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Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka

Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka

Titel: Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
Autoren: Chris Helmbrecht
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später abgewickelt. Der FSB ist der Inlandsgeheimdienst, man könnte sagen, so etwas wie die Stasi in der ehemaligen DDR . Ob der FSB so gut organisiert sei wie die Stasi damals, frage ich russische Freunde, doch die lachen nur und meinen: »Ihr Deutschen habt schon immer alles bis zur Perfektion betrieben. So gut sind wir Russen nicht«. Dementsprechend chaotisch müsse man sich den FSB vorstellen. Ich habe bis heute noch nicht herausgefunden, wie tief die Spitzelei des FSB geht, obwohl ich schon Kontakt mit dem Geheimdienst hatte.
    Ein halbes Jahr später. Es ist Montagmorgen, acht Uhr. Julia hat frei, liegt neben mir im Bett und schaut fern, während ich meine E-Mails checke. Plötzlich klingelt es an der Tür. Wir gehen generell nicht an die Tür, wenn es kein angemeldeter Besuch ist. Denn dann sind es fliegende Händler oder Zigeuner, die betteln wollen. Doch das Klingeln hört nicht auf, sondern wird stärker, bis die Leute draußen schließlich Sturm klingeln. Ich bekomme nach knapp fünfzehn Minuten genug und stürme wütend zur Tür. Als ich die Tür zum Vorraum öffne, werde ich gepackt und unsanft an die Wand gedrückt. Vor mir stehen zwei unscheinbar aussehende Männer. Sie labern mich auf Russisch zu, und ich versuche, ihnen beizubringen, dass ich Deutscher bin und kein Russisch spreche. Einer von ihnen hält mir einen Dienstausweis hin. Der andere einen kopierten Steckbrief, auf dem ich ein Bild von Kolja erkenne. Aha, der Geheimdienst. »Was nun?«, denke ich. Julia bleibt stumm im Apartment. Einer von den Typen hält mich an die Wand gedrückt, der andere will gerade in die Wohnung gehen, als die Nachbarin auftaucht. Anscheinend haben sie auch bei ihr geklingelt. Die Nachbarin erklärt den Herren, dass ich Deutscher bin und Kolja schon seit Jahren nicht mehr hier wohnt. Die Nachbarin wird lauter, schreit beide an, endlich werde ich losgelassen. Ich beginne, auf Deutsch zu schimpfen, drohe mit Botschaft und Konsequenzen. Ich bin mir sicher, dass sie mich nicht verstehen, aber schaden kann das im Moment auch nicht. Die beiden beschließen, den Rückzug anzutreten, und verlassen den Vorraum stumm. Die Nachbarin redet danach mit Julia. Die ist immer noch recht schockiert.
    »Woher wussten die denn überhaupt, dass wir zu Hause sind?«, fragt Julia.
    »Ist doch klar«, stelle ich fest, »die haben das Telefon gecheckt und gemerkt, dass besetzt ist, weil ich im Internet war.«
    Danach telefonieren wir mit dem Rest der Familie. Zeitgleich wurden auch andere Familienmitglieder besucht und verhört. Anscheinend wusste der FSB wirklich nicht, dass Kolja schon seit Langem in Singapur lebt. Ich bin mir jetzt aber auch im Klaren darüber, dass ich nun auf dem Radar des Geheimdienstes gelandet bin. Was macht dieser Deutsche in Koljas Wohnung? Was weiß er? Hat er etwas mit Yukos zu tun? Das sind sicher die Fragen, die sich auch die Sachbearbeiter beim Geheimdienst stellen. Unser Telefon klickt oft recht seltsam, manchmal kommt gar keine Verbindung zustande. Ich bin mir sicher, dass unser Festnetztelefon und unsere Handys abgehört werden. Manchmal telefoniere ich mit meiner Mutter und witzle sogar darüber. Wenn es wieder einmal in der Leitung klickt, schicken wir den Leuten am anderen Ende noch ein paar nette Grüße. Meine Mutter macht sich zwar ein wenig Sorgen, nimmt das mit der Zeit aber gelassen und kann darüber sogar lachen. Außerdem ist das auch eine gute Geschichte für die Bekannten, daheim in Bamberg. So etwas gibt es ja nicht oft zu erzählen.
    Ein paar Monate später bekomme ich einen Anruf von Kolja. Seine Frau und sein Sohn sind inzwischen auch nach Singapur gezogen, denn mittlerweile ist klar, dass er in Russland gesucht wird und nicht zurückkommen kann. Eine Woche nach dem Auszug seiner Frau wurde in sein luxuriöses Apartment eingebrochen. Und das, obwohl man einen Schlüssel braucht, um auf das eingezäunte Gelände des Hauses zu kommen, und einen weiteren, um ins Haus selbst zu kommen. Dann muss man an einem Concierge vorbei. Oben braucht man einen dritten Schlüssel, um in den Vorraum zu kommen, und noch zwei weitere, um die Sicherheitstür zu öffnen. Außerdem ist das Apartment mit einer Alarmanlage gesichert. Wenn der Alarm ausgelöst wird, steht innerhalb von fünf Minuten eine schwer bewaffnete Einheit der Polizei vor der Türe und sieht nach dem Rechten.
    »Der Geheimdienst?«, frage ich.
    »Wer auch immer. Sie haben nichts geklaut. Die Polizei war später ebenfalls da. Zu spät. Sie
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