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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad
Autoren: Lola Jaye
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abhandengekommen.»
    «Euch ist einfach die Liebe abhandengekommen?» Ich konnte es nicht fassen. «Abhandengekommen?»
    Mum wischte sich erneut über die Augen. «So etwas kann passieren, Lois. Wir wollten das Gleiche – wir wollten um deinetwillen zusammenbleiben. Aber schließlich wurde auch das unmöglich.» Es kam mir so vor, als würden neue Tränen in Mums Augen glänzen, aber so wütend, wie ich war, konnte ich nicht sicher sein. «Deshalb hatten wir, kurz bevor seine Krankheit festgestellt wurde,   … die   … die Scheidung eingereicht.»
    Entsetzt riss ich die Augen auf.
    Mum sprach weiter: «Ja, die Scheidung. Wir beide wolltensie, Lois, und wir waren sehr unglücklich darüber. Es war furchtbar. Er wollte das Sorgerecht für dich, aber für mich kam das nicht in Frage. Wir haben uns immer noch gut verstanden, auch wenn wir nicht mehr zusammenleben konnten, und so haben wir beschlossen, dich gemeinsam aufzuziehen. Er wollte sich eine Wohnung ganz in der Nähe suchen, sodass er dich jeden Tag sehen konnte.»
    Mir wurde flau im Magen.
    «Aber nach der Diagnose brachten wir es nicht mehr über uns. Wir brachten es nicht mehr fertig, uns scheiden zu lassen. Es stand einfach nicht mehr zur Debatte.»
    «Ihr habt euch geliebt! Ihr seid zusammengeblieben!», sagte ich, als hätte ich ihre Worte nicht gehört. Ich wollte nicht zulassen, dass alles, woran ich immer geglaubt hatte, mit einem Mal nicht mehr wahr sein sollte.
    «Sein Zustand verschlechterte sich sehr schnell, Lois. Es war so schwer für ihn, und für mich auch. Besonders, nachdem du anfingst, etwas davon mitzubekommen. Es war die schwerste Zeit in meinem Leben, aber ich habe sie irgendwie bewältigt.»
    «Dass du die Scheidung wolltest, kann ihm in der Situation ja wohl kaum gutgetan haben!»
    «DU HÖRST NICHT ZU, LOIS ! DU BIST KEIN KLEINKIND MEHR , DU BIST EINE ERWACHSENE FRAU! ALSO BENIMM DICH AUCH SO!»
    Mein Magen krampfte sich zusammen.
    «Wir BEIDE wollten die Scheidung!»
    Dann folgte Stille. Ich ließ mich seitwärts auf einen Stuhl sinken und bekam nicht mit, wie sich die Armlehne zwischen meine Rippen bohrte.
    Dann holte ich tief Luft. «Und dann?»
    «Sein Zustand verschlechterte sich. Es ging unheimlichschnell. Was ihm noch an Kräften blieb, widmete er deinem
Leitfaden

    Ungläubig schaute ich sie an. «Du weißt von dem
Leitfaden

    Sie lächelte gequält. «Er schrieb fast jede Nacht daran. Er wollte sogar, dass ich ein paar Abschnitte las, aber ich hielt es für besser, wenn ich das nicht tue. Der
Leitfaden
war nur für euch beide bestimmt – für Vater und Tochter.»
    «Also hast du die ganze Zeit gewusst, dass er existiert?»
    «Ja, Lois. Philomena hat am Tag vor der Hochzeit angerufen, um zu sagen, dass sie ihn dir geben wird. Ehrlich gesagt war ich erleichtert, dass sie ihn noch hatte. Ich hatte schon geglaubt, er sei verlorengegangen.»
    «Warum hast du nie mit mir darüber gesprochen?»
    «Vielleicht aus demselben Grund wie du. Ich weiß auch nicht   …» Mum legte das Gesicht in die Hände, und ich dachte, sie würde anfangen zu weinen. Doch gerade, als mich das schlechte Gewissen überkam, wurde mir schlagartig etwas klar.
    «Er hat dir also nicht genügend vertraut, um den
Leitfaden
dir zu überlassen. Er war nicht sicher, dass du ihn mir geben würdest.
Deshalb
hat er damit lieber seine Schwester beauftragt. Er konnte sich nicht mehr auf dich verlassen. Du hast ihm mit deinem Gerede von Scheidung jede Sicherheit genommen   …» Ich konnte den Strom der verletzenden Worte, der da aus meinem Mund kam, einfach nicht aufhalten.
    «Lois, nicht.» Sie stand auf und legte sanft ihre Hand auf meine Schulter. «Aus welchem Grund auch immer – dein Vater hat es für das Beste gehalten, ihn seiner Schwester zu geben. Warum, weiß ich auch nicht. Sie hatten ein enges Verhältnis und ja, in unserer Beziehung gab es manchmal Spannungen. Aber darum geht es hier nicht.»
    «Worum geht es dann? Ich meine, warum hast du mir überhaupt von der Sache mit der Scheidung erzählt? Soll ich dich etwa bedauern? Willst du das?» Ich starrte sie an und fühlte eine Träne über meine Wange laufen.
    «Nein. Ich will nur, dass du weißt, wie es gewesen ist. Dass in unserer Beziehung nicht alles zum Besten stand. Dass er nicht perfekt war, jedenfalls nicht für mich. Dass ich den perfekten Mann für mich in Derek gefunden hatte. Und dass dieser Mann vor uns in einem Krankenhausbett liegt und ich darum bete, ihn nicht zu
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