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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen
Autoren: Wolfgang Voosen
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allem
steckt?«
    »Ausgeschlossen ist das nicht. Aber
wenn es wirklich so sein sollte, dann waren Ihre Auskünfte heute
Abend Gold wert. Tut mir Leid, aber ich muss sofort los und meinen
Chef verständigen. Sie wissen ja, die Zeit drängt.« Er
verabschiedete sich von Herzberger, der immer noch völlig
verdattert wirkte, dankte ihm und zahlte am Tresen die Rechnung. Im
Hinauseilen drückte er die Kurzwahltaste und hatte wenige
Augenblicke später seinen Chef in der Leitung. Die Uhr zeigte 21.41
Uhr.

 
    54
    Lortzingstraße 7, Freitag, 5. Juni,
21.41 Uhr
    Fassbinder war noch nicht lange
zuhause, als das Handy klingelte. Ein schwieriger Tag lag vor ihnen
und er wollte für morgen noch etwas Kraft sammeln und früh schlafen
gehen. Er hoffte Schlaf zu finden, zweifelte jedoch daran. »Jürgen
Fassbinder, was gibt's?«
    »N'Abend, Chef, tut mir Leid, noch
so spät zu stören, aber es brennt!«
    »Schieß los!«
    »Sie wissen doch, ich habe mich eben
noch mal mit Herzberger getroffen«, begann er einleitend. »Sitzen
Sie?«
    »Nim mach's nicht so spannend! Also
was ist los?«
    »Sein früherer Barkeeper ist… Carlo
Mancini!« Die Bombe war geplatzt. Fassbinder war - und das geschah
selten - sprachlos.
    »Die ganze Zeit haben wir uns«, fuhr
Phillip fort, »voll auf die männlichen Teilnehmer gestürzt. Es ist
uns überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass auch jemand anders
der Täter sein könnte …«
    »Aber, wie passt das zusammen?«
Fassbinder hatte seine Sprache wieder gefunden. »Die Karteikarten
wurden doch bei einem Einbruch entwendet. Die hätte Carlo doch
einfach mitnehmen und kopieren können!«
    »Chef, Sie haben selbst gesagt, wir
hätten es mit einem intelligenten Täter zu tun. Dazu gehört auch
das Legen falscher Spuren. Gerade weil er uns immer wieder Hinweise
gegeben hatte, war es auch logisch, uns auf falsche Fährten zu
locken!«
    »Da könntest du Recht haben. Wann
und wo treffen wir uns?«
    »Ich bin noch im Flughafen. Am
besten schnappen Sie sich einen von der SoKo und fahren gleich zum
Bistro. Wenn ich mich nicht irre, ist heute wieder ein Treffen
angesagt!«        
    »Wirklich? Sind die einfach so zur
Tagesordnung übergegangen?« entgegnete er etwas verwundert. »Aber
umso besser für uns, dann treffen wir Carlo auf jeden Fall an und
können ihn vorläufig festnehmen. Du kannst ja nachkommen. Wenn wir
ihn haben, melde ich mich auf jeden Fall bei dir.«
    »Okay, Chef, viel Glück!«
    »Tschüss, Phillip! Guter
Job!«
    Fassbinder verständigte Marc, dessen
Frau natürlich wenig begeistert war, sich aber wie immer verständig
zeigte. »Sagen wir 22.15 Uhr auf dem Laurentiusplatz. Schaffst du
das?«
    »Kein Problem. Bis
gleich.«

 
    55
    Bistro ›Vera & Friends‹,
Freitag, 5. Juni, 22.21 Uhr
    Fassbinder und Marc betraten das
Bistro durch den Haupteingang, Marc mit entsicherter auf den Boden
gerichteter Pistole. An der Bar saßen zwei Männer um die vierzig
und eine etwa dreißigjährige blonde Frau, vielleicht auch ein paar
Jahre älter. Hinter der Bar war lediglich Vera zu sehen, die gerade
drei Longdrinks einschenkte. Sie fuhr mit dem Kopf hoch, als sie
die beiden Kommissare sah und sofort bemerkte, dass der Jüngere
seine Pistole gezogen hatte. Die Gäste wirkten ebenfalls
verschreckt. »Tut mir Leid«, hielt Fassbinder sich nicht lange mit
einer Begrüßung auf und kam sofort zum Grund seines Auftritts. »Wir
suchen Carlo. Ist er hier?«
    »Nein«, antwortete Vera. »Er hat
sich nicht wohl gefühlt und ist so vor gut einer Stunde gegangen.
Er sagte, er wolle nach Hause, er habe sich wohl eine Grippe
eingefangen. Soll ich ihn anrufen?«
    Vera hatte noch gar nicht begriffen,
dass es um Carlo selbst ging. Nach den bisherigen Nachforschungen
hinsichtlich ihrer Gäste war sie automatisch davon ausgegangen,
dass Carlo zu einem der Kunden befragt werden sollte. Aber warum
dann die gezückte Pistole? Und wieso so spät am Abend? - dachte
sie, konnte sich aber keinen richtigen Reim auf die ganze
Angelegenheit machen. »Können wir Sie kurz nebenan
sprechen?«
    »Selbstverständlich. Kommen Sie.«
Sie ging voraus. Fassbinder erklärte ihr sein eigentliches
Anliegen. Vera war entsetzt und konnte nicht glauben, was man Carlo
vorwarf. »Bitte sprechen Sie mit niemandem darüber, Frau Corts. Es
ist ganz wichtig. Beschwichtigen Sie bitte auch Ihre Gäste, falls gleich Fragen kommen, wenn wir gegangen
sind. Wir halten Sie auf dem Laufenden.«
    »Ja … ist gut. Ich bemühe
mich.«
    »Wollen Sie
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