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Gabe des Blutes

Gabe des Blutes

Titel: Gabe des Blutes
Autoren: Jacquelyn Frank
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auf dem Holztisch festnagelte. Darcio stieß ihm ein Knie in den Oberschenkel und das andere in die Leistenbeuge. Knar zuckte zusammen vor Schmerz, unfähig sich zu bewegen und die Schreie zu unterdrücken.
    Ganz ruhig, so als würde er nicht mit einem Mann ringen, der fast doppelt so schwer war wie er, hob Darcio den Blick zu Reule. »Mein Primus?«
    Eine eiserne Regel für einen Schattenmann war, dass jeder, der den Primus oder die Prima der Sánge bedrohte, augenblicklich vom jeweiligen Schattenmann getötet werden musste. Darcio hätte Reule gar nicht um Erlaubnis bitten müssen. Doch die Umstände waren besonders. Reule blickte zu Mystique, die vor dem Handgemenge hinter Chayne Schutz gesucht hatte. Die Schattenmänner hatten in perfektem Einklang reagiert, und Reule war sehr stolz.
    Reule nickte dem Schattenmann nicht zu. Stattdessen hob er fragend eine Braue und blickte zum Zweiten Befehlshaber Lothas. »Ihr habt Eure Antwort bekommen«, sagte er herablassend. »Sie gibt zu, dass sie die Frau ist, die Ihr sucht, und sie gibt zu, dass sie den Prinzen ermordet hat«, sagte er und warf Knar einen vielsagenden Blick zu. »Wird bei Euch ein versuchter Mord oder eine versuchte Vergewaltigung hingenommen und vergeben, nur weil der Verbrecher dem Königshaus angehört? Hätte mein Schattenmann beiseitetreten und es diesem Mittelkönig erlauben sollen, meine Frau aufgrund seines Geburtsrechts zu vergewaltigen?«
    Alle Anwesenden sahen Lothas erwartungsvoll an, als der den Blick über Knar und dann wieder zu Reule wandern ließ. Dann sah er Mystique an und runzelte die Stirn.
    »So war das also?«, fragte er.
    »Harrell und zwei Diener haben mich allein angetroffen, sie haben mir die Kleider heruntergerissen und mich misshandelt. Ich habe mich gewehrt. Zu heftig, wie es scheint«, fügte sie mit tiefem Bedauern hinzu. »Ich wurde ohne Prozess angeklagt, verurteilt und gefoltert. Ich konnte fliehen, bevor man mich, wie angekündigt, seinen Soldaten überlassen hätte.« Sie schluckte schwer, wandte jedoch den Blick nicht ab, obwohl mehrere Männer im Raum die Augen niederschlugen aus Scham über ihre Geschlechtsgenossen. »Reule hat mich ungefähr zwei Wochen später gefunden, glaube ich. Ich weiß nicht genau, wie lange es gedauert hat. Er hat mich gefunden, hat mich aufgepäppelt … mir ein Zuhause und einen Namen gegeben und sich in mich verliebt. Alles Weitere könnt Ihr hier sehen.« Sie zeigte mit der Hand auf die Umstehenden. »Ich kann Euch keine Zeugen bieten, außer …« Sie setzte ein kleines geheimnisvolles Lächeln auf. »Mein Gemahl hat die Erinnerung daran mit mir durchlebt. Wenn Ihr gern einen Yesu-Telepathen herbringen wollt …«
    »Nein. Das ist nicht nötig. Ich denke, Ihr habt genug Demütigungen erdulden müssen. Primus Reule, Ihr könnt mit ihm verfahren, wie Ihr es für angemessen haltet«, sagte Lothas endgültig.
    Knar krächzte protestierend, während Darcio begierig auf Reules Entscheidung wartete. Reule nahm Mystiques Hand, küsste sie und zog sie an sich.
    »Kommt, lasst uns in den Speisesaal des Rudels gehen, vielleicht können wir unser Abendessen fortsetzen.« Mit einem Blick bezog er den gesamten Raum in die Einladung mit ein. Dann blickte er zu Darcio. »Schließ dich uns danach an«, bat er ihn leise.
    Reule führte die anderen aus dem Besuchersaal, und Drago schloss die Tür, hinter der Knar und Darcio zurückblieben.

Einen Monat später …
    »Wie geht es ihm heute?«
    »Besser«, sagte Mystique lächelnd. »Rye ist eine komplexe Persönlichkeit. Etwas, was ich am Anfang nicht so recht geglaubt hatte. Sein Charme verstellt den Frauen den Blick auf seine Tiefe. Auf diese Weise hält er sie auf Abstand.«
    »Reule hat viel Zeit mit ihm verbracht«, bemerkte Liandra, als sie eine frisch angerührte Salbe in das entsprechende Gefäß füllte. Wie sich herausgestellt hatte, war sie geschickt im Herstellen von Medizin, und sie half ihrer Prima gern dabei, während sie sich unterhielten und über die Geschehnisse in Jeth diskutierten.
    »Ich weiß. Es war nicht leicht für Reule, zu verstehen, wie Ryes Zuneigung und Loyalität ihm gegenüber so leiden konnten, dass er mich angegriffen hat. Ich glaube, sie haben beide eine Menge über sich und den anderen gelernt. Rye wird mich nie so lieben, wie er Reule liebt, und das erwarte ich auch nicht. Wir mögen uns wieder, seit Rye angefangen hat, sich mit seinen Schuldgefühlen wegen Amandos Tod auseinanderzusetzen. Mein Mann macht sich immer
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