Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
diffusen Schemen von Göttern, die ihre Arme nach dem sterbenden Finsteren ausstreckten und ihn auffingen, um ihn nach dieser langen Zeit zum endgültigen Nichtsein zu geleiten.
 
    Das alles geschah still und von der Welt unbemerkt.
    Der Fyrgar aber war froh um diese letzte Gnade, welche die Götter ihrem Bruder zuteil werden ließen, denn Finsternis oder nicht ... ein Gott blieb ein Gott, und dieser war ein Großer gewesen, der schon vor dem ersten Erwachen der Schlafenden Schlange existiert hatte.
    Und ein Handlanger ist ein Handlanger und nicht mehr, zog er den Schluss über sich selbst, doch nicht zornig, sondern heiter, weil nun endlich alles vorüber war und seine Bestimmung gefunden hatte.
 
    Aber ich werde wohl trotzdem den Preis dafür zahlen müssen, was ich getan habe, denn die Vernichtung eines Gottes darf nicht ungesühnt bleiben.
 
    Eírtiti verließ das Feuer. Kurz bevor sie die Grenze überschritt, schüttelte sie sich und spürte die Pracht ihres schwarzroten Fells, kratzte mit den Krallen über gefrorenes Gestein, witterte mit schwarzer Nase. Ihr Blick reichte weit, so unendlich weit über das Gebirge hinaus, und ihr Gehör vernahm mühelos den Schrei eines Neugeborenen unten im Tiefland. Doch sie hatte nur Augen für den Mann, der müde auf der anderen Seite stand und wartete, eine große dunkle Gestalt mit einem Drachen im Gefolge, der ziemlich zerzaust und angeschlagen aussah.
    Ich erinnere mich an dich, dachte sie. Der Geist der Goldenen Insel Erytrien durchdrang sie, die Erinnerung an das vereinte Volk, bevor es zur Trennung gekommen war.
    Es gab viel zu tun. Sie musste den Fyrgar das Bewusstsein zurückgeben und dann die Welt auf den sich nahenden Sturm vorbereiten. Noch immer gab es Mächte auf Waldsee, die das Gefüge ins Wanken und den Schutz des Siebensterns zum Einsturz bringen konnten. Die Zeit würde kommen, da alle Artefakte, die noch übrig waren, erwachten und ihrer Bestimmung zugeführt wurden. Die Zeit würde kommen, da Waldsee die Neutralität ablegen und sich entscheiden musste. Wenn die Schlafende Schlange endgültig erwachte, weil der Sturm des Ewigen Krieges sie geweckt hatte, und anfing, das Träumende Universum zu verschlingen.
    Darum bin ich hier, dachte Eírtiti. Ich bin die Hoffnung und das Artefakt der Fyrgar. Meine Pflicht ist es, die Welt zu schützen und zu bewahren, und die Entscheidung vorzubereiten.
    Aber das war kein Opfer, sondern eine Weiterentwicklung. Effizient, würde ihr Vater dazu sagen. Wieder war alles ganz anders gekommen, als er angenommen hatte. Eírtiti würde kein weiteres Mal mehr durch das Feuer gehen, denn sie hatte ihr Leben nicht auf der Ersten, sondern bereits auf der Vierten Stufe begonnen.
    Deswegen hatte sie das Wissen von Anfang an besessen, war sterblich und weiblich gewesen. Und nun ... war sie etwas ganz anderes, ihr Baiku hatte sich gewandelt, und sie hatte die Unsterblichkeit erhalten.
    Mein Baiku ist die Fünfte Stufe, dachte sie. Ich bin es selbst!
    Zärtlich betrachtete sie den Annatai, der geduldig und besorgt wartete. Sie würde ihn ergänzen, seine Macht verstärken, denn die Welt musste sich wappnen. Bald würden die Grenzen für die Götter fallen, und der Sturz der Sterne würde beginnen.
    Ich bin Eírtiti, die Allumfassende, ich bin die Welt selbst. Ich werde sie schützen, und ich habe den mächtigsten Krieger und Zauberer an meiner Seite.
    Sie trat über die Schwelle, und während dies geschah, wandelte sich ihre Gestalt, und sie nahm ihre gewohnte Form an. Nackt und unversehrt, mit strahlenden Augen, trat sie auf den Zauberer zu, der seinen Umhang abnahm und ihn um sie legte, denn die Luft war schneidend kalt ohne Fell und ohne schützendes Feuer. Sie war noch zu neugeboren, um ihr inneres Feuer wecken zu können.
    Eírtiti drehte sich um und blickte auf das Eisfeuer, in dem sie die schattenhaften Umrisse ihres Vaters erkennen konnte. Er brannte allein dort, nachdem der Schattenweber vernichtet war. Sie wusste, sie konnte ihn nicht mehr erreichen.
    Ach, Vater, du kannst es nie mehr erfahren. Wenn du nur wüsstest, wenn du sehen könntest, dass ich erreicht habe, was du für unmöglich hieltest! Du hast nicht versagt, wie du immer geglaubt hast. Denn du allein hast es möglich gemacht, durch dich ist die Fünfte Stufe erst entstanden! Ich liebe dich dafür umso mehr und danke dir für dieses wunderbare Geschenk. Ich werde dich nicht enttäuschen.
    »Nun wird er gehen, nicht wahr?«, flüsterte sie mit Tränen in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher