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Fuck

Fuck

Titel: Fuck
Autoren: Kooky Rooster
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haben zu viel Sonne erwischt. Außerdem: noch mehr Sunblocker und sie könnte selbst als Vampir gefahrlos schwimmen gehen“, beruhigte mich Leo und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel.
    Ich blickte kurz zu ihm auf den Beifahrersitz. Wir hatten den ganzen Tag mit Sophie im Bad verbracht und die meiste Zeit davon im Wasser.
    Leos Locken waren unter dem triefenden Nass verschwunden, hatten sich an seine schöne Kopfform geschmiegt. Er hatte ganz fremd ausgesehen, mit so glattem Haar, auch wenn ich diesen Anblick daher kannte, wenn er aus der Dusche kam. Meist eroberten die Locken rasch wieder den Kopf, und auch jetzt begannen sie sich wieder zu kringeln.
    „Du hast
auch
zu viel Sonne erwischt!“, stellte ich fest, da ich nicht annahm, dass Leo gerade aus Scham oder Erregung errötet war. Leo schmunzelte.
    „Was ist?“, fragte ich und passierte das Ortsschild meines Heimatdorfes.
    „Du bist eine Glucke“, kicherte er und ich brummte. Er hatte vermutlich recht.
    Routiniert lenkte ich den Wagen in die Parklücke vor dem Laden meiner Exfrau. Ich zurrte die Handbremse fest und sofort landete ein weicher Kuss auf meinem Mund. Mein Herz hüpfte und in meiner Hose rührte sich etwas. Flink sprang Leo aus dem Wagen und streckte sich durch, ließ seinen Blick über den kleinen Platz und die Auslage des Geschäfts gleiten.
    Es war aufregend, diesen Mann hier, in meinem Heimatort, zu sehen. Vermutlich lugten bereits einige Einwohner aus ihren Küchenfenstern oder Auslagen, reckten ihre Hälse an den Tischen des Cafés und des Wirtshauses.
    Zwar war es nicht das erste Mal, dass Leo und ich Sophie für einen Ausflug abgeholt hatten, aber ein offiziell schwules Paar kannte man hier nicht. Auch wenn wir dazu nicht in der Öffentlichkeit herumknutschen mussten, allein das Wissen reichte, dass sich die Leute weiß Gott was vorstellten – und vermutlich hatten sie mit jedem schmutzigen Detail recht.
    Katja, mit verdächtig gewölbtem Bauch, trat aus dem Geschäft und begrüßte erst Leo, winkte mir zu und lugte dann durch das Autofenster auf unsere völlig erledigte Tochter.
    „Ich trag sie hoch in ihr Bettchen“, erklärte ich und war schon dabei, die Kleine aus dem Kindersitz zu wuchten. Ich ließ Leo und meine wieder schwangere Exfrau zurück und stieg die Stufen in mein ehemaliges Kinderzimmer hoch.
    Es hatte nichts mehr von dem Arbeitszimmer, in dem ich aufgewachsen war, sondern hatte sich in ein rosa Eldorado für kleine Prinzessinnen verwandelt. Überall klebten unmotiviert Sticker, wahllos, ob kleine Ponys, Aufkleber von Tieren oder Fußballern, Zeichentrickfiguren, Glitzerdelphinen oder radikalen politischen Forderungen. Was auf der Rückseite einen Klebstoff vorwies, musste auch entsprechend genutzt werden. Das war die Philosophie meiner Tochter.
    Ich legte sie behutsam in ihr Bettchen und schaute ihr noch ein Weilchen beim Schlafen zu. Auf der Fensterbank standen einige der Roboter, die ich in meiner Kindheit gebaut hatte. Vielen fehlten bereits Arme, Beine oder der Kopf, von manchen war überhaupt nur noch der Rumpf übrig. Sophie war nicht sehr zimperlich, was dem Umgang mit technischen Lebensformen anbelangte. Das hatten auch schon diverse Handys und Digitalkameras erfahren müssen.
    Ich schloss die Tür zum Kinderzimmer leise und schlich in die Küche. Dort saß meine Mutter und löste für meinen Vater ein Kreuzworträtsel. Er konnte nach einem Schlaganfall kaum mehr etwas selbst erledigen und ich bezweifelte, dass er überhaupt Interesse an den Rätseln hatte. Er hatte auch kein Interesse an mir, was mich nicht sonderlich kümmerte. Es hätte mich, im Gegenteil, beunruhigt, wenn er erstmals in meinem Leben so getan hätte, als wäre ich in seinem Universum existent.
    Meine Mutter jedoch bekam große Augen, lächelte verhalten und ergriff hastig und sperrig meine Hand, um sie kurz zu drücken. Der Moment der Freude war rasch vorbei, dann erinnerte sie sich wieder, dass sie offiziell unter mir zu leiden hatte, unter dem, was ich war.
    „Bist du alleine hier?“, fragte sie mich. Vermutlich wäre sie netter zu mir, wenn ich mal ohne Leo zu Besuch käme, tat ich aber nicht.
    „Nein“, sagte ich knapp, „Leo ist dabei.“
    Wie immer schüttelte sie den Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung, rückte mit zitternden Fingern das Rätselheft zurecht und widmete sich der nächsten Herausforderung, als habe ich mich in Luft aufgelöst. Glücklich war ich darüber nicht, aber ich erwartete nichts
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