Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
funny girl

funny girl

Titel: funny girl
Autoren: Anthony McCarten
Vom Netzwerk:
Unterschied zwischen jemand umarmen und jemand festhalten, damit er nicht fortkann. Er liebt auch meine Mutter, aber die geht ihm auch auf die Nerven. Zum Muttertag hat er ihr ein Fläschchen Chloroform gekauft und gerufen: »Sabite, komm mal her… findest du nicht auch, dass das merkwürdig riecht?«
    (Donnernder Applaus.)
    In Garderobe Nummer 2 machte Eddie Izzard seine Stimmübungen vor dem Auftritt – »mammi-mammi-mammi-mammi-mammi-mammi«, dann »gudda-gudda-budda-budda-gudda-gudda-budda«, und schließlich noch die Übung für die Gesichtsmuskeln, »Brautkleid bleibt Brautkleid, und Blaukraut bleibt Blaukraut«. Da bemerkte er, dass ein Umschlag unter der Tür durchgeschoben wurde. Er stutzte, hob den Umschlag auf, und da kein Name darauf stand, öffnete er ihn. Er zuckte zurück, als er las, was dort stand. In großen, kindlichen Markerbuchstaben und illustriert mit Bildern von Blutflecken, Messern und Körperteilen war dort zu lesen: Du bist eine Schande! Heute Nacht stirbst du, stell dich drauf ein. Ich bin hier.
    »Scheiße, nicht schon wieder«, rief Eddie, stakste zur Tür, riss sie auf, trat nach draußen und stieß fast mit einem vorüberhastenden Bühnenarbeiter zusammen. Izzard packte den Mann, packte ihn heftig, presste ihn an die Wand, sah ihm mit flammenden, wenn auch dick getuschten Augen ins Gesicht.
    »Sie! Waren Sie das? Haben Sie das geschrieben? Wo kommt das her?« Izzard hielt die Karte in die Höhe.
    »Geschrieben? Nein. Nein, Mr   Izzard. Ich arbeite nur hier.«
    »Sie haben das nicht zufällig gerade unter der Tür durchgeschoben?«
    »Nein. Nein, Sir.«
    »Wer war es dann?«
    »Keine Ahnung, Sir. Möchten Sie, dass ich es rausfinde?«
    »Klar. Scheiße. Los, beeil dich.«
    »Dann… könnten Sie mich dann bitte jetzt loslassen, Sir?«
    »Los! Finden Sie raus, wer eben bei Garderobe Nummer zwei eine Karte unter der Tür durchgeschoben hat. Jetzt sofort!«
    »Ja, Sir.«
    Während der Bühnenarbeiter losflitzte, brüllte Eddie Izzard ihm hinterher: » ICH HATTE GEGLAUBT, DAS HÄTTE ICH HINTER MIR!«
    AZIME : Also, ich habe eine Art Mission. Ich will euch bigotten… euch bigotten Typen helfen…
    (Würde ihr Publikum das schlucken? Mist, jetzt konnte sie eh nicht mehr zurück.)
    …alles zu vergessen, was ihr über weibliche kurdisch-türkische Comedians zu wissen glaubt. Das ist mein Kreuzzug. Ich will euch zeigen, dass sogar Fatwa und Terrorismus und religiöser Extremismus ihre lustigen Seiten haben.
    (Höflicher Applaus. Nein, so richtig gefallen hatte ihnen das nicht.)
    Na ja… eigentlich wollte ich euch etwas ganz anderes erzählen.
    (Sie merkte, dass sie ihr Publikum verlor. Sie musste etwas sagen, und zwar schnell, etwas Witziges. Und da kam ihr Eddie Izzards Rat wieder in den Sinn.)
    Jetzt weiß ich’s wieder… Soll ich euch ein bisschen Türkisch beibringen? Na, wie wär’s? Seid ihr dabei? Einige von euch sind bestimmt schon in der Türkei gewesen, aber da habt ihr sicher kein Türkisch gelernt, und wenn doch, dann allerhöchstens Sachen wie »Gibt es dazu Fritten?«, oder »Sorry, mein Freund ist ein bisschen betrunken und hat anscheinend gerade auf Ihr Kind gekotzt«, oder »Meine Freundin hat Verbrennungen dritten Grades von der Sonne hier, haben Sie zufällig ein weißes Top, das ihre Sonnenbräune richtig gut zur Geltung bringt, wenn sie in London aus dem Flugzeug steigt?« Sorry, ich komm vom Hundertsten ins Tausendste. Soll ich euch wirklich Türkisch beibringen?
    (Schweigen. O Gott – was nun?)
    Sprecht mir alle nach: MERHABA .
    (15   000 Menschen sprachen ihr im Chor höflich und laut nach.)
    Das ist unglaublich. Einfach unglaublich. Fünfzehntausend Menschen haben mir aufs Wort gehorcht. Was für eine Macht!
    (Danke, Eddie!)
    Wie wär’s, wenn ich… äh… Könntet ihr bitte alle aufstehen?
    (Der Großteil des Publikums erhob sich von den Sitzen.)
    Oh, mein Gott. Ihr seid alle aufgestanden. Wahnsinn. Setzt euch wieder. Sorry. Setzt euch. Ihr seid zu nett zu mir!
    (Tausende setzten sich wieder.)
    Das ist einfach unglaublich – so muss sich ein faschistischer Diktator fühlen. Ihr habt mir grade den Tag, die Woche, das Leben gerettet. Ehrlich! Äh, wo war ich gerade? Äh… Ach ja, richtig! MERHABA ! Das ist Türkisch für Hallo. MERHABA .
    (Wieder sprach die Menge Azime nach.)
    Türkisch ist eine wunderschöne alte Sprache, viel älter als Englisch. Wollen wir’s mal mit einer türkischen Redensart versuchen? Vielleicht können wir heute Abend einen Beitrag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher