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Für einen Kuss von Frisco

Für einen Kuss von Frisco

Titel: Für einen Kuss von Frisco
Autoren: Suzanne Brockmann
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Minuten. Das reichte nicht für eine Dusche, dabei hätte er dringend eine gebraucht. Er lehnte sich ans Waschbecken, drehte das kalte Wasser auf und hielt seinen Kopf unter den Hahn.
    Was war nur letzte Nacht mit ihm los gewesen? Er hatte fast die ganze Flasche Whiskey geleert. Das hatte er nicht gewollt. In den letzten fünf Jahren hatte er nie mehr als einen, höchstens zwei Drinks genommen, und das auch nur gelegentlich. Schon vor seiner Verletzung hatte er sorgfältig darauf geachtet, weder zu viel noch zu oft zu trinken. Einige seiner Kameraden zogen fast jeden Abend los und ließen sich volllaufen, aber Frisco hielt nur äußerst selten mit. Er wollte nicht so enden wie sein Vater oder seine Schwester.
    Und letzte Nacht? Er hatte nur noch einen Drink nehmen wollen. Einen einzigen. Nur zur Abrundung. Nur, um den harten Schlag seiner Entlassung aus dem Rehazentrum ein wenig abzumildern. Aber aus einem Drink waren zwei geworden.
    Dann hatte er über Mia Summerton nachgedacht, die, nur durch eine dünne Wand von ihm getrennt, drüben in ihrer Wohnung Musik hörte und gelegentlich mitsang. Dem zweiten Glas folgte ein drittes. Und dann hatte er aufgehört zu zählen.
    Ihr spöttisches Lachen klang ihm noch in den Ohren, dieses Lachen, als sie sich von ihm abwandte und in ihre eigene Wohnung ging. Dieses Lachen hatte mehr gesagt als tausend Worte. Es hatte gesagt: „Eher friert die Hölle zu, als dass ich auch nur einen weiteren Gedanken an Sie verschwende.“
    Gut. Genau das wollte er doch. Oder etwa nicht?
    Ja. Er klatschte sich noch einmal kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte, sich einzureden, dass das stimmte. Er wollte nicht, dass irgendeine Nachbarin um ihn herumscharwenzelte und ihn mitleidig beobachtete, wenn er die Treppen rauf- und runterhumpelte. Er brauchte niemanden, der ihm vorschlug, in eine lausige Wohnung im Erdgeschoss umzuziehen, als wäre er ein Krüppel. Er brauchte keine selbstgerechten Ansprachen darüber, wie schrecklich der Krieg doch für Kinder und andere Lebewesen sei. Wenn jemand darüber Bescheid wusste, dann doch wohl er.
    Er war mehr als einmal an Orten gewesen, an denen Bomben fielen. Ja, die Bomben galten militärischen Zielen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass eine Bombe, die ihr Ziel verfehlte, nicht ebenso explodierte. Auch wenn sie ein Haus, eine Kirche oder eine Schule traf, ging sie hoch. Bomben hatten kein Gewissen, kannten keine Reue. Sie fielen. Sie explodierten. Sie zerstörten und töteten. Und ganz gleich, wie gewissenhaft sie auch gelenkt wurden – es gab viel zu oft unschuldige Opfer.
    Wenn allerdings ein SEAL-Team eingesetzt wurde, bevor Luftschläge nötig wurden, dann erreichten die Männer der Eliteeinheit möglicherweise sehr viel mehr. Ein Sieben-Mann-Team wie die Alpha Squad beispielsweise konnte das Kommunikationsnetz des Feindes komplett lahmlegen. Oder den feindlichen militärischen Führer entführen, dadurch für Chaos sorgen und so den Weg ebnen für Verhandlungen und Friedensgespräche.
    Bedauerlicherweise aber wurden die Möglichkeiten der SEALs bei den ranghöchsten Militärs viel zu oft verkannt und die Männer zu spät eingesetzt.
    Und dann starben Menschen. Kinder.
    Frisco putzte sich die Zähne, trocknete sich das Gesicht ab und humpelte zurück ins Schlafzimmer. Er suchte vergeblich nach seiner Sonnenbrille, zog sich ein sauberes T-Shirt über, griff nach seinem Scheckbuch und trat blinzelnd ins grelle Sonnenlicht hinaus.
    Die Frau im Hof brach in Tränen aus.
    Erschrocken blickte Mia von ihrem Beet auf. Sie hatte die Frau auf den Hof kommen sehen: eine aufgedunsen und verlebt wirkende Blondine auf Krücken. Sie hatte einen Koffer in der einen Hand und ein kleines, verängstigt wirkendes rothaariges Mädchen an der anderen.
    Mia folgte dem Blick der weinenden Frau und sah, wie Lieutenant Francisco sich unter Schmerzen die Treppe herunterquälte. Er sah furchtbar aus. Die Haut grau, die Augen zusammengekniffen, das Kinn voller Bartstoppeln – geradeso, als hätte er auf einer Parkbank genächtigt. Sein T-Shirt sah sauber aus, aber die Shorts hatte er schon am Abend zuvor getragen. Offensichtlich hatte er darin geschlafen. Offenbar hatte er gestern noch einen Drink genommen – und dann noch ein paar weitere.
    Großartig. Mia wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Blumenbeet zu. Lieutenant Alan Francisco war ganz zweifellos der Typ Mann, den sie nicht mal zum Freund haben wollte. Er war grob, unglücklich und vielleicht sogar
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