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Furchtbar lieb

Furchtbar lieb

Titel: Furchtbar lieb
Autoren: Helen FitzGerald
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schwarzen Lederhülle und warf einen prüfenden Blick darauf. Schließlich glättete er die Flickendecke und brachte sich neben Robbie in Stellung.
    Von der Badezimmertür erklang ein Geräusch. Ein Klicken und Atmen. Mike drehte sich um und sah sie dort im Türrahmen stehen. Ihre albernen, dünnen Finger zitterten schon wieder auf dem Abzug.
    Er lächelte. Sie würde es nicht tun, dazu kannte er sie gut genug.
    »Geh weg von ihm!«, sagte sie.
    Er ging nicht weg. Er sah ihr wieder in die Augen, die Kamera in der Hand. »Komm schon, Sarah, sei nicht albern«, sagte er.
    Aber diesmal zitterte Sarah nicht.
    Und als sie Mike diesmal in die Augen schaute, sah sie dort kein Mitgefühl und keine Liebe. Sie sah das Gegenteil.
    Mit festem, entschlossenem Arm prüfte Sarah ihre Position und zog den Abzug.
    Der Rückprall brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie wurdeerst gegen die Wand des Badezimmers geschleudert, dann fiel sie zu Boden.
    Die Wucht der Kugel warf auch Mike um, und er stürzte durch das Schlafzimmerfenster und fiel zwanzig Meter tief auf die Straße.

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    Kapitel neununddreißig
    Eine Menschenmenge hatte sich in Greensleaves zur Guy-Fawkes-Nacht versammelt, in der auch der Park eröffnet werden sollte. Netty, Isla, die Schatzmeisterin der Anwohnervereinigung und ihre vier Kinder sowie mehrere andere Familien aus Wilkinson Court standen um die Bank im Park herum. Isla hielt mit breitem Lächeln eine Decke fest, die über einem etwa stuhlgroßen Objekt lag.
    Auf der anderen Seite des Parks ragte ein provisorischer Guy in die Höhe. Bislang war er von den größer werdenden Flammen des Lagerfeuers, das unter ihm brannte, verschont geblieben.
    Jim aus dem Comicladen hockte links neben dem Lagerfeuer und wartete auf sein Signal, das Feuerwerk anzuzünden – Mikes Ankunft.
    Netty hatte gerade auf ihre Armbanduhr geschaut, als der Schuss ertönte, und sie zuckte genauso zusammen wie der Rest der Menge. Sie sahen zu Jim hinüber, in der Annahme, dass er das Feuerwerk zu früh gezündet habe. Er schüttelte den Kopf. Einen Moment lang war es still.
    Niemand in Greensleaves rührte sich:
    Isla, die die Decke über dem Objekt festhielt und begierig darauf wartete, ihre wichtige Aufgabe bei der Eröffnungszeremonie zu erfüllen.
    Netty, die sich für ihre Ansprache bereithielt.
    Der kleine schwarze Labrador, der schwanzwedelnd und mit heraushängender Zunge die Eingangstür zum Haus seines Herrn fixierte.
    Jim, jederzeit bereit, das Feuerwerk steigen zu lassen.
    Und alle anderen, die sich zum Applaudieren bereithielten.
    Sie alle sahen auf, als Mikes Fensterscheibe zerbarst. Und sobald der Körper mit dumpfem Aufprall gelandet war, liefen sie zu ihm hin. Als sie ihn erreicht hatten, standen sie im Halbkreis um ihn herum und erblickten einen Mund, der untypisch süffisant grinste, Augen, die untypisch gehässig blickten, und Beine, die sich untypisch nah bei den Hüften befanden. Mit der Hand hielt Mike seine silberne Kamera umklammert.
    Isla hatte geschrien, als sie den Aufprall des Körpers hörte. Sie hatte die Decke fallenlassen, die sie eigentlich unter ganz anderen Umständen hätte entfernen sollen, sobald nämlich Netty ihre glühende Ansprache beendete hatte. Stattdessen rannte sie zur Stelle des Aufpralls. Die Decke wirbelte im Wind und enthüllte, ohne dass es jemand beachtet hätte, eine prachtvolle, glänzende Granittafel genau in der Mitte von Greensleaves. Darauf stand: »Tetherton Park«.
    Der Welpe, dem Mike aus Gleichgültigkeit niemals einen Namen gegeben hatte, jaulte vor Schmerz über den Verlust seines geliebten Herrn.
    Und als die Guy-Figur oben auf dem Lagerfeuer schließlich in Flammen aufging, sahen die Bewohner von Wilkinson Court den jungen Hund an und wünschten, auch sie könnten jaulen.
    ***
    Auf einem Grundstück in South Ayrshire stand ein einsamer, mondbeschienener Liegestuhl. Eine Bö brachte ihn leicht zum Schwanken, und eine zweite Bö stieß ihn um.

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    Kapitel vierzig
    Auch ich war nicht die Heldin dieser Geschichte. Ich rettete die Situation nicht, und ich kam auch nicht in allerletzter Minute an.
    In dem Polizeiwagen schloss ich die Augen und betete – oder flehte ich? Mach, dass mit Robbie alles in Ordnung ist. Mach, dass mit Robbie alles in Ordnung ist. Mach, dass mit Robbie alles in Ordnung ist. Mach, das ihm nichts zugestoßen ist. Bitte.
    Als wir in Wilkinson Court eintrafen, war Mike seit zehn Minuten tot. Wir parkten neben einem neuen Park, der von einem riesigen
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