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Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)

Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)

Titel: Frühlingsgefühle X3 (Mit Senta durch die Jahreszeiten)
Autoren: Leonie von Zedernburg
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aufsuchen wollte. Sie musste wohl eine geraume Weile einfach so da gesessen haben, bis ihr das bewusst wurde. Sie stand auf, wankte ein bisschen, bemerkte aber, dass es erstaunlich gut ging und trabte ins Bad.
    Nach gefühlten zwei Stunden kam sie, in jedem Sinne erleichtert, wieder zum Vorschein. Sie hatte sich notdürftig gewaschen, die Zähne geputzt und das Malheur mit den Haaren so gut es ging beseitigt. Es war nicht eben einfach, wenn man zur Hälfte eingewickelt war, wie eine Kohlroulade, und gezwungenermaßen auf Krankenhausbestände zurückzugreifen musste. Leider hatte ihre Familie nicht daran gedacht, ihr die nötigen Utensilien für eine Toilette mitzubringen. Das musste sich grundlegend ändern. Sie hatte weder Hausschuhe noch einen Pyjama zur Hand. Das wurde ihr gerade schmerzlich bewusst, als sie mit bloßen Füßen über den kalten Boden tapste. Mit der linken Hand versuchte sie, den blöden Krankenkittel auf dem Rücken zusammenzuhalten. Man wusste ja nie, wer hier unangemeldet hereingeschneit kam. Sie wollte schließlich nicht noch einmal wildfremden Menschen ihren nackten Hintern präsentieren. Ihren gebrauchten Slip hatte sie in eine Papiertüte gesteckt und unter den Arm geklemmt. Er erfüllte leider nicht mehr die gängigen Hygienevorschriften. Lieber untenherum nackig als stinkig, lautete die Tagesdevise.
    Mann war sie müde. Sie lag noch nicht richtig unter der Decke, da war sie auch schon eingeschlafen.
    ***
    Träumte sie oder waren ihr die Stimmen, die sie hörte, wohlbekannt? Mit geschlossenen Augen spitzte Senta die Ohren.
    »Da, ich glaube, Mami wacht auf. Ich glaube, sie hat mit den Augen gezuckt!«
    Das war doch unverkennbar Lillys Stimme. Senta riss die Augen auf. Ganz nahe vor ihrem Gesicht schwebte das ihrer Tochter.
    »Mami, endlich, das wurde aber auch Zeit. Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf!« Halb lachend, halb weinend und unendlich vorsichtig, drückte Lilly ihre Mutter.
    »Jetzt mach mal nicht so ein Theater«, erklang Sams Stimme, »andere Leute wollen da auch mal ran!«
    Verlegen grinsend schob er seine Schwester, die nur unwillig ihren Platz räumte, zur Seite. »Hi Mum, was machst denn du für Sachen. Musst wohl noch etwas üben, was?«
    Er sah Sentas verständnislosen Blick und fügte hinzu: »Ich meine das mit dem Autofahren.« Das sollte wahrscheinlich cool rüberkommen, aber leider verrieten ihn die Tränen, die in seinen Augen glitzerten. Senta war gerührt. So viel Tiefgang hatte sie ihrem Ältesten gar nicht zugetraut.
    »Komm mal her Sam.« Sie hob die Arme. Die Gelegenheit war günstig. Vielleicht konnte sie ihrem Sohn ja sogar eine Umarmung abringen. Und das Wunder geschah, Sam ließ sich drücken. Zwar nur ganz kurz und ziemlich steif, aber er erwiderte die Umarmung seiner Mutter.
    Mit klopfendem Herzen lag Senta da. Sie schämte sich nicht ihrer Tränen. Sie hatte gerade das schönste Weihnachtsgeschenk bekommen, das eine Mutter sich nur wünschen konnte. Einen Liebesbeweis eines bereits verloren geglaubten Kindes. Es war schon ewig her, dass ihr Sam so nahe gekommen war.
    Hinter den Kindern erklang ein Räuspern. »Nun, darf ich auch mal?« Lothar schob sich in ihr Blickfeld. Resolut ergriff er ihre Hand und drückte sie unbeholfen.
    »Au, siehst du denn nicht, dass ich einen Verband trage?« Senta sah ihren Ex kopfschüttelnd, aber mit einem Lachen in den Augen an. Das war eben Lothar, wie er leibte und lebte. Seine Rührung verbarg er gekonnt unter seiner Ruppigkeit. Warum nur war dieser Mann nicht in der Lage, Gefühle zuzulassen? Das fragte sie sich nicht zum ersten Mal.
    Dann war es auch schon vorbei mit der rührseligen Stimmung. Alle redeten zur gleichen Zeit auf sie ein und der Geräuschpegel überstieg Sentas Schmerzgrenze.
    »Stop!« Sie setzte sich mühsam auf.
    Verdammt, dieser Verband um den Brustkorb war wahrhaftig eine Herausforderung. Sie war eh nicht die Beweglichste, aber dieses Teil setzte allem die Krone auf. Schnaufend vor Anstrengung saß sie schließlich da und musterte streng die Missetäter. Drei Augenpaare sahen sie erstaunt an.
    »Ich freue mich ja wirklich, dass ihr hier seid, aber könntet ihr nicht mal ein bisschen Rücksicht auf meinen armen Kopf nehmen? Ich hatte immerhin eine Gehirnerschütterung, da kann man keinen Krach ertragen! Also bitte, einer nach dem anderen. Und damit wir es nicht vergessen, ein frohes Weihnachtsfest euch allen.«
    Sie umfasste das Trio liebevoll mit den Augen. Wie sie so dastanden, mit
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