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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes
Autoren: Jacquelyn Frank
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Lia kicherte. »So, ich sollte mich langsam fürs Abendessen umziehen. Ich habe dreimal so viele Kleider, seit ich in die Burg gezogen bin. Gleich unterhalten wir den Führer eines weiteren Landes. Es ist so aufregend. Ich habe schon ein Kleid ausgesucht, wenn Derrik kommt … Ich würde gern wissen, wie er wohl aussieht. Diese Yesu-Männer sind ziemlich groß. Von dir weiß ich, dass die Yesu-Frauen ebenfalls groß sein sollen, obwohl man es bei dir nicht gerade sieht, aber ich frage mich ehrlich, wie groß ein Mädchen wohl sein muss, dass es sich unter diesen Kerlen nicht klein fühlt. Das sind richtige Riesen!«
    Liandra redete mehr mit sich selbst, während sie an dem Königspaar vorbei auf den Flur hinauslief. Mystique war es gewöhnt, dass Lia mit niemandem im Besonderen sprach, doch sie fand es immer noch lustig. Sie blickte über die Schulter zu ihrem Mann.
    »Ich bete sie an.« Sie seufzte glücklich.
    »Das hast du gestern auch über Chayne gesagt. Und am Tag davor über Delano.«
    »Und jeden Tag über dich, hoffe ich«, versetzte sie.
    »Ohne Zweifel«, stimmte er zu. »Ich muss dir etwas sagen, Kébé .«
    »Ach?« Mystique schlang die Arme um ihn und hob das Kinn, um ihn anzusehen. »Was denn?«
    »Nun …« Er räusperte sich, und sie bemerkte, dass er tatsächlich nervös war.
    Die Vorstellung belustigte sie. Sie lehnte sich zurück, um sein markantes Gesicht besser sehen zu können.
    »Hast du etwas falsch gemacht? Obwohl ich mir nicht vorstellen kann …«
    »Du bist schwanger«, platzte er heraus. »Ich weiß, dass du es noch nicht weißt, aber alle Männer wissen, wann eine Frau schwanger ist. Es ist … es ist eine Eigenschaft der Sánge. Wir können die Veränderung riechen. Wir können sagen, ob eine Frau steril, fruchtbar oder …«
    »Schwanger ist.«
    »Jawohl«, stimmte er erleichtert zu. »Ich bin furchtbar rücksichtslos in dieser ganzen … Angelegenheit gewesen, und ich habe im Grunde nie gefragt …«
    Mystique kicherte und schlug etwas zu spät die Hand vor den Mund, womit sie sich einen finsteren Blick von ihm einfing.
    »Reule«, schalt sie ihn. »Willst du etwa herausfinden, ob ich glücklich bin, dass ich Mutter werde, obwohl ich jetzt nichts mehr dagegen tun könnte?«
    Er öffnete den Mund, doch er brachte erst einmal keinen Ton heraus. »Ja«, gestand er schließlich. »Und du denkst bestimmt, ich bin ein Idiot, oder?«
    »Nein. Das denke ich nie«, sagte sie tadelnd. »Dumm – das schon. Aber ein Idiot? Nein. Ja, mein Geliebter, ich bin entzückt zu hören, dass ich Mutter werde. Das erste Sánge-Yesu-Baby und der neue Thronerbe. Warum sollte ich nicht stolz sein? Ich liebe dich. Para wird sich wahnsinnig freuen. Rye wird ein bisschen Bestärkung brauchen. Und … oh, ach du liebe Göttin, willst du etwa sagen, sie wissen es schon? Seit wann weißt du es? Seit wann wissen es die anderen? Ab wann kann man eine Schwangerschaft ›riechen‹?«, fragte sie.
    »Hmm, ungefähr sieben Tage nach der Empfängnis.«
    »Sieben Tage?«
    Er nickte, und als sie den Ausdruck in seinem Gesicht sah, hätte sie ihn umbringen können.
    »Reule, wie schwanger bin ich denn nun?«
    »Na ja … Erinnerst du dich an den Nachmittag, als wir den Yesu zum ersten Mal begegnet sind und du ernsthaft …«
    »Einen Monat!«, quiekte sie. »Du weißt es schon seit einem Monat, und du hast es mir nicht gesagt?«
    »Nun, genauer gesagt, drei Wochen und drei Tage.«
    »Reule!«
    »Baby, das ist die Tradition der Sánge. Wir warten, bis der erste Monat um ist für den Fall, dass es Probleme gibt, somit werden die Erwartungen nicht …«
    »Ach so, wenn ich also eine Fehlgeburt habe, bist du der Einzige, der es erfährt? Der Einzige, der den Verlust spüren soll? Der Einzige, der trauert? Du egoistischer Mistkerl!«
    Sie stieß ihn weg und benutzte diesmal ihre Fähigkeit, um seine Muskeln einen Augenblick lang zu schwächen.
    Er taumelte rückwärts und fluchte, während er Halt an einer Wand suchte. Es war ein mieser Trick, aber, verdammt, er bewunderte sie auch dafür. Doch er erwischte sie am Handgelenk, bevor sie verschwinden konnte, und presste sie gegen den Türrahmen.
    »Es ist eine Tradition, und es ist nicht egoistisch. Es ist fürsorglich und sensibel. Hast du eine Ahnung, wie oft Frauen in dieser Gesellschaft eine Fehlgeburt haben in den ersten einundzwanzig Tagen? Wie oft das einer fruchtbaren Frau in ihrem Leben passiert? Bei einer Lebenszeit von vier Jahrhunderten im Schnitt würde das zu einer
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