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Funke, Cornelia

Funke, Cornelia

Titel: Funke, Cornelia
Autoren: Rekkless
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Krieg
nur ihretwegen gewonnen hat.«
    Hentzau
schwieg.
    »Siehst
du? Du weißt, dass ich recht habe.« Der König wandte ihm den Rücken zu, und
Will senkte hastig den Kopf, als er auf ihn zutrat.
    »Ich war
bei ihr, als sie von dir geträumt hat«, sagte er. »Ich habe dein Gesicht in
ihren Augen gesehen. Wie kann man träumen, was noch nicht geschehen, und einen
Mann sehen, dem man nie begegnet ist? Oder hat sie dich herbeigeträumt? Hat sie
all das Steinerne Fleisch nur gesät, um dich zu ernten?«
    Will
schloss die Finger um den Säbelknauf. »Ich glaube, etwas in uns kennt die
Antworten, Euer Majestät«, sagte er. »Aber es gibt keine Worte für sie. Ich
werde Euch nicht enttäuschen. Das ist alles, was ich weiß. Ich schwöre es.«
    Der König
sah sich zu Hentzau um.
    »Hör dir
das an. Mein Jadeschatten ist doch nicht stumm. Hast du ihm neben dem Kämpfen
endlich auch das Sprechen beigebracht?« Er lächelte Will zu. »Was hat sie zu
dir gesagt? Dass du selbst beim Jawort an meiner Seite stehen sollst?«
    Will
spürte Hentzaus milchigen Blick wie Raureif auf der Haut.
    »Hat sie
es so gesagt?«, wiederholte der König. Will nickte.
    »Dann wird
es so sein.« Kami'en drehte sich zu Hentzau um. »Lass anspannen. Der König der
Goyl nimmt sich eine Menschenfrau.«
     
    50
     
    DIE SCHÖNE UND DAS BIEST
     
    H ochzeit. Eine Tochter als Bezahlung und ein weißes Kleid, um darunter all
die blutigen Schlachtfelder zu verstecken. Die Kirchenfenster färbten das
Morgenlicht blau, grün, rot und golden, und Jacob stand hinter einer der
blumengeschmückten Säulen und beobachtete, wie die Bankreihen der Kathedrale
sich füllten. Er trug die Uniform der kaiserlichen Garden. Der Soldat, dem er
sie abgenommen hatte, lag fest verschnürt in einer Seitengasse hinter der
Kathedrale, und zwischen ihren Säulen standen so viele Gardisten, dass ein
fremdes Gesicht niemandem auffiel. In ihren Uniformen waren sie weiße Fle cken in
dem Farbenmeer, das mit den Gästen hereinschwemmte. Die Goyl dagegen sahen aus,
als hätten die Steine der Kathedrale Menschenform angenommen. Die kühle Luft
in der großen Kirche behagte ihnen sicher nicht, aber das Dämmerlicht, das
auch Tausende tropfender Kerzen nicht vertreiben konnten, schien wie für sie
gemacht. Will würde seine Augen nicht hinter Onyxglas verbergen müssen, um seine
neue Rolle zu spielen. Der Jadegoyl. Dein Bruder,
Jacob.
    Er tastete
nach dem Goldenen Ball in seiner Tasche. Nicht, bevor
die Hochzeit vorbei ist. Es würde schwer sein, so lange zu
warten. Jacob hatte seit drei Nächten kaum geschlafen, und sein Arm schmerzte
von dem Biss, mit dem Fuchs ihm das Schwindschleim-Gift aus den Adern
getrieben hatte.
    Warten ...
    Er sah
Valiant mit Fuchs und Clara den Mittelgang hinunterkommen. Der Zwerg hatte
sich rasiert, und selbst die kaiserlichen Minister, die sich in den ersten
Bankreihen drängten, waren nicht besser gekleidet als er. Fuchs blickte sich
suchend um, und ihr Gesicht hellte sich auf, als sie Jacob zwischen den Säulen
entdeckte. Doch im nächsten Moment war die Sorge zurück. Fuchs hielt nichts
von seinem Plan. Wie auch? Er selbst hielt nicht viel davon, aber dies war
seine letzte Chance. Folgte Will dem König und seiner Braut erst wieder in die
unterirdische Festung, würde die Dunkle Fee nie beweisen können, ob sie imstande
war, ihren eigenen Fluch zu brechen.
    Draußen
wurde es laut. Es klang, als wäre der Wind in die Menge gefahren, die seit
Stunden vor der Kathedrale wartete.
    Sie kamen.
Endlich.
    Goyl,
Zwerge und Menschen, sie alle drehten sich um und starrten zu dem mit Blumen
umkränzten Eingangsportal.
    Der
Bräutigam. Er nahm die schwarzen Brillengläser ab und blieb für einen Moment in
der Tür stehen. Ein Murmeln erhob sich, als Will neben ihm erschien. Karneol
und Jade. Sie schienen so sehr füreinander gemacht, dass selbst Jacob sich
daran erinnern musste, dass sein Bruder nicht immer ein Gesicht aus Stein
gehabt hatte.
    Mit Will
waren es sechs Leibwächter, die Kami'en folgten. Und Hentzau.
    Auf der
Empore hob die Orgel an und die Goyl schritten auf den Altar zu. Bestimmt spürten
sie den Hass, der ihnen entgegenschlug, trotz der steinernen Haut, aber der
Bräutigam blickte so gelassen drein, als befände er sich in seinem hängenden
Palast und nicht in der Hauptstadt seiner Feinde.
    Will ging
so dicht an Clara und Fuchs vorbei, dass sie ihn hätten berühren können, und
Claras Gesicht wurde starr vor Schmerz. Fuchs legte ihr tröstend die
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