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Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod
Autoren: Carter Brown
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Pérez.
     
     
     

ZEHNTES KAPITEL
     
    S ie blickten auf die Terrasse
hinaus und wandten sich dann schnell wieder ab, als ob sie jemand bei
schlechtem Benehmen ertappt hätte. Dann starrten sie einander an und beruhigten
sich gegenseitig beim Anblick ihrer nicht durch Blut befleckten und häßliche schwarze Kugellöcher verunstalteten gesunden
Körper.
    Zelda sprach als erste.
    »Ich danke dir, Rick, Darling«,
sagte sie leise. »Ich wußte, daß mir nichts geschehen würde, solange du hier
bist.«
    »Wahrscheinlich ist er eben
einfach von Natur aus ein heldischer Schweinehund«, sagte Brogan in
aggressiv-heiterem Ton. »Er kann nicht anders.«
    »Es ging alles so schnell.«
Courtneys Stimme klang benommen. »Verdammt, ich habe mir immer eingebildet, ich
reagiere schnell, aber von dem Augenblick an, als Pérez Miss Farson packte, kam ich einfach nicht mehr mit.«
    » Holman ,
der Riesentöter«, sagte von Arlsburg leutselig. »Sie
werden ein berühmter Mann werden.«
    »Ich würde im Augenblick einen
Schluck Whisky vorziehen«, sagte ich ehrlich und verfluchte den mild ironischen
Ausdruck in Brogans Augen, der die Wahrheit als eine sich hinter Bescheidenheit
tarnende Prahlerei mißverstand .
    »Hat jemand etwas von einem
Drink gesagt?« fragte eine atemlose Stimme aus dem Nichts heraus.
    Gleich darauf erschien Jan
Kellys zerzauster Kopf langsam über der Bar. »Ich bin völlig verwirrt«, stellte
sie fest. »Aus welcher Richtung blies der Tornado eigentlich?« Sie blickte
flüchtig an sich hinab. »Ich bin naß «, fügte sie nachträglich
hinzu, »und stinke nach Cognac.« Langsam zog sie sich hoch, und ihr Gesicht
erstarrte, als ihr Blick auf die Terrasse fiel.
    »Armer Mr. Holman .«
Auf ihr Gesicht trat plötzlich ein mitleidiger Ausdruck, während sie mir einen
schnellen Blick zuwarf. »Es blieb Ihnen keine andere Wahl, oder?«
    »Ich hasse zu intensiv, das ist
der Ärger«, sagte ich steif. »Viel zu intensiv — ich kenne nicht einmal meine
eigenen Kräfte.«
    Ich sah den verdutzten Blick,
den Courtney und von Arlsburg wechselten, und ich
erinnerte mich, wie Ramón bei der Erwähnung von Zeldas Namen geräuschvoll
ausgespuckt hatte. Im Augenblick hätte ich meinerseits am liebsten in ihre
dummen, charakterlosen Gesichter gespuckt, nur um ihre Reaktionen zu
beobachten.
    Ein sanftes Zupfen an meinem
Ärmel lenkte meine Aufmerksamkeit auf das Glas, das vor mir auf der Bar stand.
    »Wollten Sie das nicht haben?«
Jan zuckte die Schultern, und die Erde bebte erneut, aber im Augenblick machte
es keinen Spaß.
    »Danke«, sagte ich. »Später. Es
gibt noch ein paar Dinge zu erledigen.«
    »Die Polizei?« erkundigte sich
Courtney.
    »Nein, verdammt!« knurrte ich
ihn an. »Noch nicht. Ich muß zuerst noch etwas anderes tun.«
    »Oh!« Auf seinem Gesicht
erschien die seltsame Leere, die man bei allen englischen Public-School-Jungen
beobachten kann, wenn sie mit einem besonders widerwärtigen Vergehen gegen
zivilisiertes Benehmen konfrontiert werden. »Entschuldigung.« Seine Stimme
klang kalt und abweisend.
    Ich ging die Treppe hinauf in
Jan Kellys Zimmer. Valero schwieg, während ich seine Hände
und Füße losband, aber ich spürte, wie seine Augen mich fragend beobachteten.
Als er frei war, stand er auf und begann sachte, seine Handgelenke zu reiben.
    »Der General?« sagte er ruhig.
    »Er ist tot — ich habe ihn
umgebracht.«
    Die Narbe an seinem Hals
schwoll an, als wäre sie etwas Lebendes, Pulsierendes. Seine Schultern sanken
ein wenig nach vorn, während er erschöpft auf das Bett zuging und sich darauf
niederließ.
    »Gab es dafür einen Grund?«
    »Am Schluß, ja«, sagte ich. »Er
war im Begriff, Zelda Roxane umzubringen. Ich rief ihm zu, er solle seine
Pistole fallen lassen, oder ich müsse schießen — aber das spielt keine Rolle.«
    »Dann hatten Sie ja einen
Grund«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme.
    »Hassen Sie intensiv, Valero ?« fragte ich ihn.
    Er sah einen Augenblick lang
überrascht drein und überlegte dann. »Si«, sagte er schließlich. »Ich glaube
schon.«
    »Niemand haßt so stark wie
ich.«
    Seine schiefergrauen Augen
forschten mit sachlicher Neugier in meinem Gesicht. »Ihre Hände sind mit dem
Blut eines anderen befleckt«, sagte er abrupt. »Sie können nicht erwarten, daß
ich sie reinwasche.«
    »Das will ich auch nicht«,
sagte ich ehrlich. »Ich dachte — wenn ich auch nicht genau weiß warum — , daß
Sie etwas von Haß verstehen.«
    Er lächelte dünn. »Als ich
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