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Fuchsteufelswild

Fuchsteufelswild

Titel: Fuchsteufelswild
Autoren: Roland Krause
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Moment schweigt die Frau.
    Â»Kennen Sie den Ryoan-ji?«, kontert sie dann mit einer Gegenfrage.
    Die Wiesner muss passen. Sie könnte nicht einmal alle japanischen Automarken aufsagen.
    Â»Das ist der Tempel des zur Ruhe gekommenen Drachen in Kioto. Dort gibt es einen Steingarten mit fünfzehn Steinen. Und wo man auch immer stehen mag, es gibt keinen Blickwinkel, sie alle auf einmal betrachten zu können. Ich hab den Toni jede Woche erlebt – was kennt man von einem Menschen? Nur, was er bereit ist zu geben.«
    Der zur Ruhe gekommene Drache? Ob das Bild auch für den Brandl passte? Je salbungsvoller die Sätze, desto akribischer musst du sie nach Substanz durchsuchen, wie den Kindskopf nach Läusenissen. Oft findest du nix. Diese Botschaft ist der Wiesner zu ätherisch.
    Der Hartinger spechtet zur Tür herein, zieht sich aber diskret wieder zurück. Die Wiesner möchte ihn loben. Bist ein Braver. Auch hat er dafür gesorgt, dass der polizeiliche Kontext ihr wieder das Hirn überschwemmt.
    Â»Hat der Herr Brandl hier besondere ... wie soll ich sagen ... Anhänger gehabt, ist Ihnen da irgendwas aufgefallen?«
    Â»Besondere? Sie meinen, die in ihm einen Meister gesehen haben, einen Guru?«
    Â»Oder noch mehr.«
    Â»Sie wollen auf starke Emotionen hinaus, nicht?«
    Â»Ja – vielleicht Verliebtheit?«
    Die Wiesner merkt, wie sich etwas in der Frau versteift. Sie schlägt die Augen nieder, ballt eine Faust.
    Â»Das geht mich nichts an – ob jemand das verwechselt hat, ist natürlich immer möglich«, murmelt sie. Abrupt steht sie auf und geht aus dem Raum.
    Verwechselt? Mit was? Die Wiesner erhebt sich mit pietätlosem Ächzen und schlendert ihr nach. Sie gibt dem Hartinger ein Zeichen.
    Der zückt gedankenschnell einen Block und lässt sich von der Schwarzhaarigen Namen und Adresse geben.
    Dann ist sie draußen, ihre Jacke auf dem Arm. Zeit zum Anziehen hat sie sich nicht mehr genommen. Wenn der Hauptkommissar nicht da ist, fallen seiner Kollegin die Situationen in den Schoß, als hätte er ihr das qua Amtsautorität übertragen. Aufs Gespür verlassen. Das wird mit Sicherheit nicht das letzte Gespräch mit der Unbekannten gewesen sein.
    D erweil ruft der Sandner auf der Dienstelle an. Wär ja blöd, sich abzuhackeln, und in München sitzt längst der Mordbube hinter Gittern.
    Damit kann der Jonny Winter aber nicht dienen.
    Â»Wie schaut’s mit Verdächtigen aus?«, will sein Chef von ihm wissen.
    Â»Mau«, kommt die Antwort. »Wir suchen das Madl, das angerufen hat – weil im Haus niemand was gesehen oder gehört hat. Und der Brandl scheint a Menge Moos gehabt zu haben. Noble Behausung.«
    Â»War die Tür aufgebrochen?«
    Â»Na.«
    Â»Er hat den Mörder reingelassen? Ich schaug mir morgen die Tatortfotos an.«
    Â»Morgen?«
    Â»Wenn ihr nix Gscheits habts – muss ich vielleicht noch dableiben. Sagst der Sandra, wenn ich was weiß, meld ich mich.«
    Â»Des is doch no ned amal vier Stunden her.« Der Jungspund klingt eingeschnappt. »Wollens von der Lagebesprechung ...«
    Â»Wenn ich wieder da bin.«
    Â»Wir vermuten, des könnt irgendwie mit diesem Meditations-und Yoga-Dings-Studio zusammenhängen. Calm&Peace.«
    Â»Ja, wünsch ich dir auch – Peace, Bruder!« Der Sandner steckt sein Handy weg.
    Er ist enttäuscht, aber nur ein wenig. Natürlich wär’s schick gewesen, wenn sie in München entscheidende Erkenntnisse auf dem Tisch hätten – andererseits hat er Blut geleckt. Wenn sie ihn schon am Sonntagvormittag die lebensverlängernden Beauty-Interventionen vorenthalten, dann wird er sich nicht unverrichteter Dinge trollen.
    G en Norden geht es aus dem Ort hinaus. Über die Bahngleise fährt der Hauptkommissar am großzügigen Sportgelände vorbei weiter ins moosbefleckte Hinterland. Ab und an taucht ein Gehöft auf oder eine beschauliche Einkehr, um den Wandersleut die Bäuche zu füllen. Feld, Wald und Wiese dominieren in einer Art, die dir das Herz aufgehen lässt. Du möchtest aus dem Auto springen und jedes Fleckerl Erde betasten. Die Schuhe ausziehen und Purzelbäume machen – so dein Kreuz mitspielt. Besser, dich kitzelt ein Grashalm als die depperte Hausstaubmilbe.
    Fußschmeichelnde Pfade zweigen immer wieder verlockend ab. Der Münchner seufzt kurz, dann ist
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