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Für immer, Emily (German Edition)

Für immer, Emily (German Edition)

Titel: Für immer, Emily (German Edition)
Autoren: Ilka Hauck
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passen, die neue Schülerin vor der Klasse gnadenlos vorführen zu wollen. Und obwohl Emily nicht sein Fall war und er nicht vorhatte, sie näher kennen zu lernen, passte es ihm nicht besonders, dass sie nun hier zum Opfer dieses Idioten werden sollte. Es war ihr erster Tag und irgendwie ... er konnte es nicht erklären, aber etwas an ihr berührte ihn. Er wusste nicht, was, und er wollte auch nicht darüber nachdenken, aber Emmerson würde sie jedenfalls nicht vor versammelter Mannschaft hier bloßstellen.
    Aus den Augenwinkeln sah er Emily aufstehen und sich langsam seinem Platz nähern. Sie ging etwas unsicher, als würde sie am liebsten umdrehen und weglaufen wollen. Er wartete, bis sie direkt neben seinem Tisch angekommen war, tat so, als ob er etwas ordnen würde und stieß dabei mit Schwung an die Cola, die zufälligerweise ganz am Rand stand. Verbotenerweise ganz am Rand stand, denn es war nicht gestattet, offene Getränkeflaschen auf den Tischen stehen zu lassen.
    Die braune Flüssigkeit spritzte, wie gewünscht, quer durch die Luft und landete direkt auf Emilys Jeans und ihrem Shirt. Sie blieb abrupt stehen und starrte erst auf ihre nassen Kleider, dann auf Niclas, der sofort aufgestanden war und entsetzt hervorstieß: „Oh, entschuldige, das tut mir aber leid. Wie ungeschickt von mir.“ Sein Gesicht drückte Bedauern aus, seine Augen allerdings blitzten, und Emily fühlte, wie sie rot wurde.
    „Ich ... na ja, das macht nichts. Das, nein, das ist nicht so schlimm.“ Sie hätte sich am liebsten geohrfeigt. Wieso stotterte sie hier so herum?
    Mr. Emmerson tauchte neben ihr auf. „Dürfte ich erfahren, wieso eine offene Getränkeflasche auf Ihrem Tisch steht, Mr. Delaney? Noch dazu eine mit solch klebrigem Inhalt“, blaffte er.
    Er starrte angewidert auf die Sauerei rund um den Tisch. „Das reinigen selbstverständlich Sie , Niclas, nicht die Putzfrau. Und wenn ich noch einmal auf Ihrem Tisch solch eine Flasche entdecke, wird das ein Nachspiel haben.“
    Er warf Niclas und Emily einen angesäuerten Blick zu. „Miss Alexander, wenn Sie möchten, können Sie in den Waschraum gehen, um Ihre Sachen zu reinigen. Ich lege Ihnen die Arbeitsblätter auf den Platz, füllen Sie diese bis morgen aus, dann sehe ich ja auch, welche Lücken Sie haben, falls überhaupt.“
    Sie nickte. „Ja, das mache ich. Danke.“
    Der Stein, der von ihrem Herzen plumpste, war gewaltig und sie atmete erleichtert auf. Zum Glück war dieser Kelch an ihr vorüber gegangen, sie musste nicht an die Tafel. Für den Moment zumindest nicht. Sie sah Niclas an. „Warte, ich helfe dir.“ Sie fühlte sich ihm verpflichtet, denn mit seiner Ungeschicktheit hatte er ihr einen großen Gefallen getan.
    Er musterte sie. Sie konnte den Ausdruck in seinen Augen nicht deuten.
    „Nein, schon gut, ich mach das schon“, meinte er kühl und fast patzig. Damit drehte er sich von ihr weg. Sie stand noch einen Moment lang da. Tief in ihr begann etwas zu schmerzen, bei dieser unfreundlichen Antwort. „Gut, dann nicht.“
    Emily klang nun auch etwas schnippisch. Sie drehte sich um und verließ den Saal, um zum Waschraum zu gehen. Sie wusste nicht mehr genau, wo die Mädchentoilette war, aber nach einigem Suchen fand sie sie schließlich und begann, mit einem feuchten Tuch ihre Jeans und ihr T-Shirt abzureiben. So ein Blödmann! Sie hatte ihm nur helfen wollen, wieso war er so unfreundlich? Schließlich hatte er ihr doch die Cola über die Kleider gekippt. Müsste sie da nicht sauer auf ihn sein? Dass er ihr damit einen Gefallen getan hatte, konnte er ja nicht wissen. Oder doch? Ach ... sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht über Niclas nachdenken. Seit sie ihn heute Morgen zum ersten Mal gesehen hatte, spukte er in ihren Gedanken herum, und das konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Noch dazu, wo Mara gesagt hatte, dass ihm die Mädchen reihenweise hinterherliefen und er sie nur benutzte. Für sie würde es sowieso nie so etwas wie eine Beziehung geben, das konnte sie sich nicht vorstellen, und welcher Junge oder Mann würde sie auch schon wollen?
    Sie starrte in den Spiegel und betrachtete das Mädchen mit ihren gehetzt wirkenden Augen und dem blassen Gesicht. Sie würde nie jemanden lieben und niemals selbst geliebt werden, weil in einer einzigen Nacht alles zerstört worden war. Alle Träume, alle Hoffnungen, alles, was sie ausmachte. Wie sollte sie jemals jemandem vertrauen können? Wie jemals Berührungen ertragen? Sie schloss kurz die Augen und
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