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Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka

Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka

Titel: Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
Autoren: Chris Helmbrecht
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immer keinen Job, und mir geht definitiv das Geld aus. Julia hat den Sommer über frei und will in den Urlaub fliegen. Als ich ihr sage, dass ich mir das im Moment nicht leisten kann, ist sie enttäuscht.
    »In Russland zahlt ein Mann für seine Frau«, sagt sie und reibt damit Salz in meine offenen Wunden. Ich bin am Ende. Jetzt bin ich in einem total fremden Land, versuche, mich gerade zurechtzufinden und Geld zu verdienen, fühle mich von der Situation sowieso schon überfordert, und nun nennt mich meine einzige Bezugsperson, meine Freundin, auch noch einen Verlierer. Mir ist zum Heulen. Doch das bringt nichts. Ich war noch nie jemand, der aufgibt. Nach kurzer Zeit fange ich mich und schlage verbal zurück.
    »Sag mal, spinnst du? Weißt du überhaupt, warum ich hier bin und warum ich in dieser schlimmen Lage bin? Wegen dir, Julia. Wegen dir. Ich bin deinetwegen hergekommen!«, schreie ich sie an.
    Danach ist Julia ruhig. Eine Woche später buchen wir den Urlaub. Ich habe mir Geld von meiner Mutter geliehen, und Julia zahlt ihren Anteil selbst.

Der Geheimdienst FSB
    Nach drei Monaten in unserem kleinen Apartment an der Metrostation Majakowskaja ziehen wir in eine Wohnung, die Julias Familie gehört.
    Nach dem Kommunismus haben die Familien, die in einer dieser Wohnungen wohnten, diese geschenkt bekommen. Wohlgemerkt nur die Wohnung, nicht aber das Grundstück, auf dem das Wohnhaus steht, was heute oft zu Problemen führt, wenn die Stadt den Grund an einen Baulöwen verkauft und der anstatt des alten Stalin-Plattenbaus einen modernen Wohnblock darauf setzen will. Da kann es schon mal passieren, dass Schlägertrupps auftauchen und die Bewohner zum Verkauf bewegen, oder die alten Besitzer werden in wertlose neue Plattenbauten in die Vorstadt umgesiedelt. Das Ganze ist, wie so oft in Russland, natürlich völlig legitim und wird sogar von der Polizei unterstützt.
    Julias Familie besitzt mehrere Apartments. Es ist ein nettes Haus aus den 60ern, relativ sauber und ruhig. Leider liegt es nicht genau im Zentrum, ist davon aber auch nur zwanzig Minuten mit dem Auto oder der Metro entfernt, was in der größten Stadt Europas immer noch als zentral gilt. Die ersten Monate verlaufen ruhig. Bei einem Familienabendessen treffe ich Kolja. Er ist mit Julias Cousine verheiratet und ein führender Manager bei Yukos. Im Moment lebt er in Singapur und leitet die Asiengeschäfte des größten russischen Ölunternehmens. Kolja lebte mit seiner Frau erst in unserem Apartment und kaufte dann später ein eigenes in der Nähe. Seine Wohnung hat 160 Quadratmeter, sehr viele Zimmer, eine eigene Sauna und einen Jacuzzi. Die Küche ist phänomenal eingerichtet. Das Audio-System und Heimkino mit Riesenplasma-Bildschirm sind auch nicht von schlechten Eltern. Koljas Frau lebt mit dem Sohn immer noch in dem Prachtapartment. Der Junge soll in Russland zur Schule gehen und dort aufwachsen. Außerdem lebt der Rest der Familie nur einen Spaziergang weit weg. Wir nun auch. An diesem Abend trinken wir viel Wodka mit Julias Vater und Kolja. Es ist das zweite Saufgelage mit Julias Familie, und ich beweise Standfestigkeit. Julias Vater meint noch: »Ich hab keine Ahnung, wo dieser dünne Junge den ganzen Wodka hinsteckt, aber Respekt. Er kann saufen wie ein Russe«. Als er das sagt, fühle ich mich geehrt. Kolja zwinkert mir zu, und wir kippen den nächsten Wodka herunter, während die Frauen am Tisch die Augen verdrehen.
    Nur ein paar Wochen später, Kolja ist längst zurück in Singapur, wird der Chef und Besitzer von Yukos, Michail Chodorkowski, in Nowosibirsk am Flughafen aus seinem Privatjet gezogen und verhaftet. Er hatte wohl ein paar strategische Fehler gemacht und sich mit Putin überworfen. Er wird jetzt wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Die Familie ist unsicher. Was wird nun aus Kolja? Bei uns im Apartment steht noch eine Auszeichnung, die er von seinem Chef für seine Dienste erhalten hat. Kolja beschließt, in Singapur zu bleiben. Seine Frau und sein Sohn fliegen ihn regelmäßig besuchen. Dann geht in der Familie das Gerücht um, dass auch Kolja gesucht wird. Seine ehemalige Assistentin wurde von Geheimdienstleuten abgeholt und verschwand für eine Woche. Ihr Mann hatte Alarm geschlagen. Die Familie hängt sich rein, lässt Beziehungen spielen, und nach einer Woche kommt die arme Frau wieder frei. Man fährt sie direkt vom FSB -Gebäude zum Flughafen, und sie nimmt mit ihrer Familie den nächsten Flieger nach Singapur. Der Umzug wird
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