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Gaelen Foley - Amantea - 02

Gaelen Foley - Amantea - 02

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 02
Autoren: Erhören Sie mich Prinzessin
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spürte sie seine Kraft.
    „Geht in die Mitte des Irrgartens“, befahl ihr die dunkle, heisere Stimme.
    „Oh, mein Gott“, flüsterte sie, schloss die Augen und fühlte sich vor Erleichterung schwindlig. Er war gekommen.
    Natürlich war er gekommen.
    Obgleich er sie nicht begehrte und niemals lieben würde, fühlte er sich dazu verpflichtet, sie zu beschützen.
    Darius Santiago war der Mann, dem der König am meisten vertraute. Er war sein bester Spion. Seine Treue ihrem Vater gegenüber kannte keine Grenzen. Wenn ein Feind des Köni- greiches Amantea beseitigt und die königliche Familie des kleinen italienischen Inselstaates beschützt werden musste, übernahm Darius diese Aufgaben stets ohne Murren. Seine Anwesenheit zeigte Serafina deutlich, dass tatsächlich etwas Ernstes hinter Philippes Versuch steckte, sie zu entführen.
    Sie nahm die Hände vom Mund und hob das Kinn. Sie wartete auf weitere Anweisungen.
    „Geht zum Springbrunnen, Hoheit. Beeilt Euch.“
    „Wo sind Sie?“ fragte sie zitternd. „Helfen Sie mir.“
    „Still“, flüsterte er. „Geht in die Mitte des Irrgartens.“
    „Ich habe die Orientierung verloren, Darius. Ich weiß nicht mehr, wo ich bin.“ Auf einmal vermochte sie kaum mehr et- was zu sehen, da ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie hatte es geschafft, sie zu unterdrücken, seitdem Philippe sie zum ersten Mal ergriffen hatte. Als sie aber nun durch die dun- kelgrüne Hecke spähte, um Darius zu erblicken, konnte sie sich nicht mehr beherrschen.
    „Verliert nicht die Nerven, fasst Mut“, wies er sie an. „Biegt zwei Mal rechts um die Ecke. Ihr seid dem Ziel schon ganz nahe. Ich treffe Euch dort.“
    „In ... In Ordnung“, brachte Serafina mühsam hervor.
    „Geht.“ Gleich darauf verschwand er.
    Einen Augenblick glaubte sie, sich nicht bewegen zu kön- nen. Dann verflüchtigte sich der kalte Dunst des Grauens, der sich auf sie herabgesenkt hatte, und sie zwang sich dazu, dem winzigen, mit Ziegeln ausgelegten Mittelpunkt des Irrgartens zuzustreben.
    Ihr zerkratztes Knie brannte noch immer, denn zuvor war sie auf dem Gras ausgerutscht und hingefallen, das helle Kleid

aus luftiger Seide, das sie so gern trug, wies nun einen Riss auf. Jede Bewegung bereitete ihr eine Qual, da sie so sehr darum bemüht war, kein Geräusch zu verursachen. Immer wieder zuckte sie vor Angst zusammen, doch sie schaffte es, dem beruhigenden Plätschern des Springbrunnens zu folgen.
    Mit jedem Zoll, den sie vorwärts kam, sang sie im Inne- ren seinen Namen, als ob sie ihn dadurch heraufbeschwören könnte. Darius, Darius, Darius. So erreichte sie das Ende des ersten Gangs.
    Sie holte tief Luft und schaute vorsichtig um die Ecke.
    Niemand.
    Mit wachsender Zuversicht schlich sie weiter. Bilder zogen vor ihrem inneren Auge vorbei – Bilder von Darius, der sie ihre ganze Kindheit über bewacht, sie mit seinem Blick beru- higt hatte, ihr ernster geliebter Ritter, der sie stets beschüt- zen würde. Doch als sie schließlich erwachsen geworden war, hatte sich nichts so entwickelt, wie sie sich das vorgestellt hatte.
    Darius, sie dürfen mich nicht fangen.
    Vor sich sah sie eine Lücke in der linken Hecke, an der sie vorbeimusste. Dort ging ein weiterer Pfad ab. Sie betete, dass ihre Verfolger nicht dort auf sie lauerten. Als sie zu der Stelle kam, blieb sie zögernd stehen, da sie auf einmal wieder der Mut verließ.
    Eine Schweißperle lief ihr die Wange hinab.
    Soll das doch die Öffentlichkeit erfahren, dachte sie in ei- nem Anflug von Wildheit, während sie sich das Gesicht rieb. Schockierende Neuigkeiten – die Prinzessin schwitzt!
    Einen kurzen Moment lang schloss sie die Augen für ein stummes Stoßgebet. Dann hastete sie an der Stelle vorbei und warf dabei einen raschen Blick den Gang entlang. Etwa zwanzig Fuß von ihr entfernt lag Philippes grobschlächtiger Kutscher mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Er rührte sich nicht mehr. Ein Stück Draht, das um seinen Hals gewunden war, schimmerte im Mondschein. Er war erwürgt worden, und schlagartig wurde ihr bewusst, dass Darius hier gewesen sein musste.
    Sie eilte weiter, während sich kaltes Entsetzen in ihr aus- breitete. Das melodische Zirpen der Zikaden wurde zu einem monotonen Vibrieren, das an ihren Nerven zerrte. Als sie am Ende des Wegs angelangt war, kämpfte sie mit aller Kraft ge- gen ihre Furcht an, nahm ihren ganzen Mut zusammen und schaute um die Ecke.

Frei!
    Der Mittelpunkt des Irrgartens war jetzt deutlich zu erken- nen. Sie
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