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Für einen Kuss von Frisco

Für einen Kuss von Frisco

Titel: Für einen Kuss von Frisco
Autoren: Suzanne Brockmann
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gefährlich. Außerdem trank er.
    Die blonde Frau ließ ihre Krücken fallen und schlang ihm die Arme um den Hals. „Es tut mir leid“, stammelte sie immer wieder. „Es tut mir so leid.“
    Frisco führte sie zu einer Bank, die genau gegenüber von Mias Blumenbeet stand. Und so sehr sie sich auch bemühte, nicht zuzuhören – sie bekam jedes Wort mit.
    „Erzähl mir, was passiert ist, Sharon“, sagte er und nahm dabei die Hände der Frau in seine eigenen. „Alles, von Anfang an.“
    „Ich hab mein Auto zu Schrott gefahren“, schluchzte sie.
    „Wann war das?“, fragte Frisco geduldig.
    „Vorgestern.“
    „Dabei hast du dir das Bein gebrochen?“
    Sharon nickte.
    „Wurde noch jemand verletzt?“
    Ihre Stimme zitterte. „Der Fahrer des anderen Wagens liegt noch im Krankenhaus. Wenn er stirbt, stellen sie mich wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht.“
    Francisco stieß einen Fluch aus. „Sharon, wenn er stirbt, ist er tot. Damit ist er in jedem Fall schlimmer dran als du, nicht wahr?“
    Sie nickte mit gesenktem Kopf.
    „Du warst betrunken.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, aber Sharon nickte dennoch.
    Über Mias Blumen fiel ein Schatten. Sie sah auf und bemerkte das rothaarige Mädchen vor sich.
    „Hi“, sagte Mia.
    Das Mädchen war etwa fünf. Es hatte rotblondes lockiges Haar, jede Menge Sommersprossen und die gleichen dunkelblauen Augen wie Alan Francisco.
    Sie musste seine Tochter sein. Mias Blick wanderte hinüber zu der Blondine. War diese Sharon also seine … Frau? Exfrau? Freundin?
    Egal ! Sollte er doch ein Dutzend Frauen haben! Was kümmerte es Mia?
    „Ich habe auch einen Garten zu Hause“, erzählte das rothaarige Mädchen.
    „Und wo ist das?“, fragte Mia lächelnd. Kinder in diesem Alter waren einfach hinreißend!
    „In Russland“, erklärte die Kleine im Brustton der Überzeugung. „Mein richtiger Vater ist ein russischer Prinz!“
    Ihr richtiger Vater. Aha. Mia konnte gut verstehen, warum das Mädchen sich in eine Fantasiewelt mit Palästen, Prinzen und schönen Gärten flüchtete. Kein Wunder bei einer Mutter, die betrunken Auto fuhr. Und der Vater schien kaum besser zu sein.
    „Möchtest du mir beim Jäten helfen?“
    Die Kleine schielte zu ihrer Mutter hinüber.
    „Ich habe einfach keine andere Wahl mehr“, sagte Sharon gerade unter Tränen. „Wenn ich die Entziehungskur jetzt freiwillig mache, gibt das Pluspunkte vor Gericht. Aber ich weiß nicht, wohin mit Natasha. Ich muss sie irgendwo unterbringen.“
    „Kommt nicht infrage!“ Francisco schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber ich kann sie unmöglich zu mir nehmen.“
    „Alan, bitte, du musst mir helfen!“
    Er wurde laut. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie man mit Kindern umgeht!“
    „Sie ist ganz brav und ruhig“, bettelte Sharon. „Sie wird dir nicht im Weg sein.“
    „Aber ich will sie nicht!“, entgegnete Francisco wieder etwas leiser, aber noch immer deutlich hörbar für Mia. Und das kleine Mädchen.
    Mia brach fast das Herz vor Mitleid. Wie schrecklich musste das für ein Kind sein! Hören zu müssen, dass der eigene Vater es nicht bei sich haben wollte!
    „Ich bin Lehrerin.“ Mia hoffte, die Kleine von der Unterhaltung ihrer Eltern ablenken zu können. „Ich unterrichte an einer Highschool.“
    Natasha nickte und begann, Mia alles sorgfältig nachzumachen.
    „Ich muss in einer Stunde in der Entzugsklinik sein“, schluchzte Sharon. „Wenn du sie nicht nimmst, muss sie ins Heim, Alan.“
    „Es gibt da einen Mann, der für meinen Vater, den Prinzen, arbeitet“, erzählte Natasha. Offenbar versuchte sie, sich, so weit es irgend ging, von der Unterhaltung abzuschotten. „Der pflanzt nur Blumen. Das tut er den ganzen Tag. Rote Blumen so wie die hier. Und gelbe Blumen.“
    Mia hörte Alan Francisco fluchen. Er sprach jetzt sehr leise; sie konnte nicht alles verstehen, aber anscheinend gab er eine beeindruckende Kostprobe seines reichhaltigen Seemann-Wortschatzes zum Besten. Sein Zorn richtete sich dabei nicht gegen Sharon – er sprach nicht mit ihr, sondern eher mit dem wolkenlosen Himmel über ihnen.
    „Am liebsten mag ich diese blauen Blumen hier“, erklärte Mia der Kleinen. „Sie heißen Prunkwinden. Man muss schon sehr früh aufstehen, um die Blüten in voller Pracht zu sehen. Am Tag schließen sie sich nämlich.“
    Natasha nickte sehr ernsthaft. „Bestimmt tun sie das, weil ihnen das grelle Sonnenlicht Kopfschmerzen macht.“
    „Natasha!“
    Das Mädchen
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