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Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Titel: Fünf: Schwarzwald Thriller 1
Autoren: Doris Rothweiler
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dieses verdammten Bauernhofs gleichzeitig klarzumachen«, hörte er den einen sagen. »Wir brauchen ein zweites Team.« Dann wandte er sich an Darren. »Wir bringen Sie zur Einsatzleitung.«
     
    *
     
    Es roch nach dem Heu vergangener Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte. Die Zeit in dem alten, schummrigen Stall schien in der Vergangenheit stehen geblieben zu sein.
    Sie lagen da wie Tiere. Jeder in seiner eigenen Box, alle gefesselt und geknebelt. Ihr Vater, ihre Mutter und die kleine Melissa, die sie aus ausdruckslosen, leeren Augen anstarrte.
    »Überraschung«, rief Rainert übermütig und strahlte über das ganze Gesicht.
    Katrins Mutter schluchzte auf, als sie den Kopf hob und Katrin erkannte, die jetzt direkt vor ihr stand.
    »Das Fest kann beginnen.« Rainert versetzte Katrin einen weiteren Stoß. »Binde sie los.« Mit dem Lauf seiner Pistole deutete er auf ihre Mutter.
    So schnell sie konnte, löste Katrin die Fesseln und half ihr auf die Beine. Sie sah sich fragend um, ob sie auch die Fesseln ihres Vaters lösen sollte, erstarrte aber in ihrer Bewegung, als sie sah, wie Rainert die Waffe hob und den Hahn spannte. Wie in Zeitlupe beobachtete sie, wie Rainerts Zeigefinger sich krümmte und wie der Kopf ihres Vaters nach hinten zuckte, als hätte ihn jemand herumgerissen. Dann erst hörte sie den Knall. Ihre Mutter riss den Mund weit auf und schrie, schrie, dass es Katrin das Herz zerriss. Wie betäubt drehte sie sich um und suchte in Rainerts Augen nach einem Grund. Nach dem Grund, warum er ihren geliebten Vater wie einen Hund hingerichtet hatte.
    »Wir brauchen ihn nicht mehr«, sagte er und blies theatralisch den nicht vorhandenen Rauch vom Lauf der Pistole. »Jetzt nicht mehr«, setzte er mit einem triumphierenden Blick in Katrins Richtung hinzu. Er trieb sie in einen Raum, den man früher die Gute Stube genannt hatte.
    Rainert stieß Katrin auf einen Stuhl. Ihre Mutter zwang er, in einem gepolsterten Ohrensessel Platz zu nehmen. Dort thronte sie wie eine Königin.
    Katrin machte sich Sorgen um ihre Mutter. Sie zitterte, ihr Atem ging stoßweise und sie war so blass, dass sie fast durchscheinend wirkte. Dagegen fühlte Katrin noch gar nichts. Sie würde den Schmerz erst zulassen, wenn ihre Mutter und Melissa in Sicherheit sein würden.
    »Willst du uns nicht vorstellen?«, fragte Rainert in sanftem, fast freundlichem Ton. Überrascht stellte Katrin fest, dass die Aufforderung nicht an sie, sondern an ihre Mutter gerichtet worden war.
    Die Augen ihrer Mutter glänzten fiebrig, ihr Blick flog unruhig zwischen Rainert und Katrin hin und her. Ein paar Mal öffnete sie den Mund, als wollte sie etwas sagen, doch jedes Mal scheiterte der Versuch und sie blieb stumm.
    »Ich warte«, forderte Rainert sie erneut auf, und diesmal klang er ungeduldig und quengelig wie ein Kind.
    Völlig entsetzt schüttelte ihre Mutter den Kopf. Dann, endlich, öffnete sie den Mund. »Ich kann nicht. Tu mir das bitte, bitte nicht an.« Sie flehte regelrecht.
    Katrin beobachtete, wie der freundliche Ausdruck in Rainerts Augen erlosch. Sie konnte förmlich zusehen, wie aus ihm eine völlig andere Person zu werden schien.
    »Ist es denn wirklich so schwer, es zu sagen?«, wollte er wissen und diesmal klang seine Stimme kalt wie Eis. Dann schrie er so unvermittelt, dass Katrin auf ihrem Stuhl zusammenfuhr. »Ich habe gefragt, ob es wirklich so schwer ist, es zu sagen?«
    »Ja, ja, verdammt noch mal. Es ist sogar noch viel, viel schwieriger.«
    Katrin drehte den Kopf zu ihrer Mutter, die sich in ihrem Sessel aufgerichtet hatte und Rainert feindselig anstarrte.
    Auf die absurde Situation konnte sich Katrin keinen Reim machen.
    Eine gefühlte Ewigkeit schwiegen sie.
    Dann schluchzte Rainert plötzlich auf. »Warum?«, rief er und Tränen liefen ihm die stoppeligen Wangen herab. »Warum ist es dir unmöglich, es auszusprechen?« Er machte einen Schritt auf ihre Mutter zu. »Was habe ich dir denn getan, Mama?« Rainert schluchzte jetzt hemmungslos.
    Er ging auf ihre Mutter zu und legte seinen Kopf an ihre Schulter. Katrin fühlte etwas wie Mitleid mit Rainert aufkommen. Der Kerl war vollkommen verrückt.
    »Was habe ich dir denn getan?«, wiederholte er weinend. »Ich war doch erst fünf!« Er schien in ihrer Mutter eine ganz andere Person zu sehen. »Was kann ein fünfjähriges Kind denn schon Schlimmes tun, dass man es einfach irgendwo hinbringt und nicht mehr abholt? Nie mehr!« Seine Stimme steigerte sich zu einem heiseren Schrei.
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