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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia
Autoren: Rekkless
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tarnendes Geleit für den Geliebten
der Fee, dessen Truppen kaum einen Tagesmarsch entfernt standen.
    Was hast du getan, Jacob?
    Er hatte
seinen Bruder beschützt. Und Will lebte. Mit einer Haut aus Jade, doch er
lebte, und Jacob bereute nur eins: dass er die Weidenblätter verloren hatte und
mit ihnen jede Hoffnung, sich und die anderen vor der Dunklen Fee zu schützen.
Sie sah Jacob nach, als er Clara mit Fuchs in die Kutsche folgte. Ihr Zorn
brannte ihm immer noch auf der Haut und er hatte sich nun auch die Kaiserin und
mit ihr die halbe Spiegelwelt zum Feind gemacht. Alles, um seinen Bruder zu
retten.
    Bevor sie
losfuhren, kletterte zu jedem Kutscher ein Goyl auf den Bock. Sie stießen die
Kutscher herunter, sobald sie eine der Brücken erreichten, die aus der Stadt
führten. Die Gardisten, die das Brautpaar eskortierten, versuchten sie
aufzuhalten, aber die Dunkle Fee ließ ihre Motten los, und die Goyl lenkten die
Kutschen über die Brücke, die ein Vorfahre der Braut erbaut hatte, und von
dort in eine der Straßen am anderen Flussufer.
    Ein
Dutzend Kutschen, vierzig Soldaten. Eine Fee, die ihren Geliebten beschützte.
Eine Prinzessin, die zwischen Leichen geheiratet hatte. Und ein König, der
seiner Feindin getraut und von ihr betrogen worden war. Er würde sich dafür
rächen. Aber Jacob wiederholte sich immer wieder nur eins, während Valiant sich
dafür verfluchte, dass er es für eine gute Idee gehalten hatte, auf eine
kaiserliche Hochzeit zu gehen: Dein Bruder ist
am Leben, Jacob. Nichts anderes zählt.
    Am Himmel
trieben dunkle Wolken, als die Kutschen durch ein Tor fuhren, hinter dem eine
Ansammlung schmuckloser Gebäude einen weiten Hof umstand. Jeder in Vena kannte
die alte Munitionsfabrik - und mied sie. Die Fabrik war verlassen, seit der
Fluss vor ein paar Jahren über die Ufer getreten war und die Gebäude mit
Wasser und stinkendem Schlamm gefüllt hatte. Während der letzten Choleraepidemie
waren viele Kranke zum Sterben hergebracht worden, aber die Goyl beunruhigte
das nicht. Sie waren gegen die meisten Menschenkrankheiten immun.
    »Was haben
sie vor?«, flüsterte Clara, als die Kutschen zwischen den roten Mauern
anhielten.
    »Ich weiß
es nicht«, antwortete Jacob.
    Aber
Valiant stieg auf die Kutschbank und lugte auf den verlassenen Hof hinaus.
»Ich hab da so eine Idee«, knurrte er.
    Will war
der Erste, der aus der goldenen Kutsche stieg. Dann folgten der König und seine
Braut, während die Goyl die Geiseln aus den anderen Kutschen zerrten. Einer
von ihnen stieß die Kaiserin zurück, als sie versuchte, zu ihrer Tochter zu
kommen, und Donnersmarck zog sie schützend an seine Seite. Die Dunkle Fee aber
trat in die Mitte des Hofes und musterte die leeren Gebäude. Sie würde ihren
Geliebten nicht noch einmal in einen Hinterhalt stolpern lassen. Fünf Motten
lösten sich von ihrem Kleid und flogen auf die leeren Gebäude zu. Lautlose
Spione. Geflügelter Tod.
    Die Goyl
aber blickten ihren König an. Vierzig Soldaten, knapp dem Tod entkommen, auf
dem Gebiet ihrer Feinde. Was nun?, fragten
ihre Gesichter. Sie verbargen ihre Angst nur mühsam unter ihrem hilflosen
Zorn. Kami'en winkte einen von ihnen zu sich. Er hatte die Alabasterhaut ihrer
Spione.
    »Prüft, ob
der Tunnel sicher ist.« Der König klang gelassen. Falls er Angst hatte, verbarg
er sie besser als seine Soldaten.
    »Ich
verwette meinen Goldbaum darauf, dass ich weiß, wo sie hinwollen!«, raunte
Valiant, als der Alabastergoyl zwischen den verlassenen Gebäuden verschwand.
»Einer unserer dümmsten Minister hat vor Jahren zwei Tunnel nach Vena bauen
lassen, weil er nicht an die Zukunft der Eisenbahn glaubte. Einer sollte diese
Fabrik beliefern. Es gibt Gerüchte, dass die Goyl ihn mit ihrer westlichsten
Festung verbunden haben und ihre Spione ihn benutzen.«
    Ein
Tunnel. Es geht wieder unter die Erde, Jacob. Falls sie
die Geiseln nicht vorher erschossen.
    Die Goyl
trieben sie zusammen, und Jacob bückte sich nach Fuchs, damit sie zwischen all
den panischen Menschenfüßen nicht verloren ging, doch einer der Soldaten packte
ihn und zerrte ihn grob zwischen den anderen hervor. Jaspis und Amethyst.
Nesser. Jacob erinnerte sich noch gut daran, wie sie ihm die Skorpione auf die
Brust gesetzt hatte. Fuchs wollte ihm nach, aber Clara nahm sie hastig auf den
Arm, als die Goyl die Pistole auf sie richtete.
    »Hentzau
ist mehr tot als lebendig!«, zischte sie Jacob zu, während sie ihn mit sich
zerrte. »Wieso lebst du immer noch?«
    Sie
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