Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich
Autoren: Annette Meisl
Vom Netzwerk:
Fernseher, der auf Stand-by geschaltet ist. Wer erfolgreich Dating betreiben will, sollte immer mehrere Lover auf Abruf haben. Wenn einer nicht kann, nimmt man einfach den nächsten.
    Nach zwei Stunden habe ich den Schreck überwunden und sage zu. Von nun an schreibt er mir täglich, wie sehr er sich auf Samstag freut. Das ist Balsam für meine Seele. Nach drei Tagen ruft er an. Im Hintergrund hört man es hämmern und klopfen. „Wo bist du gerade?“
    „Bei der Arbeit.“
    „Was machst du?“
    „Ich arbeite als Vorarbeiter auf einer Baustelle.“
    Ich halte einen Moment inne. Er ist kein Zuhälter? Sein Äußeres, die halblangen gegelten Haare, all das hatte ich klischeehaft falsch interpretiert.
    „Ich arbeite hier seit 32 Jahren für meine Firma, war lange im Betriebsrat, aber das mache ich nicht mehr, zu viele Probleme wegen Schwarz- und Kurzarbeit.“
    Ich schlucke. Wie konnte ich nur so bösartige Gedanken haben? (Oder ist er vielleicht Zuhälter in seiner Freizeit?)
    Er will wissen, ob er mich am Samstag mit dem Auto abholen soll. Meine Adresse und meinen Namen möchte ich nicht verraten, daher sage ich Nein. Lasse mich dann aber auf einen Treffpunkt ganz in der Nähe ein.
    Ich nutze die ungewöhnlich lange Zeit vor unserer Verabredung, um ausgiebig darüber nachzudenken, wie ich ihm das 5L-Projekt beibringe. Soll ich mit der Tür ins Haus fallen, wie ich es mit den anderen Kandidaten gemacht habe? Oder ist es Zeit für einen Strategiewechsel? Soll ich den Relaunch meines Projektes nutzen, um etwas Neues auszuprobieren? Ich hole Rat bei möglichst vielen Freunden ein.
    Buddha meint: „Erzähl doch, dass du in einer festen Beziehung bist und nicht möchtest, dass jemand was mitbekommt. Das erklärt deine Heimlichtuerei und bewahrt dich vor weiteren Erklärungen.“ Das Problem daran ist, dass das meinem Anspruch an Wahrheit und Wahrhaftigkeit widerspricht.
    Udo, der gerade mal wieder mit einem Blumenstrauß ins Büro geschneit kommt, empfiehlt mir allerdings auch, es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen: „Mache es einfach wie wir Männer. Wir würden lügen. Probier das doch mal aus! Lügen ist viel humaner.“ Ihm tut mein neuer Kandidat wahrscheinlich leid. Das mit der Lügerei ist mir aber nach wie vor ein Gräuel.
    Ein anderer Mann, den ich zufällig in einer Bar kennenlerne, sagt: „Das ist so wie bei Autos. Kein Mann macht freiwillig Carsharing. Männer kaufen sich das größte und schönste Auto, auch wenn sie es nicht brauchen, und benutzen es dann ganz für sich allein.“ Ja, der Vergleich passt.
    Viola rät mir: „Mach, was dein Herz dir sagt. Es ist dein bester Ratgeber.“ Ich horche in mich hinein. Klar und deutlich sagt mir mein Gefühl: „Nicht lügen! Sag die Wahrheit.“ So gebe ich meinem „Opfer“ wenigstens die Chance, Nein zu sagen. Und wenn er Ja sagt, trägt ganz alleine er die Verantwortung dafür.

    Birkensohle hat’s erwischt
    Seit Wochen habe ich nichts mehr von Birkensohle gehört. Er treibt sein erotisches Unwesen in der Cyberwelt. Über Umwege erfahre ich, dass er eine Sexparty nach der nächsten besucht und sich dabei aufführt wie ein Kind, das versehentlich in der Spielzeugabteilung eines Warenhauses eingeschlossen und über Nacht vergessen wurde. Vor lauter Überangebot öffnet er alle Kisten und Schachteln und weiß am Ende doch nicht, womit er spielen soll. Ein trauriges Bild für einen Mann, der auf die 50 zugeht.
    Ich schreibe ihm eine Mail: „Na, Jörg, bist du in den Abgründen des Internets verloren gegangen oder gar in einer Gebärmutterfalte hängen geblieben?“
    Zu meiner Überraschung antwortet er prompt: „Es ist etwas passiert, was ich nie erwartet hätte … Ich habe eine Frau übers Internet kennengelernt, die mich komplett durcheinanderbringt.“
    Erstaunt lese ich diese Zeilen. Könnte es wirklich sein, dass sich Birkensohle an eine Frau binden will?
    Abends bin ich in der Stadt unterwegs. Ich möchte seit langer Zeit mal wieder ins Kino. Ich staune nicht schlecht, als ich vor dem Eingang auf Jörg treffe. Er steht da, verschwitzt und aufgeregt und guckt nach links und rechts und zwischendrin auf sein Handy. Ich umarme ihn und spüre sein nasses T-Shirt auf meinen nackten Armen. Verstrubbelt strahlt er mich an. Ich könnte ihn auf der Stelle vernaschen. Der Schweiß und seine Zerstreutheit ergeben eine unwiderstehliche Kombination. „Was machst du denn hier?“, sagen wir beide im Chor.
    „Ich warte auf sie“, ruft er mir zu, obwohl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher