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Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich
Autoren: Annette Meisl
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Personen miteinander verschmolzen und so zu fiktiven Charakteren überarbeitet.

Prolog – Ich erkläre Anna mein Projekt
    I ch will keinen einzelnen Mann“, sage ich und ignoriere Annas fragenden Blick.
    Seit der Stunde null leide ich unter zu hohem Blutdruck. Vor ein paar Tagen blickte mich mein Arzt ernst über den Rand seiner metallenen Designerbrille an und sagte feierlich: „Ab morgen nimmst du Betablocker. Für den Rest deines Lebens.“ Ich werde sie nicht nehmen. Das fehlt noch: Dass ich wegen Herrn X – wie ich meinen Exmann am liebsten nur noch nenne – mein Leben lang Pillen schlucke. Also muss ich genau aufpassen, was ich denke und rede. Denn kaum verirrt er sich in meine Gedankenwelt, schnellen meine Werte nach oben.
    Ich erzähle Anna also nicht, wie es zu unserer Trennung kam. Schlimm genug, dass sie eben ausrief: „Was? Ihr seid getrennt? Wir haben im Sommer doch noch Grillpartys in eurem Garten gefeiert …“
    Das war in einem anderen Leben. Das verwilderte Stück Grün war bei Sonnenschein Treffpunkt unseres Viertels: Künstler, Journalisten und Nachbarn saßen um den windschiefen Tisch, den ich irgendwann vom Sperrmüll aufgelesen hatte, tranken Rotwein und aßen Frikadellen und Bratwürste, die wir auf einem improvisierten Grill an der Backsteinmauer brutzelten. Bevor Herr X mitten in dieser idyllischen Farbfotografie auftauchen kann, schiebe ich diese Gedanken schnell wieder weg. Ich will ihn nicht mal mehr in meiner Erinnerung sehen, geschweige denn in natura.
    Anna scheint meine innere Sprechweigerung zu spüren: „Gibt es einen neuen Mann in deinem Leben?“
    Ich schlucke. Wie soll ich antworten, ohne mich in stundenlange Erklärungen zu verstricken? Wie soll ich meine nagelneue Lebensphilosophie kurz und knapp darlegen?
    „Einen Mann? Nein. Also eigentlich doch, aber nicht einen.“ Ihrem irritierten Blick entgegne ich: „Ich will keinen einzelnen Mann.“
    Die Fragezeichen in ihren Augen wachsen. Anna ist das, was die Vertreter der Gattung Homo sapiens maskulines als „Granate“ bezeichnen. Ihre Freundinnen beneiden sie um Harald, ihren sportlichen, zehn Jahre jüngeren Mann.
    „Ich will nicht einen Mann, keine Beziehung, keine feste Beziehung. Ich habe ein Projekt!“, platzt es aus mir heraus. Jetzt weiß sie es.
    „Ein Projekt?“, fragt sie erstaunt.
    „Ich bin mir sicher, dass jede Frau fünf Liebhaber haben sollte. Das ist meine These, die ich jetzt im Selbstversuch teste. Ich möchte für mich ausprobieren, ob ich mit fünf Liebhabern parallel leben kann, und ich möchte herausfinden, ob das auch für andere Frauen umsetzbar ist.“
    „Fünf?“, echot Anna entgeistert.
    „Na ja, fünf ist nur ein Richtwert, der darf auch mal variieren. Übrigens: Alle fünf Lover sollten dauerhafte und gute Beziehungen sein. Keine reinen Sexgeschichten, sondern richtige Freundschaften, eben mit dem gewissen Extra.“
    Sie schweigt. Das muss sie erst verdauen.
    „Meiner Meinung nach ist die Monogamie ein Irrtum. Sie wurde von Männern als Falle aufgestellt, um Frauen in einen goldenen Käfig zu sperren. Kaum sitzen wir da drinnen fest, werden wir nach Strich und Faden betrogen. Die eingesperrte Frau gibt dem Mann Sicherheit und Geborgenheit. Sie ist Mutter und Geliebte, Schwester und Gefährtin in einem. Da das auf Dauer nicht zusammenpasst, ist sie irgendwann nur noch Mutter oder Gefährtin, und den heißen Sex sucht sich der Typ woanders.“
    Anna hängt an meinen Lippen. „Erzähl weiter …!“
    „Er verrät ihr nichts von seinen wahren Gedanken, von seiner Gier nach fremder Haut. Er spielt den treuen Ehemann, damit sie an seiner Seite bleibt. Sie soll sich in einer monogamen Beziehung wähnen, brav sein Leben wärmen wie ein niedlicher Heizofen.“
    Anna nickt. Sie scheint so was schon mal erlebt zu haben.
    „Aus dieser komfortablen Situation heraus macht sich der Mann erneut auf die Jagd. Er beginnt mit heimlichen Affären hinter ihrem Rücken. Die Ehefrau kann sich jetzt entweder blind stellen und irgendwann das böse Erwachen erleben oder alles mitkriegen und leiden, leiden, leiden.“
    Bums. Das sitzt. Ich beobachte die Wirkung auf meine Gesprächspartnerin mit Neugierde und ein wenig schlechtem Gewissen: Anna hat erst vor ein paar Jahren ihren Traumprinzen gefunden und genießt jetzt ein Familienleben wie aus dem Bilderbuch. Der Beweis ist ihr goldgelocktes Engelchen, das neben unserem Tisch im Kinderwagen schlummert.
    Was zum Teufel gibt mir das Recht, ihr solche
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