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Fuer alle Faelle Emma

Titel: Fuer alle Faelle Emma
Autoren: Maja von Vogel
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ziemlich oft, aber normalerweise wird nie was draus. Doch diesmal schien es etwas Ernstes zu sein. Dabei sah doch ein Blinder mit Krückstock, dass Oma und Pfarrer Pauli überhaupt nicht zusammenpassten! Aber auf mich hörte ja keiner.
    »Also, ich finde es toll, dass Oma sich verloben will«, sagte Tim. »Sie ist viel fröhlicher, seit sie mit Gerhard zusammen ist.«
    Ich stutzte. »Seit wann nennst du Pfarrer Pauli denn Gerhard?«, fragte ich. »Außerdem war Oma vorher auch immer fröhlich.«
    »Der Tee ist fertig!« Papa stellte zwei dampfende Becher vor uns auf den Küchentisch. »Ich hoffe, ihr mögt Früchtetee.«
    »Klar.« Tim nahm seinen Becher und pustete vorsichtig hinein.
    Ich sagte nichts. Eigentlich stehe ich nicht so auf Früchtetee, aber ich wollte nicht schon wieder herumnörgeln. Außerdem hatte Papa bestimmt sowieso keine Cola da.
    »Wie läuft es denn in der Schule?«, fragte Papa.
    Eine typische Erwachsenenfrage. Ich weiß nie, was ich darauf antworten soll. Wie soll es in der Schule schon laufen? Also zuckte ich nur mit den Schultern und sagte: »Wie immer.«
    »Abgesehen davon, dass Emma gestern auf dem Schulhof fast eine Prügelei angefangen hätte«, fügte Tim hinzu und grinste.
    Papa runzelte die Stirn. »Warum denn das?«
    »Ach, das war halb so wild«, sagte ich. »Zwei von diesen Idioten aus Monas Klasse haben sie mal wieder blöd angemacht. Da hab ich ihnen gesagt, dass sie das lassen sollen.«
    Ich versuchte, lässig zu klingen, dabei hatte ich mir in Wirklichkeit vor Schiss fast in die Hose gemacht. Die Jungs waren mindestens einen Kopf größer als ich gewesen. Wenn sie auf mich losgegangen wären, hätte ich keine Chance gehabt.
    Mona ist eine Klasse über mir. In der Schule ist sie nicht gerade beliebt. Ständig machen sich alle über sie lustig, weil sie so komische Klamotten trägt und mit einem uralten Lederranzen durch die Gegend läuft. Ehrlich gesagt hab ich mich auch manchmal über sie lustig gemacht, bevor sie zu uns nach Tupfingen gezogen ist und wir uns angefreundet haben. Aber ich war nie so fies wie diese Typen aus ihrer Klasse.
    »Die beiden Blödmänner fanden es gar nicht lustig, dass Emma sich eingemischt hat.« Tim trank einen Schluck von seinem Tee. »Sie waren ziemlich sauer.«
    »Ja, aber Tim und Mona haben mir geholfen«, erzählte ich. »Als die Typen gemerkt haben, dass wir zu dritt sind, haben sie sich ganz schnell verzogen.«
    Tim schnaufte verächtlich. »Richtige Feiglinge!«
    Papa schüttelte den Kopf. »Du meine Güte, das hört sich ja gefährlich an.«
    Ich wollte nicht, dass Papa sich Sorgen machte, deshalb sagte ich schnell: »Ja, für die zwei Typen war es auch ziemlich gefährlich. Wir hätten sie locker in der Luft zerreißen können. Wenn die Mona noch mal ärgern, können sie was erleben.«
    In diesem Moment öffnete sich die Küchentür, und ein Junge kam herein. Er hatte raspelkurze Haare und trug ein T-Shirt mit einem Totenkopf-Aufdruck. Vor Schreck verschlug es mir glatt die Sprache – und das passiert wirklich nicht oft. Nur ein paar Meter von mir entfernt stand einer der beiden Idioten aus Monas Klasse! Mitten in Papas Küche! Einen Moment lang dachte ich, ich hätte ihn mit meiner großen Klappe irgendwie hergebeamt und er wollte sich jetzt an mir rächen. Aber das war natürlich Quatsch.
    Als der Junge Tim und mich sah, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Hallo, Daniel«, sagte Papa. »Willst du einen Früchtetee?«
    Daniel antwortete nicht. Offenbar hatte es ihm ebenfalls die Sprache verschlagen.
    »D...d...das ist Daniel?«, stammelte Tim. Er sah genauso entsetzt aus, wie ich mich fühlte. »Der Sohn von Carolin?«
    Papa nickte. »Genau.« Er wandte sich an Daniel. »Und das sind Emma und Tim, meine Kinder.«
    Daniel sagte immer noch keinen Ton, und Papa runzelte die Stirn. »Was ist denn los? Kennt ihr euch schon?«
    Ich nickte langsam, ohne Daniel aus den Augen zu lassen. »Allerdings«, fing ich an. »Das ist der Blödmann, der ...«
    In diesem Moment klingelte es an der Tür.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Papa und stand auf.
    Kaum war er aus der Küche gegangen, zischte Daniel: »Kein Wort über die Sache gestern, klar? Sonst knallt's!«
    Mein Herz klopfte wie verrückt, und ich merkte, dass ich richtig Angst hatte. Genau wie gestern, als Daniel und sein bescheuerter Freund mir auf dem Schulhof gegenübergestanden hatten. So ein blöder Zufall, dass Papa ausgerechnet in einer WG mit Daniel und seiner Mutter gelandet war!
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