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Furchtlos

Furchtlos

Titel: Furchtlos
Autoren: Jack Campbell
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übergeordneten Autorität ignorierten? Was war aus der Allianz-Flotte geworden, die er gekannt hatte? Captain Desjani beobachtete ihn aufmerksam und wartete auf den Wutausbruch, mit dem sie fest rechnete. Doch mit erzwungener Ruhe sprach er dann die Worte, die sich irgendwo tief in ihm formten, so als würde er eine uralte Aufnahme abspielen. »Captain, nehmen Sie bitte mit den Kommandanten aller Schiffe Kontakt auf und richten Sie ihnen aus, sie sollen sich auf Anweisung des Befehlshabers der Flotte zu einer Konferenz an Bord des Flaggschiffs einfinden.«
»Uns bleibt weniger als eine Stunde, bis das Ultimatum der Syndiks abläuft, Captain Geary.«
»Dessen bin ich mir bewusst, Captain Desjani.« Und ich bin mir in zunehmendem Maß bewusst, dass ich diesen Leuten zeigen muss, dass ich hier das Kommando habe, damit mir diese Flotte nicht zerfällt. Außerdem muss ich unbedingt etwas über diese Captains erfahren, damit ich sie nicht in einem entscheidenden Punkt falsch einschätze. Ich weiß verdammt zu wenig über sie. »Admiral Bloch zeigte mir seinen Konferenzraum und sagte, er könne dort ein virtuelles Treffen mit seinen Captains einberufen.«
»Ja, Sir. Das erforderliche Datennetz ist innerhalb der Flotte noch funktionsfähig.«
»Gut. Ich will sie in zehn Minuten bei dieser Konferenz sehen, und innerhalb der nächsten fünf Minuten erwarte ich von jedem einzelnen Captain die Bestätigung meines Befehls. Und falls sich einer von ihnen drücken möchte, sagen sie ihm, jeder ist zur Teilnahme verpflichtet.«
»Ja, Sir.«
Mit einem Anflug von Schuldgefühlen fiel ihm ein, dass er Captain Desjani auf ihrem eigenen Schiff in einem ganz und gar unhöflichen Tonfall herumkommandiert hatte. Er selbst hatte das auch gehasst, als ihm so etwas einmal widerfahren war. Das musste er sich jetzt vor Augen halten. »Vielen Dank, Captain. Kommen Sie bitte zum Konferenzraum. Wir treffen uns davor in … acht Minuten.«
Wenn er sich nicht täuschte, war der Konferenzraum ungefähr fünf Minuten von seiner Kabine entfernt. Geary nutzte die verbleibenden drei Minuten, um noch einmal die Aufstellung der Flotte aufzurufen, dann sah er sich eindringlich die Positionen der verschiedenen Schiffe zueinander an und ging im Geiste durch, welches von ihnen wie stark beschädigt worden war. Was früher einmal eine pflichtgemäße geistige Übung gewesen war, hatte sich zu etwas entwickelt, das er innerhalb von drei Minuten so umfassend wie möglich in sich aufnehmen musste. Ihm fiel etwas auf, was auf der Anzeige fehlte, etwas, von dem er wusste, dass es dort sein sollte. Er ergänzte es und sah sich die Darstellung eine Weile an, während er zu verstehen versuchte, warum sie für ihn keinen Sinn ergab.
Wieder war er in den Gängen der Dauntless unterwegs, wieder waren die Gesichter der Crew ihm erwartungsvoll zugewandt. Geary erinnerte sich an das Versprechen, das er Admiral Bloch gegeben hatte, und versuchte, den Eindruck zu erwecken, als wisse er genau, was er da tue. Er war auch mal ein Junioroffizier gewesen und hatte sich diesen Trick vor langer Zeit angeeignet. Allerdings war er sich nicht sicher, was er sonst noch gelernt hatte, das sich jetzt wirklich als hilfreich erweisen konnte.
Ein Marine der Allianz stand stocksteif in Habtachtstellung vor dem Konferenzraum und salutierte, als Geary sich ihm näherte. Die Geste irritierte ihn einen Moment lang, bis er begriff, wenn es jemanden gab, der an alten Traditionen festhielt, dann waren es die Marines.
Captain Desjani trat vor. »Captain Geary, die Befehlshaber aller Schiffe sind anwesend.«
Er warf einen Blick in Richtung Konferenzraum, der aus seinem gegenwärtigen Blickwinkel leer zu sein schien. »Alle?«
»Ja, Sir. Die meisten von ihnen scheinen glücklich darüber zu sein, Ihre Befehle entgegenzunehmen«, fügte Desjani hastig an.
»Glücklich.« Natürlich waren sie glücklich. Sie hatten keine Ahnung gehabt, was sie tun sollten, aber jetzt konnten sie sich ja an ihn wenden. Und das galt auch für Desjani, die um mindestens zehn Jahre jünger geworden zu sein schien, seit er das Kommando übernommen hatte. Sie warten auf den Helden, der sie retten kommt, dachte Geary grimmig. Dabei ist das so unfair. Nach allem, was sie durchgemacht haben … Er überlegte, wie er sich fühlte mit dieser Leere in seinem Inneren, und er fragte sich, welche Leere diese Leute verspüren mochten, nachdem sich ihre Welt plötzlich so sehr verändert hatte, dass es ihre Vorstellungskraft überstieg.
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