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Fuer alle Faelle Emma

Titel: Fuer alle Faelle Emma
Autoren: Maja von Vogel
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einen Krach«, brummte Rolf, bevor er in seinem Zimmer verschwand.
    Papa grinste. »Rolf ist sozusagen unser WG-Ältester. Er lebt schon seit fast zwanzig Jahren in dieser Wohnung. Natürlich immer mit wechselnden Mitbewohnern.«
    »Und wer ist Daniel?«, fragte ich.
    »Carolins Sohn«, erklärte Papa. »Er hört den ganzen Tag Heavy Metal. Am liebsten in voller Lautstärke.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Carolin einen Sohn hat«, sagte Tim.
    Carolin war die Frau, die Papa das Zimmer vermittelt hatte. Die beiden hatten sich bei einem von Gesas Kochseminaren kennengelernt.
    »Daniel ist dreizehn«, erzählte Papa. »Ich glaube, er geht auch auf eure Schule. Vielleicht kennt ihr euch ja.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Schon möglich. Zeigst du uns jetzt dein Zimmer?«
    »Na klar!« Papa hielt eine Tür auf und winkte uns einladend zu. »Immer hereinspaziert!«

 
2. Kapitel
Emma verschlägt es
glatt die Sprache
 
    apas neues Zimmer war groß und hell. Es hatte hohe Decken, schneeweiße Wände und einen Holzfußboden, der ziemlich mitgenommen aussah. Ansonsten gab es nicht viel zu sehen. In der einen Ecke lag eine Matratze, in der anderen standen ein paar Leinwände und Papas Malutensilien.
    »Schönes Zimmer.« Tim sah sich um. »Bloß ein bisschen leer.«
    »Zum Einrichten bin ich noch nicht gekommen«, sagte Papa entschuldigend. »Aber demnächst werde ich ein paar Sachen aus Tupfingen holen, dann ist es hier nicht mehr so kahl.«
    Ich schluckte. Es gefiel mir nicht, dass Papa seine Sachen von zu Hause holen wollte. Das hatte so etwas Endgültiges. Bis jetzt hatte ich immer noch die leise Hoffnung gehabt, dass sich meine Eltern vielleicht doch wieder vertragen würden. Aber eigentlich wusste ich selbst, dass das nicht sehr wahrscheinlich war.
    »Woran arbeitest du denn gerade?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln. »Hast du wieder einen neuen Auftrag?«
    Papa nickte. »Ich mache die Illustrationen für ein Schulbuch. Deutsch, 5. und 6. Klasse. Deswegen brauche ich auch unbedingt meinen Arbeitstisch aus dem Atelier. Ich kann schließlich nicht gut auf dem Fußboden zeichnen.«
    Unser Vater ist Künstler. Aber weil er mit der Kunst kein Geld verdienen kann, illustriert er Bücher. Zumindest so lange, bis die Zeit für seine Bilder reif ist und er endlich reich und berühmt wird. Das sagt er zumindest immer – und früher habe ich das auch geglaubt. Inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Und Papa, glaube ich, auch nicht.
    »Soll ich uns einen Tee kochen?«, fragte Papa. »Dann kann ich euch gleich die Küche zeigen.«
    Wir gingen über den Flur in eine große Wohnküche. Die Wände waren grasgrün gestrichen, und in einer Ecke befand sich eine Sitzecke mit einem großen Sofa und zwei Sesseln. Es war ziemlich unordentlich, und das gefiel mir sofort. Ich finde es viel gemütlicher, wenn überall etwas herumliegt. In meinem Zimmer sieht es meistens aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Das sagt jedenfalls Mama immer. Allerdings ist nur meine Hälfte des Zimmers so unordentlich. Seit Gesa und Mona bei uns wohnen, muss ich mir meinen Dachboden mit Mona teilen. Gesa ist in die alte Scheune gezogen, in der vorher Papas Atelier war. Sonst wäre nicht genug Platz für alle gewesen.
    In Monas Zimmerhälfte sieht es aus wie geleckt. Sie ist total ordentlich und räumt immer alles sofort weg. Schrecklich! Am Anfang hat mich das total genervt. Ich habe mich in meinem eigenen Zimmer richtig fremd gefühlt. Aber inzwischen versuche ich, darüber hinwegzusehen. Schließlich hat jeder Mensch Fehler, oder?!
    Papa goss Wasser in einen altmodischen Teekessel und stellte ihn auf den Herd. Ich ließ mich auf das Sofa fallen. Die Sprungfedern quietschten vorwurfsvoll.
    »Was gibt's Neues in Tupfingen?«, fragte Papa.
    Ich überlegte einen Moment. »Och, eigentlich nichts. Dass Oma sich mit Pfarrer Pauli verloben will, weißt du ja schon, oder?«
    Papa grinste. »Ja, wir haben vor ein paar Tagen telefoniert. Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich von ihren Verlobungsplänen gehört habe!«
    »Und ich erst ...«, murmelte ich.
    Seit Oma sich in unseren Dorfpfarrer verliebt hatte, hatte sie sich total verändert. Sie fand plötzlich Yoga toll, kochte statt Schweinebraten mit Kruste lauter vollwertige Biogerichte und hatte kaum noch Zeit für mich. Gerhard hier, Gerhard da – das hielt echt kein Mensch aus! Erst hatte ich gehofft, dass sich die Sache von alleine erledigen würde. Meine Oma verliebt sich nämlich
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