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Fuego, Andréa de

Fuego, Andréa de

Titel: Fuego, Andréa de
Autoren: Geschwister des Wassers
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bernsteinfarben, die Stadt leerte sich. Es ging die Nachricht um von einem neuen Wasserkraftwerk in einem nahe gelegenen Landkreis, die Familien zogen hinter den Glühbirnen her. Zunächst erkundete ein älterer Sohn die andere Stadt, wenn er entschlossen war, ging er zurück und zog mit dem Rest um. Die Klosterschule sollte in der kleinen Stadt bleiben, Françoise bestand darauf zu erhalten, was die beiden Schwestern aufgebaut hatten. Ein paar Kinder wurden auf die Treppen gelegt, von einfacheren Frauen, die geflüchtet waren.
    »Die Nonnen kriegen Geld aus dem Ausland und kümmern sich um die Erziehung.«
    Françoise erhielt ein Telegramm, das die neue Mission bestätigte, nämlich Ordnung und Moral in der noch übrig gebliebenen Stadt wiederherzustellen. Mehr noch, sie wiederaufzubauen, denn das wäre die Chance, über ein Land zu herrschen, das sie nie wirklich besessen hatten.
    Die Großgrundbesitzer verließen ihre Ländereien nicht, doch die an Licht und städtisches Leben gewöhnten Frauen suchten sich andere Gemeinden. Der Bürgermeister, keine große Persönlichkeit, trug dem Pfarrer die Verwaltung an. Die Stadt war aus dem elektrischen Licht geboren, mit Kerzen wusste sie nicht umzugehen. Zwar waren die elektrischen Kronleuchter eine Neuheit für die Bewohner gewesen, doch selbst der Bürgermeister konnte nicht mehr ohne Watt leben.
    Die Stadt wurde zur Weihnachtskrippe. Nonnen, Pfarrer und selbstlose Christen. Nicht alle hatten die Möglichkeit wegzuziehen, für viele wurde alles besser. Ohne übermächtige Männer, mit Stellen, die neu zu besetzen waren. Der Pfarrer beraumte Wahlen für Verwaltungsposten an, in den Gottesdiensten wurden Verwaltungsfragen diskutiert. Er ließ eine Frau eine Fahne nähen, bestickt mit dem lateinischen Satz »Sie schwimmt, aber geht nicht unter«.
    Timóteo stieg nach den Gottesdiensten auf die Musikertribüne, Menschen versammelten sich in Erwartung seiner Predigten.
    »Ich war auf der anderen Seite! Der Seite, wo das Licht geboren wird, glaubt mir, Brüder!«
    Er behauptete, die geheime Schwelle der Dinge zu kennen, wer sie überschritte, kehre nicht wieder. Durch ein Wunder sei er, der Gesegnete, wiedergekehrt. Er habe Heilkraft und könne das beweisen.
    Der Pfarrer-Bürgermeister verdammte ihn nicht, solange er seine Reden fern des Altars hielt. Timóteo verkaufte die Ernte von Geraldos Ländereien an andere Stadtverwaltungen. Das Bordell wurde von Männern aus nah und fern besucht. Er machte Geschäfte mit Schnaps und gebratenem Spanferkel. Für die Mädchen stellte er eine Sicherheit dar, Moara wollte ihn als Vater eines Kindes. Er versuchte es, schwängerte jedoch Terezinha, die Jüngste des Hauses, die das Kind nicht behielt. Auf Geraldos Ländereien befruchtet man nicht so einfach.
    »Du vollbringst Wunder und Schandtaten zugleich. Du heilst und machst Dummheiten. Raus mit dir, Timóteo!«
    Die kleine Gemeinde, die von der erleuchteten Stadt übrig geblieben war, spaltete sich. Viele hatten nichts gegen das Heilen, aber wenn es von schmutziger Hand kam, taugte es nichts. Für andere stand der Glaube über Schmutz und Dunkel, Gott suchte den Wunderheiler aus, nicht das Volk. Timóteo begann Geld zu verlangen, er heilte Kopfschmerzen durch Handauflegen, reinigte den Körper von Würmern, betete ein Vaterunser und befahl dem zu Heilenden, nach Hause zu laufen, es würde alles weggehen.
    Das Licht hatte die Leute vom Land angelockt und keine Erklärung für sein plötzliches Wegbleiben abgegeben. Die Firma verschwand einfach, sie erfuhren es nicht, erhielten auch keine offizielle Benachrichtigung.
    Der Pfarrer sagte, die Gebliebenen seien echte Männer, Männer, die sich nicht täuschen ließen vom Licht der Menschen, sondern das wahre Licht suchten, das nur unter dem Dach Gottes zu finden sei. Timóteo sagte, der Mensch brauche kein Dach, sondern ihn, Timóteo, jemanden, der gegangen und wiedergekehrt sei. Als Beweis diente ihm ein von dort mitgebrachter Topf mit Maispudding, der nicht verfaulte, er stammte von den alten Zwillingen. Der Maispudding wurde unter eine Glasglocke gestellt, die Timóteo stets zu seinen Reden auf der Musikertribüne mitnahm.
    »Was machen die beiden?«
    »Die beiden Alten ernähren die müden Pilger.«
    »Wenn Eneido die Malaquias besucht hat, kann er auch zurückkehren.«
    »Eneido ist der Verwalter, er darf die Schwelle nicht verlassen, er ist der Wächter.«
    »Wenn Eneido die Malaquias geholt hat, warum hat er dann nicht auch uns
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