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Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Titel: Frühstück bei Tiffany
Autoren: Truman Capote
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indem sie in das Badezimmer eindrang und mit dem Finger erst auf Holly, dann auf meine Blöße deutete. «Sehen Sie, was für eine Hure die ist.» Der männliche Beamte schien in Verlegenheit gesetzt von Madame SpaneIla und von der Situation; doch ein grimmiges Vergnügen spannte die Züge seiner Gefährtin - sie haute Holly ihre Hand auf die Schulter und sagte mit überraschender Kinderstimme: «Los, Mädchen. Jetzt geht's aber wohin.» Worauf Holly frech erklärte: «Weg mit den Stallmagdpfoten, schwules Balg.» Was die Dame erheblich außer sich brachte - sie knallte Holly verdammt scharf eine 'runter. So scharf, daß es ihr den Kopf herumriß und die Flasche mit dem Liniment, ihr aus der Hand geschleudert, auf dem Fliesenboden in tausend Stücke sprang - während ich, aus der Wanne krabbelnd, um den Tumult noch reicher zu gestalten, darauf trat und mir fast beide großen Zehen abgeschnitten hätte. Nackt und blutend, eine Wegspur blutiger Fußabdrücke hinterlassend, folgte ich der Amtshandlung bis ins Treppenhaus. «Denken Sie daran», gelang es Holly mich noch zu instruieren, als die Detektive sie die Treppe hinuntertrieben, «füttern Sie bitte den Kater.»
    Selbstverständlich glaubte ich Madame SpaneIla daran schuldig sie hatte verschiedentlich die Polizei gerufen, um sich über Holly zu beklagen. Es war mir nicht eingefallen, daß diese Angelegenheit fürchterliche Ausmaße annehmen könnte, bis zum gleichen Abend, als Joe Bell auftauchte und die Zeitungen schwenkte.
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    Er war viel zu aufgeregt, um vernünftig reden zu können, er rannte wie betrunken im Zimmer herum und schlug die Fäuste gegeneinander, während ich die Berichte las.
    Dann sagte er: «Glauben Sie, daß das stimmt? War sie in diese lausige Geschichte verwickelt?»
    «Nun: ja.»
    Er schleuderte sich eine Magenpille in den Mund und kaute, mich wild anflunkelnd, darauflos, als zermalme er meine Knochen. «Junge, das ist grundschlecht. Und Sie wollen ihr Freund sein. So ein Lump!»
    «Einen Moment mal. Ich habe nicht gesagt, daß sie mit vollem Wissen hineinverwickelt war. Das nicht. Aber nun ja, getan hat sie es. Botschaften übermittelt und was nicht alles.»
    Er sagte: «Sie nehmen das reichlich ruhig, scheint mir? Mein Gott nochmal, sie kann da zehn Jahre kriegen. Oder mehr.» Er riß mir heftig die Zeitungen aus der Hand. «Sie kennen ihre Freunde. Diese reichen Kerle. Kommen Sie mit herunter ins Lokal. Wir werden 'rumtelephonieren. Unser Mädchen wird erstklassigere Winkeladvokaten brauchen, als ich mir leisten kann.»
    Ich war zu wund und zerschlagen, um mich selber anziehen zu können. Joe Bell mußte helfen. Wieder in seiner Wirtschaft, stellte er mich abgestützt gegen die Telephonzellenwand, mit einem dreistöckigen Martini und einem Schnapsglas voll Münzen. Aber ich konnte mich nicht besinnen, mit wem ich Verbindung aufnehmen sollte. Jose war in Washington, und ich hatte keine Ahnung, wo ich ihn dort erreichen konnte. Rusty Trawler? Nicht diesen Widerling! Nur - was kannte ich sonst für Freunde von ihr? Wahrscheinlich hatte sie recht gehabt, als sie sagte, sie habe keine, keine wirklichen.
    Ich bekam Verbindung mit Crestview 5-6958 in Beverly Hills, einer Nummer, die mir vom Fernamt für O. J. Berman angegeben worden war. Die Person, die sich meldete, sagte, daß Mr. Berman eben seine Massage habe und nicht gestört werden könne - bedaure, versuchen Sie's später nochmal. Joe Bell war entrüstet - erklärte mir, ich hätte sagen sollen, es ginge um Leben und Tod und er bestand darauf, daß ich Rusty versuchen müsse. Zuerst sprach ich Mr. Trawlers Butler -;
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    Mr. und Mrs. Trawler seien bei Tisch, meldete er, und ob er etwas bestellen könne? Joe Bell brüllte in den Hörer: «Herr, das ist dringend. Leben und Tod.» Das Resultat war, daß ich mich im Gespräch - im Zuhören, eher - mit der einstigen Mag Wildwood fand: «Seid ihr besoffen?» erkundigte sie sich. «Mein Mann und ich werden positiv jeden vor Gericht bringen, der nur versucht, unsere Namen mit diesem v-vverkommenen und abstoßenden M-M-Mädchen in Verbindung zu bringen. Ich habe immer gewußt, daß sie eine Nu-nu-nutte war mit nicht so viel Anstand wie 'ne läufige Hündin. Ins Gefängnis, da gehört die hin. Und mein Mann denkt tausend Prozent genauso wie ich. Positiv jeden werden wir vor Gericht bringen, der -» Während ich aufhängte, fiel mir der alte Dok unten in Tulip, Texas, ein-. Aber nein, Holly würde es nicht recht sein, wenn ich ihn anrief, sie
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