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Gaelen Foley - Knight 01

Gaelen Foley - Knight 01

Titel: Gaelen Foley - Knight 01
Autoren: Die schöne Kurtisane
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hielt inne. So wild darauf, jemanden zu bestrafen, jemandem die Schuld zu geben, dachte er, während er das Ge- sicht des Jüngeren genau beobachtete, jede einzelne Regung studierte. Es war ein scharf geschnittenes, edles Gesicht. Das dichte schwarze Haar war aus der breiten Stirn gekämmt; Coldfells Blick wanderte von den breiten, gewölbten Augen- brauen zu den dunklen Augen, der kühnen Nase, die an einen Falken erinnerte, und schließlich zu dem festen und doch sen- siblen Mund, den die Frauen so anziehend fanden.
    „Sie sagte, es gebe einen Mann, der ihr ... Angst mache. “ „Wer war es?“ fragte Hawkscliffe.
    Coldfell atmete tief durch und wandte den Blick ab. Er wuss- te, dass er ein Todesurteil verkündete.
    Und war froh darüber.
    „Mein Neffe“, erwiderte er, so kalt, wie es die italienische Ra- che erforderte. „Mein Neffe und Erbe Dolph Breckinridge.“
    „Orangen! Schöne Orangen! Einen Penny das Stück! Danke, Sir, einen guten Tag wünsche ich. Wer ist der Nächste? “
    In dem geschäftigen Durcheinander der grauen Londoner City war sie ebenso fehl am Platze wie die leuchtenden süßen Orangen, die sie an der Ecke Fleet Street und Chancery Lane verkaufte. Unter all den dunkel gekleideten Herren, die vor- beihasteten, waren sie die einzigen Farbtupfer. Bankangestell- te und Rechtsanwälte, Journalisten und Schreiberlinge, Schnei- der, Ladeninhaber, sogar ein Diakon, der nach St. Paul eilte, sie alle hielten bei ihrem Anblick inne und traten, unwiderstehlich angezogen, auf sie zu.
    Falls Miss Belinda Hamilton auch nur im Geringsten ahnte, dass es an ihr lag, einem gewissen Etwas, das sie ausstrahlte, was den männlichen Fußverkehr zum Erliegen brachte, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie war ganz die kompetente Ge- schäftsfrau, gab mit ihren von der Kälte geröteten Fingern das Wechselgeld heraus, fest entschlossen, ihren Niedergang mit der gelassenen Haltung einer Dame hinzunehmen.
    Vor wenigen Monaten noch hatte sie an Mrs. Halls Töchter- pensionat kichernde junge Mädchen auf ihr Debüt in der vor-

nehmen Gesellschaft vorbereitet; jetzt hatte sie nur noch ihren Stolz, der sie eisern am letzten Zipfel Ehrbarkeit festhalten ließ.
    Eine weizenblonde Locke fiel ihr ins Gesicht, als sie ihrem nächsten Kunden mit einem müden, aber fröhlichen Lächeln das Wechselgeld zurückgab.
    „Orangen, schöne Orangen! Wer ist der Nächste?“
    Einer ihrer Stammkunden trat vor, ein dicklicher Rechtsan- walt von einem der nahe gelegenen Inns of Court. Seine schwarze Robe blähte sich im Wind, und er hielt mit feister Hand seine Perücke fest. Er musterte eingehend ihre Figur. Bel wandte den Blick ab und suchte eine schöne große Frucht für ihn aus. Sie polierte sie mit ihrer Schürze, unterdrückte ih- ren Stolz mit purer Willenskraft und hielt die Hand auf. „Macht einen Penny, Sir“, seufzte sie.
    Der Anwalt zögerte und reichte ihr dann keine Münze, son- dern eine Banknote, die der Wind beinahe davongeweht hätte. Bel runzelte die Stirn und betrachtete sie genauer. Zwanzig Pfund! Angewidert drückte sie dem Anwalt den Geldschein in die schweißnasse Handfläche, obwohl es für sie annähernd der Verdienst eines Vierteljahres gewesen wäre. „Nein, Sir. Nein.“ „Nein?“ fragte er mit einem Glühen in den kleinen Äuglein. „Überlegen Sie es sich gut, meine Liebe.“
    „Sir, Sie beleidigen mich“, entgegnete sie. Ihre Abfuhr war so frostig, als käme sie von einer Baroness im Salon statt von ei- ner verzweifelten, bitterarmen jungen Frau, die sich ganz al- lein auf den Straßen der großen Stadt durchschlug.
    „Ich verdopple die Summe“, flüsterte er und kam näher.
    Sie hob das Kinn. „Ich bin nicht käuflich.“
    Unter ihrem vernichtenden Blick lief der ungeschlachte An- walt dunkelrot an. Er entfloh, beschämt und mit schief sitzen- der Perücke. Bel schauderte ein wenig, kratzte sich an der Stirn und fasste sich wieder. Dann widmete sie sich der übri- gen Kundschaft. Es hatte nicht lang gedauert, bis sie erkannt hatte, dass nicht alle zu ihr kamen, um Orangen zu kaufen – ein Umstand, den sie meist großzügig ignorierte.
    Nachdem der letzte Kunde gegangen war, beugte sie sich über ihren großen ovalen Korb und begann die Orangen in sau- beren Reihen aufzuschichten.
    „He, du leichte Fregatte!“ schrie einer der Straßenhändler von gegenüber. „Lang bleibst du an unserer Ecke aber nicht

mehr stehen, Mädel. Wir müssen hungrige Mäuler stopfen. Du nimmst uns die
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