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Fünf Brüder wie wir

Fünf Brüder wie wir

Titel: Fünf Brüder wie wir
Autoren: Ravensburger
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sicher, dass ‚hamm‘ mit zwei m auch richtig geschrieben ist?“, hatte Jean Drei gefragt.
    „Schweig und schreib!“, hatte Jean Eins geantwortet. „In wirkungsvoller Rechtschreibung bin ich superstark.“
    „Hamm’s satt?“, fragte Papa.
    „Ja“, sagte Jean Eins. „Wir treten in Streik. Wir hatten eine Abstimmung. Alle waren dafür.“
    Einen Moment dachte ich, Papa würde das Mundstück seiner Pfeife durchbeißen. Er musste so heftig husten, dass Mama ihm mehrmals auf den Rücken klopfte.
    „In Ordnung“, sagte er, als er wieder Luft kriegte. „Ihr seid also in Streik. Habt ihr auch einen Katalog mit Forderungen beschlossen?“
    „Ich hab nicht dafür gestimmt“, sagte Jean Vier. „Jean Eins hat uns alle dazu gezwungen.“
    „Lasst uns das ordentlich regeln“, sagte Papa. „Wie es sich gehört. Wer ist euer Sprecher?“
    „Das bin ich“, sagte Jean Eins, der eine Liste aus der Hosentasche zog. Aber auf einmal wirkte er nicht so recht begeistert davon, unser Anführer zu sein.
    Papa verschränkte die Hände vor dem Bauch. „Lass hören, was du zu sagen hast“, forderte er ihn auf.
    „Ich … äh …“, stammelte Jean Eins, „ich spreche im Namen meiner Kampfgenossen.“
    „Das sind wir“, verkündete Jean Fünf stolz, falls Papa das nicht gleich begriffen haben sollte.
    Jean Eins fing an, die Punkte auf seiner Liste vorzutragen:
    „Erstens haben wir es satt, keinen Fernseher zu haben. Sogar Stéphane Le Bihan hat einen und er ist in der Schule eine Niete …“
    „Und was nützt uns ein Fernseher?“, unterbrach ihn Jean Drei, der immer praktisch denkt. „Es gibt ja sowieso keinen Strom, weil Streik ist.“
    „Zweitens wollen wir mehr Taschengeld“, fuhr Jean Eins fort. „Wir haben per Abstimmung beschlossen, dass wir uns mit einer Erhöhung von weniger als zehn Prozent nicht zufriedengeben … Drittens haben wir es satt, dass immer wir Großen beim Abspülen dran sind …“
    „Wir hatten aber ausgemacht, dass der Punkt aus der Liste gestrichen wird!“, protestierte Jean Drei.
    „Ja klar“, sagte ich. „Weil du ein Mittlerer bist und nie abspülst.“
    „Keine weiteren Beschwerden?“, fragte Papa.
    „Äh, nein“, sagte Jean Eins, der schnell noch einmal seine Liste überflogen hatte.
    „Doch“, sagte Jean Vier. „Wir wollen auch Bonbons kriegen. Und eine neue Packung Körner für das Meerschweinchen.“
    „Das steht aber nicht in unserem Katalog mit Forderungen!“
    „Wir wollen auch gern einen Hund“, murmelte ich.
    „Und ich will im Stockbett oben schlafen“, sagte Jean Vier.
    „Und mehr Geschichten vor dem Einschlafen“, kam es von Jean Fünf.
    „Wir führen unsern Kampf auf Leben und Tod!“, verkündete Jean Eins.
    „Sehr schön“, sagte Papa und nahm seine Brille ab. „Noch weitere Punkte?“
    Wir schauten uns alle an, aber uns fiel nichts mehr ein.
    „Sehr schön“, wiederholte Papa mit einem kleinen Kopfnicken. „Euer Eintreten für eure Anliegen findet meine volle Anerkennung.“
    „Du bist einverstanden mit dem Fernseher?“, fragte Jean Eins ungläubig.
    „Wir reden morgen darüber“, sagte Papa. „Und jetzt hört mir gut zu: Wer von euch nicht innerhalb von dreißig Sekunden im Bett ist, kriegt von mir eine Tracht Prügel verpasst, an die er sich noch sein ganzes Gewerkschaftsleben lang erinnern wird. Hab ich mich klar ausgedrückt?“
    „Schatz …“, unterbrach ihn Mama im Flüsterton. „Schatz …“
    „Was denn?“, empörte sich Papa. „Du wirst doch nicht diese gefährlichen Klassenkämpfer und Revolutionäre unterstützen wollen?“
    „Schatz“, flüsterte Mama, die auf einmal sehr blass geworden war und sich den Bauch hielt, „ich glaube, die Wehen haben begonnen.“
    „Die Wehen?“, wiederholte Papa. „Die Wehen?“
    „Alles ist gut“, sagte Mama. „Ich glaub nur, es wäre an der Zeit, mich ins Krankenhaus zu bringen.“
    „Wir bekommen eine kleine Schwester! Wir bekommen eine kleine Schwester!“, rief Jean Fünf.
    „Das steht nicht auf unserer Liste!“, protestierte Jean Eins.
    „Du begreifst wirklich gar nichts!“, sagte ich. „Das Baby kommt gleich auf die Welt!“
    „Immer mit der Ruhe“, sagte Mama und stand schwerfällig auf. „Vielleicht ist es ja nur falscher Alarm …“
    „Aber der Fernseher? Unser Streik?“, murmelte Jean Eins.
    „Jean Eins, mein Junge“, sagte Papa, der mit den Ärmeln seines Regenmantels kämpfte. „Ich beauftrage dich damit, auf deine Kampfgenossen aufzupassen,
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