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Für immer, Dein Dad

Für immer, Dein Dad

Titel: Für immer, Dein Dad
Autoren: Lola Jaye
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zurückzuziehen, weil   …
    «Du lässt niemanden wirklich an dich heran. Dafür hast du schon immer gesorgt! Ich wundere mich bloß, dass du noch mit meiner Schwester befreundet bist, wenn man sich vor Augen hält, was für ein Biest sie sein kann. Aber sie ist deine einzige richtige Freundin, Lois, abgesehen davon hattest du nur mehr oder weniger lose Bekanntschaften, stimmt’s?»
    Eine Träne rollte über meine Wange.
    Sein Gesichtsausdruck wurde weich. «Du hast einfach nur Angst, das ist alles – du hast Angst, dass sie dich alle allein lassen, so wie Kevin.» Ich wischte mir die Träne von der Wange. Dieses Psychogequatsche nervte mich. «Ich jedenfalls war immer da», fügte er hinzu.
    «Außer, als du in Frankreich warst», widersprach ich.
    «Ich war immer da. Hab dich immer geliebt   …»
    Ich wollte losschreien. Ihn widerlegen. Spöttisch lachen und ihn fragen, ob er zu viele kitschige Hochzeitsshows im Fernsehen gesehen hatte. Doch stattdessen sagte ich nur: «Ich muss jetzt gehen.»
    Denn er irrte sich. Dad
war
perfekt. Dad war
mein
ganz persönlicher Superman.
    Ich rannte aus dem Wohnzimmer, doch an der Tür stockte ich. Am Fuß der Treppe zusammengesunken lag Bingo-Mann. Er atmete kaum noch.
     
    Außerdem wird England die Weltmeisterschaft gewinnen, und dann nochmal und nochmal.
     
    «Du hast ihm das Leben gerettet», sagte Mum. Ihre Wimperntusche war über ihre Wangen verschmiert. Wir befanden uns in einem Krankenhauszimmer.
    «Ich bin so froh, dass ich im richtigen Moment dort war.»
    Mum legte ihrem Mann die Hand auf den Arm. Er war mit Kanülen und Schläuchen an mehrere Maschinen angeschlossen. Das Piepsen der Geräte bildete das Hintergrundgeräusch zu Mums Schluchzen.
    «Ich dachte, ihr wärt in Cornwall.»
    «Das waren wir ja auch, aber er hat sich nicht gut gefühlt, also sind wir früher zurückgekommen. Ich habe ihn nurabgesetzt und bin gleich mit Abbi weiter, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Gott sei Dank warst du zu Hause. Warum hast du denn dort gefrühstückt? Ist ja auch egal, Hauptsache, dass du dort warst.»
    «Ja.»
    «Er sieht zwar schlecht aus und ist nicht bei Bewusstsein, aber der Arzt meint, es geht wieder aufwärts. Das hat er dir zu verdanken.»
    «Was ist mit ihm los, Mum?»
    «Er hat schon länger eine schwere Schilddrüsenunterfunktion. Die Drüse produziert nicht genügend Hormone. Es ist in letzter Zeit schlimmer geworden. Dann hat er eine Infektion bekommen, und das hat zu dem Zusammenbruch geführt.»
    Mum beschrieb, welche Auswirkungen die Krankheit über die Jahre gehabt hatte. Sie hatte ihn immer müde sein lassen. Wenn ich mehr auf ihn geachtet hätte, wäre mir auch selbst aufgefallen, dass er zugenommen hatte und sich unheimlich leicht erkältete. Die Symptome hätte ich selbst bemerken können. Wenn ich eine bessere Tochter gewesen wäre, dann hätte sich Mum mit ihren Sorgen vielleicht an mich gewandt und hätte sich nicht bei Carlas Mutter ausgeweint, ohne mir etwas zu sagen.
    Obwohl Mum sehr erschöpft wirkte, lag in ihren Augen Hoffnung.
    «Was ist mit Abbs?», fragte ich, «soll ich nach ihr sehen?»
    «Das ist nicht nötig. Sie ist bei Calvin, da geht es ihr gut. Du glaubst doch nicht, dass ich sie allein lassen würde, oder?»
    «Nein.»
    Ich zog die Augenbrauen zusammen, während Mum nach einem Taschentuch kramte.
    «Sie liebt dich so – sie bewundert dich und erzählt ihren kleinen Freunden immer ganz stolz von dir. Du bist ihr großes Vorbild. Und trotzdem   … trotzdem wirkst du auf mich so, als könntest du manchmal nicht schnell genug von ihr wegkommen! Wenn ich darüber nachdenke, ist es ganz typisch, dass du nach Hause gegangen bist, während wir nicht da waren.»
    «Mum, nicht. Nicht jetzt.»
    «Und warum nicht jetzt?», fragte mich Mum, aber ihr Blick lag auf ihrem schlafenden Mann, der hoffentlich nichts von der Kühle mitbekam, die meine Mutter jetzt verströmte.
    «Na gut, dann eben jetzt. Warum sagst du so etwas?»
    «Weil es so ist. Du hast sie nie wirklich geliebt.»
    «Doch, ich liebe Abbi», widersprach ich. Aber zugleich nagte ein Schuldgefühl an mir.
    «Wenn du es sagst.»
    Weil wir uns im Krankenzimmer befanden, sprachen wir leise, doch unsere Worte waren trotzdem scharf und verletzend. Jede Silbe traf mich wie ein Messer ins Herz. Es war, als hätte Corey mich verwundbar gemacht.
    «Du warst immer so, Lois.»
    «Willst du dafür vielleicht mir die Schuld geben?» Heute weiß ich, dass ich in dieser Situation nicht
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