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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb
Autoren: Helen FitzGerald
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er aus dem Internet heruntergeladen hatte, und nach den Bändern, auf denen er über die Jahre hinweg all die kleinen Mädchen aufgenommen hatte. Diese würde sie sorgfältig neben dem Bett aufreihen.
    Wenn Mike erwachte, würde Sarah über ihm stehen und mit ihrer Ansprache fortfahren.
    »Mike Tetherton, du hast Krissie Donalds Leben, Marie Johnstons Leben und« – auf die Videos zeigend – »das Leben all dieser Mädchen zerstört, und du verdienst es nicht, in Frieden zu sterben.«
    Dann würde sie das Küchenmesser zum Vorschein bringen, das sie seit Perth ihr Eigen nannte, und zwei Zentimeter tief in seinen Oberschenkel schneiden. Er würde zusammenzucken und weinen wie ein Baby, aber davon würde sie sich nicht beeindrucken lassen.
    Sie würde langsam die Tasche mit den Maden zum Vorschein bringen, die sie im Geschäft für Fischereibedarf gekauft hatte, und eine Made zwischen ihren Fingern halten. Die Made würde zappeln wie verrückt, und Sarah würde fortfahren: »Dieses kleine Kerlchen ist genau so wie du. Es ernährt sich von Fleisch. Es kriecht in einen hinein und beginnt zu fressen. Es gräbt und wächst, gräbt und wächst, und bleibt lange, lange in einem. Schließlich verwandelt es sich in etwas anderes, etwas, das zu groß ist, etwas, das fliegen muss.«
    Dann würde sie eines der pornografischen Bilder aus seiner Sammlung hochhalten, ein kleines Mädchen namens Miranda oder Julie oder (beliebigen Namen einsetzen), und die Made in den Schlitz in seinem Oberschenkel platzieren.
    »Die ist für Miranda.«
    Sarah würde mindestens fünfzig Schnitte machen, überall an seinem Körper, und zusehen, wie er zappelte und schrie, während er von Maden kolonisiert wurde.
    Es war ein sehr befriedigender Plan, der auf allen Bedeutungsebenen funktionierte.
    Aber als Mike die Tür öffnete, war Sarah wie betäubt, und dann lief alles falsch. »Hallo, Mike«, sagte sie, ohne Ansprache, ohne Stein und ohne Fall auf den Boden. »Erinnerst du dich an mich? Ich bin Sarah, Sarah McGibbon – ich meine, Morgan.«
    »Sarah? Natürlich. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich habe eine sehr schlimme Woche hinter mir.«
    »Komm herein. Wer ist das?«
    »Das ist Robbie, der kleine Junge von Krissie. Ich habe ihn zu mir genommen. Hätte ich vermutlich nicht tun sollen.«
    »Er kocht ja!«, sagte Mike. »Er braucht Calpol!«
    Es war keine Überraschung, dass Mike jedes erdenklicheMittel zur Beruhigung von Kindern im Haus hatte. Dazu zählte auch Calpol, das er Robbie vorsichtig einflößte. Dann legte er Robbie aufs Sofa, suchte in Sarahs Tasche nach Babymilchpulver, das er mischte und anwärmte. Dann reichte er es Sarah, die Robbie damit fütterte.
    Als Nächstes begann er, etwas Milch in einem kleinen Topf auf dem Herd zu erhitzen. Nachdem Robbie eingeschlafen war, legte Sarah ihn auf das Bett und ging zum Frühstückstresen, um Mike zuzusehen. Sie fühlte sich warm und behaglich, als er etwas Kakao in eine kleine Tasse gab, das Wasser zum Kochen brachte und dem Kakao einen Tropfen Wasser hinzufügte.
    »Warum bist du hier, Sarah?«, fragte er, während er den Kakao und das Wasser zu einer klebrigen Masse verrührte, die er in den kleinen Topf mit Milch gab.
    Sie war jetzt völlig durcheinander. Er war so lieb. Ihr Stiefvater, Mike.
    »Ich bin hier, weil ich dich töten will. Ich werde dich ans Bett fesseln und Maden in deinen Körper setzen, und dann werde ich all deine Fotos und Downloads und Videos der Polizei übergeben.«
    Mike goss die Milch in einen großen weißen Becher, den er vor sie hinstellte. Er lachte. »Das ist sehr dramatisch!«
    Sarah hielt lahm den Beutel mit den Maden hoch und legte ihn auf den Frühstückstresen. Dann legte sie das große Messer daneben. Sie hatte all ihre Kraft verloren, sie war praktisch tot vor Erschöpfung und wusste, dass das, was sie sagte, völlig lächerlich klang.
    Mike ging aus der Küche und in sein Schlafzimmer. Sarah hörte, wie er eine Schublade öffnete und wieder schloss.
    »Wäre es nicht einfacher, das hier zu benutzen?«, fragte Mike, als er einen Augenblick später mit einer Handfeuerwaffe vom Kaliber SIG .45 wiederkam. Er legte die Waffe vor Sarah auf die Arbeitsfläche. »Sie ist geladen.«
    Sarah sah die Waffe an. Mike stand ihr gegenüber am Frühstückstresen.
    Sarah berührte die Pistole. Sie war eiskalt, und ihre zitternden Finger ließen Kondensflecken darauf zurück. Mike hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Es gab kein
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