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Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich
Autoren: Annette Meisl
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Aufforderung. Die nächsten zwei Jahre wird mich die Atemnot unsanft bis hart lenken, wie eine Kandare das Rennpferd.

    Der erste schöne Abend nach Tag null
    Heute Abend geht es mir etwas besser. Ich komme spät nach Hause und sehe an der Türe meines Freundes Gregor einen sympathischen, dunkelhaarigen Typen, der gerade dabei ist, ein paar Koffer aus seinem Auto zu laden. Ich frage ihn nach Gregor und er sagt: „Der kommt gleich wieder, soll ich ihm was ausrichten?“
    „Grüß ihn einfach von Annette.“
    Ich öffne meine Wohnungstüre, lege mich aufs Bett und schlafe auf der Stelle ein. Ich bin total erschöpft, da ich seit Tag null jede Nacht höchstens fünf Stunden geschlafen habe. Plötzlich weckt mich mein Handy. Es ist Gregor: „Hast du Lust, mit uns abendessen zu gehen?“
    Ich konzentriere mich, um meiner Stimme einen hellwachen Ausdruck zu geben, und sage: „Klar! Gerne!“
    In Windeseile springe ich aus dem Bett, ziehe mich an, schminke mich fast blind vor dem winzigen Rasierspiegel im Schrank und schon renne ich die Treppe runter, so sehr freue ich mich!
    Während der Jahre meiner Ehe verschwanden meine Freunde peu à peu von der Bildfläche. Niemand hatte mehr große Lust, uns zu besuchen, mein Mann war oft ungesellig. Ich erklärte mir sein Verhalten mit seinem Heimweh, stürzte mich in die Arbeit und träumte von einer märchenhaften fernen Zukunft mit ihm irgendwann in der Türkei.
     
    Vor dem Haus warten drei Männer auf mich: Mein Freund Gregor, der junge Mann von eben und ein blonder Mittdreißiger, den ich noch nicht kenne. Wir gehen in das italienische Restaurant Bella Italia, das inzwischen zu meinem zweiten oder besser gesagt ersten Wohnzimmer geworden ist. Der Abend ist unterhaltsam. Die drei Freunde sprechen über ihre Arbeit. Ich höre ihnen zu, sage kaum was und freue mich einfach an ihrer Gesellschaft. Besser als die Einsamkeit in meiner Bude. Alfredo, der Wirt, bezirzt mich mit Komplimenten, lecker wie Erdbeeren mit Schlagsahne. Ich schwebe. Ich bin nicht alleine. Gegen ein Uhr nachts verlassen wir das Lokal, die Jungs begleiten mich wie echte Gentlemen bis an meine Haustüre.
    Um halb fünf Uhr morgens reißt mich die Klingel aus dem Schlaf. Ich springe aus dem Bett. Bei mir hat außer der Müllabfuhr noch nie jemand geklingelt, seit ich hier wohne – und erst recht nicht um diese Uhrzeit! Ich habe heftiges Herzklopfen. Wer kann das sein? Ich presse mein Ohr gegen die Wohnungstüre und versuche Herrin der Lage zu werden. Was soll ich tun? Es klingelt wieder, es klingelt Sturm! Wilde Szenarien spuken durch meinen Kopf. Ist es mein Ex? Will mich jemand überfallen? Die Balkontür ist zwar zu, aber sie ist nur aus Glas. Ein Faustschlag und der Vergewaltiger steht mitten im Zimmer, was heißt im Zimmer, er fällt aufs Bett, das ja direkt vor der Balkontür steht.
    Vor lauter Nervosität und in der innigen Hoffnung, das minutenlange Klingeln möge endlich aufhören, drücke ich auf den Türöffner der Haustüre. Und öffne die Wohnungstüre einen winzigen Spalt, um herunterzurufen: „Wer ist da?“
    Ich bemühe mich, meiner Stimme einen entschiedenen Tonfall zu geben, was mir gelingt. Ich klinge richtig aggressiv. Soll der Typ bloß nicht denken, ich hätte Angst. Das hat scheinbar gewirkt, ich höre eine leise Männerstimme, die ein Wort sagt, das ich als „Bastei“ identifiziere und mir merke. Ich will mich unbedingt morgen noch daran erinnern, um den Übeltäter dingfest machen zu können.
    Ich schreie ins Dunkel des Treppenhauses: „Hauen Sie sofort ab, sonst rufe ich die Polizei!“, und knalle die Wohnungstüre wieder zu. Der verdrucksten Stimme nach zu urteilen kann es sich nur um einen perversen Gewaltverbrecher handeln. Das Sturmgeklingel geht weiter. Plötzlich fällt mir die Lösung ein. Ich rufe meinen Freund Gregor auf dem Handy an. Er wohnt nebenan, er wird mich retten, keine Frage. Mit zitternden Händen wähle ich seine Nummer. Es klingelt und klingelt, aber Gregor nimmt nicht ab.
    Dann die Erkenntnis: Ich kann die Polizei rufen! Warum komme ich erst jetzt auf diese Idee? Endlich hört das Klingeln auf. Nach einem langen Moment wohltuender Stille klingelt es erneut. Ich vertraue meinem Schicksal und öffne. Zwei freundliche Beamte stehen vor mir. „Gibt es hier einen Keller, einen Hof, wo man sich verstecken kann?“, fragen sie. Ich erkläre die örtlichen Begebenheiten und sie machen sich auf die Suche nach dem penetranten Quälgeist. Nachdem sie alle Ecken
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