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Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich
Autoren: Annette Meisl
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ein Gerüst. Eine grobe Struktur aus Bambusstäben, die mir die Illusion eines Haltes geben. Die so tun, als seien sie ein Haus. Und irgendwann wird vielleicht was Richtiges daraus …
    Auf einen Schlag wird mir klar: Ein neues Konzept muss her. Wie eine Architektin am Reißbrett werde ich einen Plan für mein neues Leben entwerfen, werde das Zusammensein von Mann und Frau neu definieren. Die Fantasie ist frei. Nur ich entscheide.

Das erste Mal
    I ch male Kringel auf ein Blatt Papier. Ich und die Liebe. Die Liebe und ich. Wie soll das funktionieren? Ich male verschnörkelte Blümchen. Liebe in den Zeiten nach dem Tag null? Ich zeichne Zahlen: 1, 2, 3, 4, 5 … Ja! Das ist es. Fünf Männer nur für mich. So soll mein Leben künftig aussehen. Fünf Lover, abgekürzt 5L. Ich hebe das 5L-Projekt offiziell aus der Taufe.
    Die wichtigste Grundregel lautet: Kein Mann darf mich in rosarote Wolken lullend des Verstands berauben. Kein einzelner Homo maskulinum darf mich in die Gefahr bringen, alles für ihn aufzugeben, mich komplett in eine Beziehung fallen zu lassen. Das ist passé und von nun an verboten. Ich will alleine für mich stehen – unabhängig und frei. Und dabei diese merkwürdige Spezies „Mann“ erforschen, sezieren, wie eine Biologin eine seltene Pinguinart am Südpol …
    Ein Mann reicht dafür nicht aus, auch nicht zwei oder drei. Und so entscheide ich: Fünf Männer parallel, das müsste die nötige Sicherheit und Unabhängigkeit bieten. Und im schlechtesten Fall, sprich, wenn ich mich in einen der Kandidaten verliebe, könnten die anderen vier einen angemessenen Gegenpart bilden und das Gleichgewicht wiederherstellen. Ich werde allen Teilnehmern sagen, worauf sie sich einlassen. Offenheit ist mir heilig nach all den Lügen, die mich in den letzten Jahren umgeben haben.
    Ich lege mein Brainstorming-Gekritzel zur Seite und liebkose mit den Fingerspitzen ein neues Blatt Papier. Es ist weiß wie die Unschuld. Eine leere Seite mit Durst auf Buchstaben. Nur welche? Ich schreibe erst mal die Zahlen auf, denen ich später Namen zuordnen will. Tja, und dann weiß ich nicht mehr weiter. Was soll hinter den Zahlen stehen? Ich kann doch nicht aus heiterem Himmel fünf Lover herbeizaubern? Nach 15 Jahren treuer Monogamie meinerseits weiß ich nicht mal, wie „flirten“ buchstabiert wird. Und mein Selbstbewusstsein darbt im dunklen, muffigen Keller vor sich hin. Ich grübele: Wer kommt infrage für mein Projekt? Weit und breit kein Mann in Sicht. Da fällt mir plötzlich Bastian ein. Nun, sein Einstand war nicht gerade erquicklich. Aber seine Hartnäckigkeit und das Durchhaltevermögen lassen auf eine gewisse Qualität als Lover hoffen. Wenn er so vögelt, wie er klingelt, denke ich, dann ist er mir willkommen.
    Ich schreibe:
    Nummer 1 – Bastian
    Dann fällt mir der berühmte Opernsänger ein, den ich vor ein paar Wochen bei einem Konzert in Köln gehört habe. Nun, warum auch nicht? Die Gedanken sind frei. Und wenn ich mich für den Präsidenten von Timbuktu oder den Mann im Mond entscheide, ist das auch in Ordnung.
    Und so male ich mit geschwungenen Lettern aufs Papier:
    Nummer 2 – Opernsänger
    Ich stelle mir vor, die Geliebte dieses Mannes zu werden, der von seinen Kollegen heimlich als Testosteronbombe betitelt wird. Sie munkeln, dass Frauen schon vom Hören seiner schmachtenden Arien schwanger werden. Ich träume davon, wie er mir Erste-Klasse-Tickets in die ganze Welt spendiert, wenn ich ihn bei Gastspielen in der Metropolitan in New York oder in der Scala in Mailand besuche. Nach seinen bejubelten Auftritten wirft er Schwärmen eleganter Ladys, die am Bühnenausgang warten, Kusshändchen zu und steigt mit mir in die dunkel verglaste Stretchlimousine, die uns ins feinste Hotel am Ort bringt. Der Butler führt uns in die Präsidentensuite, Champagnerkorken knallen …
    Es klingelt. Die Müllabfuhr.
    Ich lege meine 5L-Liste auf den Esstisch und verschiebe das weitere Nachdenken auf später. Im Moment fallen mir ohnehin keine weiteren Kandidaten ein.

    Alle wollen nur das Eine?
    Seit dem Abend mit Gregor und seinen Freunden gehe ich immer öfter in Alfredos italienisches Restaurant. So ganz alleine mit mir halte ich es auf Dauer nicht aus. Es kostet mich Überwindung, als Frau ohne Begleitung die Schwelle eines Restaurants oder einer Kneipe zu überschreiten. Ich tue dann ganz locker und entspannt, aber innerlich rollen sich mir die Zehennägel hoch. Wenn ich lässig an der Bar lehne, denke ich
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