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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar
Autoren: Carter Brown
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stöhnte ich.
    Als ich meine Geschichte
endlich zu Ende gebracht hatte, bestellte sie uns Drinks aufs Zimmer. Als sie
kamen, schüttete ich dankbar eine reichliche Portion Whisky-Soda in mich
hinein. Ich wünschte von Herzen, ich wäre wirklich Oberbuchhalter in einer
Bank, wie ich Judith erzählt hatte, statt in diesem Augenblick als simpler
Detektiv einer Südseeschönheit gegenüberzusitzen, die lieber hätte daheim
bleiben sollen.
    »Sie sind also alle tot«, sagte
sie nach einer nachdenklichen Pause. »Ich kann es noch gar nicht fassen, Danny. Augie Falk, Blair und Sloan — um die ist es nicht
schade. Aber irgendwie tut es mir leid um Madame Choy .«
    »Ich würde auf sie nicht allzuviel Mitleid verschwenden«, sagte ich. »Ohne Frauen
vom Schlage einer Madame Choy gäbe es nicht so viele Augie Falks, Lucas Blairs und Eddie Sloans !«
    »Da magst du recht haben,
Danny«, sagte sie leichthin.
    »Andererseits glaube ich, daß ihr
euch in gewisser Hinsicht ähnlich wart«, überlegte ich halblaut. »Du bist ein
wunderschönes Mädchen, Laka , und als ich dich
vorgestern in meinem Büro kennenlernte, hielt ich dich für einen richtigen
Exotentyp: leidenschaftlich und heißblütig .«
    »Das denkt jeder, der mich zum erstenmal sieht«, sagte sie und lachte leise. »Die nächsten
drei Monate muß ich dann damit verbringen, meine neuen Bekannten vom Gegenteil
zu überzeugen. Ich wünschte manchmal, ich wäre flach wie ein Bügelbrett, hätte
schlechte Zähne und ein schrilles Lachen. Jeder Mann, den ich kennenlerne,
denkt automatisch, daß ich zu haben wäre, und wenn er feststellt, daß ich nicht
dieser Typ bin, ist er entweder böse oder traurig .«
    »Ich glaube, die meisten
Mädchen würden trotzdem gern mit dir tauschen«, meinte ich. »Ich habe gemerkt,
wie unangenehm es dir war, gestern nacht Eddie Sloan eine Striptease-Schau vorzuführen. Ich hatte sogar das komische
Gefühl, daß du lieber ein zweites Verhör mit glühender Zigarette hättest über
dich ergehen lassen als dich vor Fremden auszuziehen .«
    »Du hast ganz recht . Aber es gibt einen sehr klugen Ausspruch —« Sie warf
den Kopf zurück und lachte ein wenig verlegen auf. Dann zitierte sie: »Ein
guter Kopf ist nutzlos ohne vollständige Beherrschung des Herzens und der
Sinne. Ich glaube wirklich, Danny, das ist eine sehr weise Erkenntnis .«
    »Mag sein«, sagte ich bedrückt.
»Was für ein sonderbarer Zufall, daß Madame Choy dieselben Worte gebrauchte, um Judith Montgomery eine moralische Lektion zu
erteilen.«
    »Tatsächlich?« Laka hob wie erschrocken die Hände zum Hals. »Das ist aber
komisch !«
    »Wir haben wohl alle in
gewisser Weise eine Moral mit doppeltem Boden«, sagte ich betont. »Aber am
schlimmsten treiben es in dieser Beziehung die blinden Fanatiker. Deshalb sind
ja auch die meisten Kommunisten so gefährlich. Jetzt hör gut zu, Schatz, ich
will dir eine verrückte Geschichte erzählen. Madame Choy fällte feierlich das Todesurteil über mich —Vollstrecker: Lucas Blair —, weil
ich mit meinen Vermutungen über ihren Heroinhandel der Wahrheit gefährlich
nahegekommen war. Judith Montgomery hatte sie das gleiche Schicksal zugedacht,
denn sie hatte meine Enthüllungen mitangehört und wußte jetzt ebensoviel wie ich.
    Dann aber hatte Madame Choy die Kaltblütigkeit, Judith noch eine Lektion zu
erteilen. Sie zitierte denselben weisen Satz, den du mir eben vorgebetet hast.
Wenn Judith sich nicht von dieser dummen Liebelei mit mir hätte kopflos machen
lassen, sagte Madame Choy , wäre ihr nie der verhängnisvolle
Fehler unterlaufen, sich für mich — also gegen Madame — zu entscheiden. Merkst
du, worauf ich hinaus will, Laka ?« Meine Worte fielen wie Hammerschläge. »Die sehr ehrenwerte Madame Choy nimmt sich die Zeit, Judith eine Standpauke zu halten, nachdem sie beschlossen hat, das Mädchen ermorden zu lassen .«
    Laka biß heftig auf ihrem kleinen
Finger herum. Endlich sagte sie: »Ich verstehe schon, was du meinst, Danny.
Aber können wir nicht von etwas anderem sprechen ?«
    »Nein, das können wir nicht«,
sagte ich fest. »Ich wünschte, ich brauchte nicht so deutlich zu werden, Laka , aber nachdem ich weiß, daß ich es mit einer in
Spezialkursen geschulten jungen Dame zu tun habe, bleibt mir kaum etwas anderes
übrig .«
    »Du bist heute so verändert !« Für einen flüchtigen Moment trafen sich unsere Blicke,
dann sah sie hastig wieder fort. » Gestern nacht im Keller und heute früh bei unserer Flucht hielt ich
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