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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise
Autoren: Nina Melchior
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seinem Schöpfer. Er hatte, seit Elise die Höhlentür geöffnet hatte, danach gehandelt, was er für richtig hielt. Sein Herz war stark und seit einiger Ewigkeit fand er kaum Schuld darin.
    "Was denkst du wird aus ihm?"
    Gabriels Gesicht wurde bitter.
    "Wenn er es übersteht, kann er sich bei Tageslicht bewegen und sieht aus wie ein Mensch. Hätten wir etwas Schlimmeres erschaffen können?"
    Micha schüttelte den Kopf, um das Bild das Gabriel zeichnete zu löschen. Es war nicht gesagt, ob Magnus noch Vampirfähigkeiten besaß. Vielleicht würden die Zähne bleiben, was nicht hieß, dass er sie einsetzten musste.
    "Du bist zu pessimistisch. Elise hat offensichtlich etwas an ihm geheilt. Den Rest wird die Zukunft zeigen." 
    Gabriel sah zu Elises Körper hinüber, den sie im Schatten des gelben Wagens abgelegt hatten.
    "Wir werden sehen, wie lange sie diese Zukunft überlebt." meinte Gabriel.
     

Aufbruch
     
    Wie ein Teenager, dachte sie und fegte die beiden Bikinis vom Bett. Sie äffte ihr Spiegelbild an, als könne sie die drei Kilo auf ihren Hüften damit beeindrucken, mit denen sich Magnus täglich brüstete. Seit er auf Choisric lebte, aß Elise mit Genuss. Er dagegen stopfte eigentlich andauernd etwas in sich hinein. Als erste Buse schien er sich zur Aufgabe gemacht zu haben, sie beide zu mästen.
    Natürlich lebte Magnus jetzt auf Choisric. Wohin hätte sie ihn auch schicken sollen, nachdem unklar war, inwieweit die Heilung funktioniert hatte. Nebenbei - aber das räumte sie nicht offen ein - gab es keinen beängstigenderen Gedanken, als wieder völlig allein im Schloss zu leben - jetzt wo Micha aus ihrem Leben verschwand.
    Außerdem, und das war die offizielle Version, bot das Schloss mehr als genug Platz für zwei Personen. Heute hatte er sich in den Kopf gesetzt , ihr das Schwimmen beizubringen. Ihr linker, nach dem Biss vollständig geheilter, Arm musste trainiert werden. Magnus betonte diese Tatsache wie eine Spieluhr, die sich unablässig selbst aufzog. Nicht nur sie habe ihn , sondern auch er sie geheilt.
    Bei all dem Stress mit dem Magnus Choisric belebte, hallten stetig Michaels Worte in Elises Kopf nach. Sie durfte Magnus nicht aus den Augen lassen; noch nicht - vielleicht niemals…
    Sie seufzte, kniete neben ihr Bett hin und nahm in jede Hand einen der Bikinis. Sie waren ungetragen.
    Magnus würde sie mit den Augen auffressen, wenn sie halbnackt zum See hinunter kam. Er legte durchaus Wert auf Kontenance und Eleganz - an ungefähr einem Drittel des Tages - dann, wenn es ihm in den Kram passte. Den Rest der Zeit war er ein Ex-Vampir, unanständig, nervtötend und anzüglich. Manchmal konnte sich Elise des Eindrucks nicht erwehren, dass sein Blutdurst nur durch den Hunger nach unzähmbarer Frechheit ersetzt worden war.
    Sie zog den Triangelbikini an einem der Schnüre, über dem Zeigefinger in die Höhe. Der Schnitt war das eine, die Farbe das andere Problem. Wenn sie so fühlte, beim Anblick der Farbe von Blut - was löste es dann bei Magnus aus?
    Vor allem aber wollte sie nicht, dass sie gleichzeitig daran dachten. An den Biss, seine Lippen, die Berührungen auf ihrer Haut…
    Scham wallte in ihr auf und sie ließ die Schnur vom Finger gleiten. Kopfschüttelnd wandte sie sich dem anderen Kleidungsstück zu. Es war eine Mischung aus Liebestöter und Wassertrainingsanzug.
    Ihr Blick kehrte zurück zu de m sündigen Häufchen roten Stoffs auf dem Boden.
    ' Flitterwochen von der Hölle' hatte Magnus seine ersten Tage als Mensch einmal bezeichnet. Genauso sah er jetzt auch aus. Schon von weitem konnte Elise die Musik über die Wiese hören. Sie trat neben den schnarchenden Riesen auf der Liege, bei dessen Anblick ihr noch immer der Atem stockte.
    Magnus trug dunkle Shorts und seine sonst nackte Haut wirkte im Halbschatten der Bäume gesund. Abgesehen davon war sein Körper, was beinah unmöglich schien, in der letzten Woche noch stämmiger geworden. Elise überlegte, ob es ein Trugbild war, weil er insgesamt gesünder wirkte oder ob es schlicht an den Unmengen Nahrung lag, die er täglich vertilgte. Eine Schicht aus geschmeidigen Muskeln und Fleisch überspannte seinen Körper.
    Ein behaartes Bein hing über der Liege ins Gras hinab, wo sich am Boden eine Colaflasche zu einer Pizzaschachtel gesellt hatte, in der sich die Ameisen an den Überresten gütlich taten. Seine Definition eines zweiten Frühstücks.
    Daneben drang aus einem tragbaren Radio ein Lied: Lana del Ray sang 'Summertime Sadness' und
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