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Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich
Autoren: Annette Meisl
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Haare“, lachen sie und drehen daran. Sie empfehlen mir orientalische Haarkuren für den echten Korkenziehereffekt und legen mir die türkische Enthaarungsmethode für die Bikinizone nahe: Agda, eine klebrige Masse aus geschmolzenem Zucker und Zitronensaft, die auf die Körperhaare geschmiert wird, um diese mit Hauruck bis zur Wurzel auszureißen.
    „Mein Herzens-Schwesterchen“, schreibt Gülay zuckersüß, „meine Schutzengel passen auf dich auf.“ Sie schreibt, wie sehr sie mich vermisst. Dass sie mich bewundert, weil ich Geschäftsfrau bin, ständig durch die Welt jette und weil die Frauen meinem Mann auf der Straße verstohlene Blicke zuwerfen. Sie nennt ihn „Baba“, Papa, was mich irritiert – schließlich sind die beiden gleich alt. Sie ist eben eine verrückte Nudel.
    Gülay erzählt mir von ihrer Einsamkeit. Seit Jahren geschieden, wünscht sie sich einen neuen Partner. Immer ist sie auf der Suche nach ihm, im Internet und im realen Leben. Wenn ich sie in Istanbul besuche, hecken wir gemeinsam Pläne aus, wie sie ihren Mr Right findet. Gülay ist die einzige der fünf Geschwister, die ins Heimatland der Eltern zurückgekehrt ist. Aber Istanbul ist weit weg. Vor vier Jahren brach die Verbindung zu ihr plötzlich ab. Keine zärtlichen E-Mails mehr, keine Herzchen, keine Engelchen aus der Metropole am Bosporus. Ich vermutete, dass die Distanz eben doch zu groß war.
    Oft scherze ich mit Yasemin: „Irgendwann schreibe ich eure Geschichte auf, die Story der Yasemin-Sisters und -Brothers. Das wird bestimmt ein Bestseller.“
    Zehn Minuten nach der Begegnung mit Yasemin im Treppenhaus ruft mich mein Mann an.
    „Alles klar bei dir?“, fragt er. Nichts ist klar! Die Geschichte sprudelt aus mir heraus. Kein Kommentar seinerseits. Ich hake nach: „Yasemin will mir die Freundschaft kündigen! Sie sagt nicht mal, warum!“ Deniz ist kein Freund von vielen Worten. Ich kenne ihn nicht anders. Das Gespräch ist kurz und endet, ohne dass ich klüger bin.
    An Arbeit ist nicht zu denken, in mir rumort es. Wie merkwürdig: Warum ist Yasemin böse auf mich? Ich rufe sie auf dem Handy an. Es läutet dreimal, dann ertönt das Besetztzeichen. Ich versuche es in ihrem Büro – keiner geht dran, nur die Mailbox. „Bitte sag, was passiert ist! Du kannst nicht ohne Erklärung …“ Drei Pfeiftöne zerschneiden meinen Satz. Es fühlt sich an wie ein Schlag in den Magen.
     
    Vor drei Tagen bin ich mit meinem Mann aus dem Urlaub zurückgekommen, den wir seit Jahren in einem winzigen Fischerdorf auf einer Insel der Dardanellen verbringen. Ich erinnere mich an den letzten Abend. Wir waren zu Gast bei Freunden und saßen zusammen am üppig gedeckten Abendbrottisch auf der Terrasse ihres Landhauses, das idyllisch inmitten der Weinberge liegt und von dem aus man einen wunderbaren Blick auf das dunkelblaue Mittelmeer hat. Sie schmunzelten: „Wie erfrischend! Ihr seid schon so lange zusammen und noch so verliebt …“ Ich griff nach der breiten Hand von Deniz, der noch immer eine starke Wirkung auf mich hat. Er zog die Hand weg, er mag keine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit. Das vergesse ich manchmal. Seine kräftige Gestalt, der dunkle Teint, die grünen Augen lassen auch nach 15 Ehejahren mein Herz flattern. Ich habe tiefes Vertrauen zu ihm, das Gefühl, mich anlehnen zu können – immer. Mein ganzes Leben lang.
    Reich sind wir nicht, aber wir müssen nicht jeden Euro umdrehen. Beruflich bin ich oft auf Reisen und er begleitet mich, besteht regelrecht darauf mitzukommen, sonst darf ich nicht weg. Ich finde das süß, irgendwie. Eifersüchtig ist er nicht, wie er betont. Er hat auch keinen Grund dazu, denn ich bin ihm immer treu gewesen. Niemals käme ich auf die Idee, ihn zu betrügen.
    Wir leisten uns ein Leben zwischen zwei Kontinenten, eine Wohnung in Istanbul und eine in Köln. Deniz ist immer wieder monatelang in seiner Heimat, die er so vermisst, wenn er im kalten Nordeuropa ist. Er sieht sich selbst als Künstler, hat ein Auge für Fotomotive. Er schießt Bühnenfotos von den Musikern und Tänzern, die ich auf Tournee schicke. Sein Talent, die Bewegung, den Moment der Inspiration einzufangen, wenn er auf den Auslöser drückt, hat ihm eine beachtliche Ausbeute an ausdrucksstarken Bildern beschert. Wer weiß, vielleicht wird er ja eines Tages entdeckt.

    Der schlimmste Tag
    Nach unzähligen Versuchen habe ich Glück und Yasemin geht endlich ans Telefon. Sie klingt abweisend, willigt aber ein, mich zu
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