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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise
Autoren: Nina Melchior
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sich wehrte, wie er nach ihren Handgelenken griff und sie mit geübtem Griff am Boden fixierte.
"Gib auf." hörte sie ihn sagen und als hätte er ihr damit die erbetene Erlaubnis gegeben, durchflutete Hingabe ihren Verstand und ihren Körper. Sie spürte seinen Bann und all ihre Muskeln entspannten sich. Seine Hände ließen von ihren Gelenken ab, als seine Lippen an ihrem Hals aufsetzten und sie hören konnte, wie er den ersten Schluck nahm. In diesem Moment war es noch nicht schlimm.
    Aber dann spürte sie einen barbarischen Sog in ihrem Blutkreislauf, ein Vakuum bildete sich in ihrem Körper. Die Venenwände im Innern ihres Körpers zogen sich zusammen und lösten sich wieder - im Rhythmus , in der Magnus' Kehle saugte und schluckte. Ihre Organe verkrampften, ihr Herzschlag setzte aus, schlug wieder und auf einmal… war der Schmerz fort.
    Ihr Hals wurde taub, Ruhe hüllte sie ein und sie erlaubte sich die Schwere von Magnus Körper zu genießen. Sie schien jetzt vielmehr unter seinem Körper geborgen , denn gefangen. Das Vampirgift wirkte…
    Irgendwann tauchte Michas Gesicht hinter Magnus' Silhouette auf. Sie hätte Michael gern gesagt, dass es ihr gut ging. Aber ihre Zunge war zu einem Stück Dörrfleisch geworden und sie ging völlig in Magnus' auf. Sie verlor sich in ihm. Dieser Kuss war intensiver und enger, als eine menschliche Vereinigung es je sein konnte.
    Michas Augen blickten traurig auf sie herab. Er tat ihr leid. Dieser Mann war doch viel zu gütig, um traurig sein zu dürfen. Da war auch Gabriels Hand, die nach Michas Schulter griff. Eine Wasserflasche, Worte...
    Wäre sie nicht so weit weg gewesen, hätte sie geschworen, dass Michaels Körper riesige Flügel überragten und sein Gesicht aus der g leichen wachsartigen Oberfläche bestand, wie das von Magnus'. Aber der Blutverlust und das Giftgemisch in ihrem Körper ließen kein Auseinanderhalten von Realität und Fantasie mehr zu.
    Kurz bevor sie sich in die Bewusstlosigkeit verlor, erfüllte sie ein irrwitziges Gefühl. Das Letzte was sie spürte, bevor sie starb, war genau das, was sie sich all die Jahre von Micha gewünscht hatte. Dieses Gefühl schenkte ihr nun Magnus:
Sinnlichkeit.
     
    Magnus versuchte seine Sinne zu beherrschen. Aber Elises Blut entfachte seine Vampirtriebe, wie er sie nie zuvor gespürt hatte. Er war vielleicht zu lange enthaltsam gewesen. Warum vertraute sie ihm so sehr? Es war töricht und blind von ihr. Es gab keine rationalen Gründe für ihr Verhalten. Er verehrte, vergötterte sie. Er wünschte sich ihren Tod.
    Sie sollte leiden. Sie sollte bekommen, was sie provozierte , mit jedem ihrer Worte, ihrer Blicke und ihrer Erscheinung… Er musste sie ihm einfach gleich machen!
    Magnus spürte den zierlichen Körper unter seinem mächtigen Griff erschlaffen. Erst jetzt war er ganz bei ihr.
    Etwas war mit Elise so völlig anders, als mit den Anderen. Keine schmerzhaften Erinnerungen an sein Menschsein. Es gab nur sie, ihn und den Akt.  Er trank - offen mit allen Sinnen für ihren Körper, ihre Haut, den eisernen Geschmack des Blutes und den Duft ihrer Weiblichkeit. Hätte ihr jemand versucht ein Haar zu krümmen, wäre er zur Bestie geworden für sie.
    Aber war nicht er dabei, sie zu töten?
    Ein Hauch von Panik, fremd und störend riss an ihm. Zerrend spürte er auch die Nähe der Engel.
    Elise musste ein Vampir werden! Anders konnte er nicht weiterexistieren. Er saugte, schluckte, saugte… Warum war er überhaupt hier? Er bewegte sich wie in Trance über ihrem schmächtigen Körper vor und zurück.
    E r musste aufhören!
    Der Genuss wurde zur Qual. Wie er sie dafür hasste!
    Sein Sog ließ nach, als Elises Puls schmerzhaft in seinem Hirn zu hämmern begann. Die Erregung in seinen gefüllten Venen ebbte ab. Er konnte sie nur einmal entleeren. Die Vorstellung von Elise als Vampir verdrängte den Rest der Wonne, während er registrierte, was er sonst, gefangen in seinen Menschheitserinnerungen nie wahrnahm:
    Elise war bewusstlos. Ihre Haut wurde bereits kühl, ihre Lippen verblassten zu dünnen Strichen, ihre Augen traten in den Schädel zurück. Dieser Körper war nicht mehr Elise, wie sie in der Tür gestanden und ihn von der Langeweile der Ewigkeit erlöst hatte. Als Vampir hätte sie nichts mehr von der Lebendigkeit, die ihn so anzog.
    In einer einzigen Bewegung löste er die Lippen von ihrer Haut und stand wieder vor seinen Totfeinden. Er schwanke, stolperte und lächelte süffisant über diese Unzulänglichkeit.
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