Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
funny girl

funny girl

Titel: funny girl
Autoren: Anthony McCarten
Vom Netzwerk:
zur Völkerverständigung leisten. Also, hier wird’s schon ein bisschen kniffliger… ANANIN AMINDA ÇIN ORDUSU MANERVA YAPSIN .
    (Das riesige Publikum sprach nach Kräften nach.)
    Ihr seid richtig klasse! Das ist eine äußerst nützliche türkische Redensart. Sie heißt so viel wie: »Ich wünschte, die chinesische Armee hielte ihr Manöver in der Muschi deiner Mutter ab.«
    (Brüllendes Gelächter.)
    Tut mir leid, wenn ich irgendwen schockiert habe. Ich war auch schockiert, als mein Mathelehrer das zu mir gesagt hat. Sollen wir noch eine Redewendung zusammen lernen, im Namen der Völkerverständigung und der Liebe?
    (Aus dem Publikum kam unisono ein »Ja«, gefolgt von einem triumphierenden stummen »Ja!« auf Azimes Seite, weil sie merkte, dass ihr das Publikum jetzt buchstäblich wieder aus der Hand fraß.)
    Denn ich glaube nämlich, wir sind uns alle viel ähnlicher, als wir immer denken. Die nächste Redewendung ist noch etwas komplexer, etwas, das… – Intellektuelle in Istanbul lieben sie, in Istanbul, dieser uralten Stadt, die ganz wortwörtlich Orient und Okzident verbindet. Wir sollten das vielleicht in vier Schritten üben, denn die Redewendung ist ewcht lang. SENI BOGAZ KÖPRÜSÜNÜN .
    (Das Publikum wiederholte es…)
    … ORTASINDA SIKMEK ISTIYORUM… O ZAMAN AVRUPA… VE ASYA SESINI DUYABILIR .
    (Das Publikum folgte fröhlich ihren Anweisungen.)
    Ihr seid ja so klasse! » SENI BOGAZ KÖPRÜSÜNÜN ORTASINDA SIKMEK ISTIYORUM O ZAMAN AVRUPA VE ASYA SESINI DUYABILIR .« Bravo. Wollt ihr jetzt noch erfahren, was ihr grade gesagt habt?
    (Das Publikum johlte: »Ja!«)
    »Ich will dich mitten auf der Bosporusbrücke bumsen, damit Europa und Asien hören, wie du schreist.«
    (Brüllendes Gelächter.)
    Seht ihr jetzt, dass wir alle mehr oder weniger gleich denken? Wir kommunizieren nämlich ziemlich ähnlich, wenn ihr wisst, was ich meine? Ich mag diese letzte Redensart besonders. Und poetisch ist sie auch noch. »Ich will dich mitten auf der Bosporusbrücke PIEP , damit Europa und Asien hören, wie du schreist.« Rudyard Kipling wäre stolz darauf gewesen. Ein großer Mann. Großer Dichter.
    Raza presste Johnny mit dem Unterarm an die Wand, drückte ihm den Hals zu, so dass Johnnys Stimme klang wie eine Kinderstimme.
    »Ich wollte ihr nur Angst einjagen«, keuchte Johnny. »Ich war wütend. Der Vater von meinem Kumpel ist bei den Bombenanschlägen verletzt worden. Versteht ihr, ich fand, sie nutzt die Situation aus.«
    Raza blickte zu Omar, wartete auf Anweisungen, und Omar wiegte das Eisen in seiner rechten Hand.
    »Du bist zum Haus eines Familienmitglieds von uns gegangen? Hast diesen verdammten Umschlag in den Briefschlitz gesteckt?«, sagte Omar.
    Johnny nickte.
    »Du hast damit gedroht, sie umzubringen ?«
    Den Blick auf das Montiereisen geheftet, nickte Johnny wiederum.
    Raza und Omar zögerten ein wenig, denn diese neue Situation mussten sie erst verarbeiten. Sie hatten damit gerechnet, einen verhärmten Muslim zu finden – und waren darauf eingestellt gewesen, so jemandem eine Lektion zu erteilen –, einen Eiferer, der Azime bestrafen wollte, einen, der die Grenzen der persönlichen Freiheit nach den Maßstäben des 17.   Jahrhunderts ziehen wollte, einen radikalisierten Sohn von Einwanderern, der sich von Azime dermaßen bedroht fühlte, dass sie beseitigt oder zumindest mit Terror zum Schweigen gebracht werden musste. Doch hier fanden sie keinen Lehnstuhl-Ayatolla, sondern nur einen gewöhnlichen englischen Rüpel, einen schlaffen Studententyp in billigem T-Shirt und ausgebeulten Hosen, bei dem man sich als größte Untat vorstellen konnte, dass er jemandem auf Facebook die Freundschaft kündigte. Keine Plakate, die zu Gewalt aufforderten, an den Wänden. Nur Poster von Led Zeppelin und South Park The Movie.
    »Was ist los?«, fragte Zekis Stimme aus dem Wohnzimmer.
    »Alles okay?«, rief Raza zurück.
    »Ja. Und bei euch – alles in Ordnung?«
    »Ja, alles okay bei uns.«
    Da Omar ihm die Luft abdrückte, hatte Johnny Mühe, seine weiteren Rechtfertigungen vorzubringen: »Das war doch… nicht ernst gemeint…Es war eine Art… Witz. Ich bin Pazifist… Sehe ich etwa gefährlich aus?«
    »Eine Art Witz?«, fragte Raza.
    »Ja. Ich hab doch sogar einen Smiley untendrunter geklebt. Damit klar ist, dass es ein Witz ist.«
    »Ein Witz«, wiederholte Raza. »Omar?«
    »Ja, was ist ?«
    »Kennen wir irgendwelche Witze? Erzähl ihm mal einen Witz.«
    »Einen Witz?«
    »Ja. Einen von unseren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher