Was- ser zu trinken, verbarg ihren Ekel vor den schlimmen Wun- den, verband sie, wenn sie konnte, und lobte die Männer für ihre Tapferkeit, während sie auf den Arzt warteten. Obwohl sie bleich und schwach war, ignorierte sie die eige- ne Erschöpfung und bemühte sich nach Kräften, die quä- lenden Gedanken an Damien im Zaum zu halten.
    Die Nacht brach an. Miranda erfuhr, dass das Regiment ihres Gatten dem Ansturm von Napoleons Kaiserlichen Garde hervorragend standgehalten und sie am Ende des Tages abgewehrt habe, dass der Verlust aber hoch gewesen sei. Panik stieg in ihr auf, doch sie hielt sie in Schach.
    Neue Gefallenenlisten kursierten, doch sie brachte es nicht über sich, sie anzusehen. Sie beobachtete, wie eine Offiziersgattin nach der anderen zusammenbrach, als sie vom Tod ihres Mannes erfuhren oder von so schlimmen Verletzungen, dass man sie aus dem kleinen Ort namens Waterloo nicht verlegen konnte. Miranda stählte sich grimmig für die Nachricht, die ihr mit jedem verstreichen- den Moment unausweichlicher erschien. Mir bleibt sein Kind, sagte sie sich. Das musste genügen.
    Selbst die Nachricht von Wellingtons und Blüchers groß- artigem Sieg berührte sie kaum. Napoleon war wieder in Gewahrsam genommen, doch selbst das bedeutete ihr nichts, weil sie immer noch nicht wusste, wo Damien war, und die ganze Zeit strömten Verwundete in die Stadt. Ein junger Kavallerist, dem sie etwas Wasser reichte, bat sie, bei ihm zu bleiben, weil er im Sterben lag. Sein braves Pferd war unter ihm zusammengeschossen worden, worauf er beim Angriff der Kavallerie überrannt worden war. Sei- ne Beine waren zerschmettert, und dann hatte ein franzö- sischer Ulan ihm noch die Lunge durchbohrt. Miranda tupfte dem Jungen mit einem feuchten Tuch die Stirn ab und sang ihm leise vor, bis er das Bewusstsein verlor. Sie merkte kaum, dass sie vor Hilflosigkeit weinte, weil sie ihn nicht retten und dem Ganzen keinen Einhalt gebieten konnte. Er starb vor ihren Augen, und dann hörte sie hin- ter sich eine leise, erschöpfte Stimme.

„Mylady.“
    Sie erstarrte, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Dann sprang sie auf und wirbelte herum, wobei sie kaum zu at- men wagte.
    „Damien!“
    Er war mit Schießpulver und Blut verschmiert. In seinem Blick lag absolute Erschöpfung. An der Wange hatte er ei- nen Schnitt, und seine Uniform war zerrissen, doch an- sonsten war er gesund und munter und stand vor ihr. Als er die Arme ausbreitete, stürzte sie sich mit einem wilden Schrei hinein.
    Er drückte sie an sich und schloss die Arme fest um sie. Sie spürte, wie er zitterte nach der neunstündigen Schlacht und dem langen Ritt durch die Dunkelheit, um zu ihr nach Brüssel zu kommen.
    „Es ist vorbei“, flüsterte er erstickt und strich ihr über das Haar. „Diesmal ist es wirklich vorbei.“
    „Ich liebe dich“, sagte sie immer wieder und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn in das schmutzige, blutüber- strömte Gesicht zu küssen.
    Er schloss die Augen und lehnte seine Stirn an die ihre. „Sutherland ist tot. Ich habe MacHugh das Kommando über das Regiment übertragen – jedenfalls über das, was davon übrig ist. Es war ihm zwar nicht recht, dass ich auf- brechen wollte, aber ich habe ihm mitgeteilt, dass ich es dir versprochen habe.“ Er vergrub das Gesicht in ihrem Haar. „O Miranda, ich will nach Hause.“
    Sie küsste ihn, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. In Gedanken formulierte sie glühende Dankesgebe- te. „Ja, Liebling. Komm mit.“ Sie fasste ihn um die Taille, legte sich seinen Arm um die Schultern und stützte ihn, während sie zusammen in die Sternennacht hinaustraten.

EPILOG
    März 1816
    „Winterleyyyyy!“
    Der laute, kräftige Schrei gellte aus einem der oberen Fenster des in leuchtendem Weiß erstrahlenden Landsitzes Winterhaven. Das mächtige weibliche Kriegsgeheul wurde von der Frühlingsbrise über die grünen Felder getragen, über die sauber reparierten Dächer der Pächterhäuschen bis zu dem weißen Zaun, an dem ein extrem nervöser Co- lonel Lord Winterley mit trockenem Mund stand und war- tete, während seine Brüder neben ihm mit der Gemütsruhe von Männern, die das alles längst hinter sich hatten, ihre Zigarren rauchten. Ihm pochte das Herz vor
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