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Frühstück bei Tiffany

Frühstück bei Tiffany

Titel: Frühstück bei Tiffany
Autoren: Truman Capote
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bezeichnet als Oliver «Pater» O'Shaughnessy (der sein Gesicht hinter einem Filzhut verbarg), ging über drei Spalten. Leicht zusammengefaßt sind hier die wesentlichsten Absätze:
    Angehörige der eleganten Lebewelt waren fassungslos über die Verhaftung der blendenden Holly Golightly, zwanzigjährigem Hollywood-Starlet und weitbekannt in mondänen New Yorker Kreisen. Zur gleichen Zeit, zwei Uhr mittags, faßte die Polizei Oliver O'Shaughnessy, 52, wohnhaft Strandhotel, West, Neunundvierzigste Straße, als er eben auf der Madison Avenue ein Speiselokal verließ. Wie District Attorney Frank L. Donovan erklärt, sollen die beiden eine wichtige Rolle in einem internationalen Rauschgiftschmuggelring spielen, der von dem berüchtigten Mafia-Führer Salvatore «Sally» Tomato beherrscht wird, der zur Zeit in Sing-Sing die ihm aufgebrummten fünf Jahre wegen einer politischen Bestechungsaffäre absitzt ... O'Shaughnessy, ein seiner Würden entkleideter Priester, der verschiedentlich in Verbrecherkreisen als «Pater» oder «il Padre» bekannt ist, hat eine Liste von Gefängnisstrafen hinter sich, die bis ins Jahr 1934 zurückreicht, als er zwei Jahre absitzen mußte, weil er auf Rhode Island eine Schwindel-Klinik für Geisteskranke betrieben hatte, «Die Mönchsklause». Miss Golightly, die noch nicht vorbestraft ist, wurde in ihrem Luxusapartment in der elegantesten Gegend verhaftet ... Obgleich bisher noch keine offizielle Verlautbarung herausgegeben wurde, wird doch schon von verläßlicher Quelle behauptet, daß die blonde, bildhübsche Schauspielerin, bis vor kurzem noch ständige Begleiterin des Multimillionärs Rutherford Trawler, als «Verbindungsmann» zwischen dem eingesperrten Tomato und seinem ersten Offizier O'Shaughnessy fungiert habe ...
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    Als angebliche Verwandte Tomatos soll Miss Golightly wöchentlich Sing-Sing einen Besuch abgestattet und bei diesen Gelegenheiten von Tomato in verschlüsselten Worten Botschaften erhalten haben, die sie dann 0'Shaughnessy übermittelte. Dank dieser Verbindung gelang es Tomato, der angeblich 1874 in Cefalu auf Sizilien geboren sein soll, persönliche Kontrolle über seinen sich über* die ganze Welt erstreckenden Rauschgiftkonzern zu behalten, dessen Zweigniederlassungen sich in Mexiko, Kuba, Sizilien, Tanger, Teheran und Dakar befinden. Jedoch lehnte die amtliche Stelle bisher ab, Einzelheiten zu diesen Behauptungen zu geben oder sie zu bestätigen ... Auf den Tip hin hatten sich eine große Anzahl Reporter an der Polizeiwache eingefunden, als das angeklagte Paar zur Vernehmung eingeliefert wurde. O'Shaughnessy, ein kompakter rothaariger Mensch, verweigerte Auskünfte und trat einen Kameramann in die Weichen. Miss Golightly jedoch, eine grazile Augenweide ungeachtet ihres Straßenjungenaufzugs in Hosen und Lederjacke, wirkte verhältnismäßig unbekümmert. «Fragen Sie mich gar nicht erst, was zum Teufel das Ganze soll», erklärte sie den Reportern. «Parce-que je ne sais pas, mes chers. (Weil ich es nicht weiß, meine Lieben.) ja - ich habe Sally Tomato besucht. Ich bin regelmäßig jede Woche einmal hingegangen, um ihn zu sehen. Was ist daran Schlimmes? Er glaubt an Gott und ich genauso» ...
    Dann unter dem Zwischentitel
    GIBT EIGENE RAUSCHSUCHT ZU:
    Miss Golightly lächelte, als einer der Reporter fragte, ob sie selbst rauschgiftsüchtig sei. «Ich habe mal einen kleinen Anfall von Marihuana gehabt. Das ist nicht halb so schädlich wie Kognak. Und billiger obendrein. Unglücklicherweise ist mir Kognak lieber. Nein, Mr. Tomato hat mir gegenüber niemals etwas von Rauschgift erwähnt. Es macht mich ganz wütend, wie diese gräßlichen Menschen dauernd auf ihm herumhacken. Er ist ein empfindsamer und frommer Mensch. Ein lieber alter Mann.»
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    Ein besonders grober Irrtum war da in diesem Bericht: sie wurde nicht in ihrem «Luxusapartment» verhaftet. Es fand dies in meinem eigenen Badezimmer statt. Ich war dabei, meine Reiterschmerzen in einer Wanne voll brühheißem, mit Epsomsalz vermischtem Wasser einzuweichen, während Holly, als hilfreiche Krankenschwester, auf dem Rand der Wanne saß und wartete, um mich mit Sloan's Liniment einzureiben und ins Bett zu packen. Da klopfte es an der Vordertür. Da sie nicht abgeschlossen war, rief Holly Herein. Herein kam Madame Spanella, gefolgt von einem Paar Kriminalbeamten in Zivil, einer davon eine Frau mit dicken gelbblonden, um den Kopf geschlungenen Zöpfen.
    «Da ist sie - die Gesuchte!» dröhnte Madame SpaneIla,
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