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Furien im Finstern

Furien im Finstern

Titel: Furien im Finstern
Autoren: A. A. Fair
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wußte, sie käme von einem Freund. Ich hatte Angst, er würde ein so teures Geschenk von einem einfachen Mädchen, das sich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen muß, nicht annehmen. Als ich damals die Anzahlung machte, habe ich das Gefühl gehabt, ich könnte mir so was eigentlich nicht leisten. Aber jetzt kann ich das ohne weiteres.«
    »Ja, verstehe«, sagte Bertha müde. »Na, ich glaube, ich bin ganz schön übers Ohr gehauen Worden. Sie kennen nicht zufällig diese Josephine Dell, die den Autounfall hatte, oder?«
    »Was für einen Unfall?« fragte sie neugierig.
    »Den Unfall an der Ecke vom Bankgebäude. Am Freitag um Viertel vor sechs. Ein Mann fuhr eine junge Frau mit seinem Wagen an. Sie dachte, es wäre ihr nichts passiert, aber...«
    »Aber ich bin diejenige Josephine Dell!«
    Berthas gebeugter Rücken richtete sich kerzengerade auf. »Was sind Sie?«
    »Ich bin das Mädchen, das den Autounfall hatte.«
    »Einer von uns beiden ist verrückt«, verkündete Bertha.
    Josephine Dell lachte wohlklingend. »Ich bin's aber. Es war ein seltsames Erlebnis. Der mich umgefahren hatte, schien ein sehr netter junger Mann zu sein. Ich dachte damals nicht, daß ich mir einen Schaden zugezogen haben könnte. Aber am nächsten Morgen hatte ich beim Aufstehen Kopfschmerzen, und mir war schwindelig. Ich habe einen Arzt gerufen, und er sagte, es sähe aus wie eine Gehirnerschütterung. Er schlug vor, ich sollte im Bett bleiben...«
    »Einen Augenblick«, unterbrach Bertha. »Hat dieser Mann Sie nach Hause gefahren?«
    »Er wollte es unbedingt, und ich habe es ihm erlaubt. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch nicht, daß mir etwas passiert sein könnte. Ich dachte nur, ich wäre halt umgefahren worden, und fühlte mich ein wenig durcheinander. Eigentlich war ich ja im Recht, was die Verkehrsampel betrifft, aber ich habe auch nicht richtig aufgepaßt. Der Mann drängte mich, ich sollte in ein Krankenhaus, wenigstens zur Untersuchung, und als ich das ablehnte, sagte er, er würde mich auf jeden Fall nach Hause fahren.«
    Bertha Cool sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen. »Und was geschah weiter?«
    »Nun, der Mann schien ein Gentleman zu sein. Aber ich war noch nicht lange im Wagen, da merkte ich, daß er ziemlich viel getrunken hatte. Ich bemerkte, daß er sogar eine ganze Menge intus hatte, und die Fassade des Gentleman verschwand sehr schnell. Er begann, anstößige Bemerkungen zu machen, und schließlich fing er sogar an, mich zu betätscheln. Ich schlug ihm ins Gesicht, stieg sofort aus und fuhr mit der Straßenbahn nach Hause.«
    »Sie haben ihm nicht gesagt, wo Sie wohnen?«
    »Nein, nur die Richtung, in der er fahren sollte.«
    »Und Ihren Namen haben Sie auch nicht genannt?«
    »Doch. Aber er war sicher zu betrunken, um ihn sich zu merken.«
    Bertha schien am Boden zerstört. »Das einzige, was jetzt noch fehlt, ist, daß Sie mir erzählen, Sie hätten in den Bluebonnet Apartments gewohnt.«
    »Sicher habe ich dort gewohnt. Ich wohne immer noch da. Woher wußten Sie das?«
    Bertha griff sich an den Kopf.
    »Was haben Sie?« fragte Josephine Dell.
    »Da brat mir doch einer 'nen gewaltigen Storch«, grunzte Bertha. »Ich werde mich einbalsamieren lassen. Muß wohl nicht alle Tassen im Schrank haben.«
    »Aber ich verstehe Sie nicht!«
    »Erzählen Sie nur weiter. Ich möchte alles wissen.«
    »Das ist fast schon alles. Am nächsten Morgen fühlte ich mich, wie gesagt, schwindelig. Ich rief den Arzt an, und der sagte, ich sollte eine Genesungspause machen. Ich hatte kein Geld zur Hand, aber ich wußte, daß ich etwas Geld zu erwarten hatte. Ich dachte, ich könnte vielleicht etwas arrangieren, damit ich — nun, ich wußte, daß Mrs. Cranning, die Haushälterin, eine Haushaltskasse hatte, aus der sie alle Rechnungen bezahlte. Und ich dachte, sie könnte mir vielleicht etwas von meinem noch ausstehenden Gehalt im voraus bezahlen. Ich sollte Ihnen eigentlich erzählen, daß der Mann, für den ich gearbeitet habe, plötzlich gestorben ist...«
    »Darüber weiß ich Bescheid«, sagte Bertha. »Erzählen Sie mir von dem Geld.«
    »Na ja, ich bin zu Mrs. Cranning gegangen. Die konnte mir aber nicht so viel geben, wie ich brauchte. Doch sie sagte, ich sollte gehen und mich erst einmal hinlegen, sie würde schon sehen, was sich machen ließe. Und sie hat wirklich phantastische Arbeit geleistet. Die Versicherung hat eine großzügige Abfindung bezahlt.«
    »Was hat die Versicherung getan?«
    »Sie stimmte mit meinem
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