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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers
Autoren: Uschi Zietsch
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das Feuer weiter in Dankbarkeit und Demut, um zu leiten, zu wärmen und zu dienen. Bewahre, was dir gegeben wurde, und halte es in Ehren. Missbrauche niemals seine Macht und nimm sein Urteil an, sobald es gefällt ist.
    Das Feuer ist dein Baiku, und dein Baiku ist das Feuer.
    Und dies bist du: Fyrgar.«
 
    Aldavinur wandte sich seiner Tochter zu, die daraufhin ihr Versteck verließ und an seine Seite trat.
    »Eírtiti, dies ist dein Feuer. Geh hindurch. Zögere nicht! Sonst ist es vorbei für immer. Noch hat er dich nicht gesehen.« Er deutete auf den Zauberer, der in sich versunken dastand und versuchte, den Zorn der Götter zu besänftigen. »Tu es für ihn, wie es dein Wunsch gewesen war von Anfang an, sonst verlierst du auch ihn.«
    »Aber was hast du vor, Vater? Du kannst doch nicht mehr durch das Feuer gehen!«
    »Durch dieses Feuer schon.«
    Er holte den letzten Glutstein, den er noch besaß, warf ihn in den Schnee und entzündete das Eisfeuer, genau wie er es damals nach seiner Geburt bei seinen Eltern beobachtet hatte. Hell loderten die blauen Flammen neben den roten empor. Die beiden Drachen fuhren auseinander, als sie diese Veränderung bemerkten, und der Schattendrache hielt inne und sah erstaunt auf das Feuer. Davon konnte Efrynn nichts wissen, denn Aldavinur hatte es ihm nie erzählt, und auch die übrigen Fyrgar hatten dieses Feuer hier oben noch nie entzündet. Der Gott war völlig ahnungslos, was der Fyrgar tatsächlich vorhatte.
    Aldavinur atmete tief ein und stieß einen Seufzer aus. Er hielt eine Hand in das Eisfeuer und lächelte. »Mein Baiku ist zurück. Es hat die ganze Zeit hier auf mich gewartet.«
    »Vater ...«
    »Leb wohl, Eírtiti - und geh jetzt!« Dann rannte er los, und auf einmal wurden seine Sprünge immer weiter und länger, seine Gestalt wandelte sich, bis eine riesige blauschwarze Katze sich auf den Schattendrachen warf, der gerade zum tödlichen Schlag gegen den am Boden liegenden Fylang ausholte. Der Schattendrache stieß einen wütenden Schrei aus, verlor das Gleichgewicht und fiel hintenüber. Aldavinur drehte sich, erhob sich auf die Hinterbeine und versetzte ihm einen zweiten gewaltigen Stoß, setzte nach, und dann waren sie beide im blauen Feuer.
 
    »Du überraschst mich immer wieder, Meister!«, hörte der Fyrgar Efrynns Stimme durch das Brausen um sie her.
    »Und mehr, als du ahnst, denn es gibt da etwas, von dem du nichts weißt, Efrynn«, sagte Aldavinur. »Ich wurde einst mit Wissen geboren, genau wie du. Gondwin spürte damals das Besondere in meinem Baiku, verstand jedoch nicht, was es war.«
    Er wies auf die Grenze zwischen den blauen und den roten Flammen, die Eírtiti soeben zögernd betrat. Nackt, wie sie geboren worden war, sie hatte alles abgelegt, um ihr Baiku zu empfangen.
    »Von ihr hast du nichts gewusst, die ganze Zeit über! Sie ist es, du Narr! Sie ist die Fünfte Stufe, nicht du! Du bist genauso unvollkommen wie ich. Es ist so, wie dein Herr gesagt hat: Du bist mein Gegenpol. Die Vollendung findet sich erst in meiner Tochter!«
    »Das kümmert mich nicht«, erwiderte Efrynn. »Der Schattenweber ergänzt, was mir fehlt, er macht mich vollkommen, so wie Gondwins Anteil! Ich bin bereit für die Fünfte Stufe!«
    Da lachte Aldavinur böse. So böse, wie er noch nie in seinem ganzen Leben gelacht hatte.
    »Du irrst dich, du ungezogenes, dummes Kind! Ich habe dich getäuscht. Dieses Feuer habe ich nicht geschaffen, es sind die Eisflammen des Wolkenreiters, und es ist ein Sphärenfeuer! Ich habe nur den Funken entzündet, als ich meinen letzten Stein daraufwarf. Ich habe gar kein Glutsteinmehl mehr, und du auch nicht. Das hier ist kein Feuer der Fyrgar, und es ist nicht natürlichen Ursprungs. Weißt du, was das bedeutet, nachdem du die Vierte Stufe schon betreten hast?«
    Ein panischer Ausdruck trat auf Efrynns Gesicht, er schlug mit den Schwingen, um sich aus den Flammen zu retten, doch Aldavinur hielt ihn mit seinen gewaltigen Kräften fest, obwohl er selbst in seiner Katzengestalt viel kleiner war als der Drache. Es gab kein Zurück mehr für sie beide.
    Bald schon begann das Feuer an ihm zu züngeln und zu lecken. Doch was Efrynn widerfuhr, war noch viel grausamer. Der Schattendrache schrie in höchster Not, als die Flammen sich gegen ihn richteten und über ihm zusammenschlugen.
    Und in diesem Augenblick brachen die gefangenen Baikus der Fyrgar aus ihm hervor und flohen den Berg hinab. Glücklich sah Aldavinur ihrer flammenden Spur nach und wusste,
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