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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia
Autoren: Rekkless
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Blick suchte
ohnehin nur nach seinem Bruder.
    Will war
wieder auf den Füßen. Er stand hinter den Glasranken der Fee. Sie wurden zu
Wasser, sobald Kami'en auf sie zutrat, und zerflossen auf den Fliesen, als wollten
sie das Blut von den Altarstufen waschen.
    Die Motten
ließen sich auf den Körpern der toten und verwundeten Goyl nieder, und viele
von ihnen begannen sich wieder zu regen, während die Dunkle Fee ihren
Geliebten umarmte und ihm das blasse Blut vom Gesicht wischte.
    Will
zerrte die Kaiserin auf die Füße und schlug einen ihrer Zwerge nieder, als er
sich ihm taumelnd in den Weg stellte. Drei andere Goyl trieben die Überlebenden
aus den Bänken. Jacob sah sich suchend nach den Weidenblättern um, aber einer
der Goyl zerrte ihn hoch und stieß ihn und Clara auf die Altarstufen zu. Fuchs
huschte ihnen nach. Ihr Fell war immer noch das schützendste Kleid. Auch
Valiant war wieder auf den Füßen und in einer der hintersten Bankreihen erhob
sich eine schmale Gestalt. Weiße Seide, gesprenkelt mit Blut, und ein
Puppengesicht, das trotz der Angst immer noch einer Maske glich.
    Die
Prinzessin trat mit unsicherem Schritt auf den Mittelgang hinaus. Ihr Schleier
war zerrissen. Sie raffte ihr Kleid, um über den Körper des Generals zu
steigen, der sie in die Kirche geführt hatte, und ging wie eine Schlafwandlerin
auf den Altar zu, die lange Schleppe feucht und schwer von Blut.
    Ihr
Bräutigam blickte ihr entgegen, als wägte er ab, ob er sie selbst töten oder
dieses Vergnügen der Dunklen Fee überlassen sollte. Der Zorn der Goyl. Bei
ihrem König war er ein kaltes Feuer.
    »Bring mir
einen von ihren Priestern«, befahl er Will. »Irgendeiner ist bestimmt noch am
Leben.«
    Die
Kaiserin sah ihn ungläubig an. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten, aber
einer ihrer Zwerge taumelte an ihre Seite und stützte sie.
    »Was?«,
fragte Kami'en und trat auf sie zu, den Säbel in der Hand. »Ihr habt versucht,
mich umzubringen. Ändert das etwas an unserer Vereinbarung?«
    Er blickte
hinab auf seine Braut, die immer noch am Fuß der Treppe stand.
    »Nein«,
antwortete Amalie mit stockender Stimme. »Es ändert nichts. Aber der Preis ist
immer noch Frieden.«
    Ihre
Mutter wollte protestieren, aber ein Blick von Kami'en ließ sie verstummen.
    »Frieden?«,
wiederholte er und musterte seine toten Männer, die die Motten nicht ins Leben
zurückgebracht hatten. »Ich glaube, ich habe vergessen, was das Wort bedeutet.
Aber ich mache es dir zum Hochzeitsgeschenk, dass ich dich und deine Mutter am
Leben lasse.«
    Der
Priester, den Will aus der Sakristei zerrte, stolperte über die Toten. Das
Gesicht der Dunklen Fee war weißer als das Kleid der Braut, als die Prinzessin
die Stufen zum Altar hinaufstieg. Und Kami'en, König der Goyl, gab Amalie von
Austrien das Jawort.
     
    51
     
    BRING IHN ZU MIR
     
    A ls die
Braut aus der Kathedrale trat, war ihr Kleid mit Blüten bedeckt. Die Fee hatte
aus dem Blut der Goyl weiße und aus dem der Menschen rote Rosen gemacht. Auf
der Uniform des Bräutigams hatten sich die Flecken in Rubine und Mondstein
verwandelt und die wartende Menge jubelte. Vielleicht fragten sich einige,
wieso dem Paar so wenige Gäste folgten. Oder sie bemerkten die Angst auf den
Gesichtern. Aber der Lärm auf den Straßen hatte die Schüsse in der Kathedrale
übertönt, die Toten schwiegen, und der König der Goyl stieg mit seiner
Menschenbraut in die goldene Kutsche, in der vor langer Zeit auch schon Amalies
Urgroßmutter zu ihrer Hochzeit gefahren war.
    Eine
endlose Reihe von Kutschen wartete vor der Kathedrale, und die Dunkle Fee blieb
wie eine Drohung auf der Treppe stehen, während die überlebenden Goyl ein
Spalier bildeten, aus dem es kein Entrinnen gab. Nicht einer der Kaiserlichen,
die die wartende Menge bewachten, begriff, dass die Kutschen sich vor ihren
Augen mit Geiseln füllten. Und dass eine davon ihre Kaiserin war.
    Sie
schwankte, als Donnersmarck ihr in die Kutsche half. Er hatte das Blutbad
ebenso überlebt wie zwei ihrer Zwerge. Einer von ihnen war Auberon, ihr
Favorit. Er konnte kaum gehen und sein bärtiges Gesicht war verquollen vom Gift
der Motten. Jacob wusste nur zu gut, wie der Zwerg sich fühlte. Er selbst war
immer noch wie betäubt. Clara ging es nicht besser, und Valiant stolperte über
die eigenen Füße, während sie die Treppe vor der Kathedrale hinunterstiegen.
Jacob trug Fuchs auf dem Arm, damit die Goyl sie nicht fortscheuchten. Sie
waren Geiseln und menschliche Dekoration,
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