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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht
Autoren: Arnaldur Indridason
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Erlendur.
    »Vielleicht. Vielleicht heiraten.«
    »Und Niran?«
    »Jóhann Niran helfen. Sunee ihn hinbringen.«
    »Weshalb?«
    »Jóhann Niran helfen. Er ganz zornig. Ganz schwierig. Dann das passieren.«
    Die Eltern von Hallurs Cousin Ágúst waren anwesend, als Elínborg ihren Sohn mit Fragen in die Mangel nahm. Die Mutter schnappte hörbar nach Luft, und der Vater erhob sich vor Empörung vom Stuhl, als Elínborg den Jungen rundheraus fragte, ob er Elías umgebracht habe. Ágúst antwortete auf alle Fragen ganz ähnlich wie Hallur, und in den Hauptpunkten stimmten sie überein. Weder er noch Hallur hatten ein Messer von Anton bekommen. Ágúst behauptete, nur dieses eine Mal bei Anton zu Hause gewesen zu sein und ihn getroffen zu haben, und er hatte keine Antwort auf die Frage, weswegen der andere Junge behauptete, dass er das Messer gegen ein Computerspiel eingetauscht habe. Er kannte ihn überhaupt nicht.
    Ágúst besuchte eine andere Schule als sein Cousin. Er hatte einen ähnlichen familiären Hintergrund. Ágústs Eltern schienen nicht arm zu sein, sie lebten in einem gepflegten Einfamilienhaus, und vor der Tür standen zwei Autos.
    »Kennst du einen Jungen aus der Schule deines Cousins, der Niran heiß?«, fragte Sigurður Óli.
    Ágúst schüttelte den Kopf. Genau wie Hallur wirkte er trotz des Besuchs der Kriminalpolizei vollkommen ruhig. Er war allem Anschein nach höflich und gut erzogen. Auch er war Einzelkind, und es stellte sich heraus, dass Hallur und er fast wie Brüder waren und viel Zeit zusammen verbrachten. Eine kurze Überprüfung hatte ergeben, dass sie nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren.
    »Kennst du seinen Bruder Elías?«
    Wieder schüttelte Ágúst den Kopf.
    »Wo warst du, als der Mord verübt wurde?«
    »Er war mit seinem Vater am Hafravatn. Wir haben ein Sommerhaus da am See.«
    »Fahrt ihr da normalerweise mitten am Tag und mitten in der Woche hin?«, fragte Elínborg und sah den Vater an.
    »Wir fahren da hin, wann immer es uns passt«, antwortete der Vater.
    »Und ihr seid den ganzen Tag dort gewesen?«
    »Bis zum Abend«, sagte der Vater. »Wir reparieren momentan den Kamin im Sommerhaus. Ist die Tatsache, dass euch ein paar Burschen etwas vorlügen, wirklich ein ausreichender Grund für euch, hier spätabends bei diesem verrückten Wetter aufzukreuzen und Fragen zu stellen, die total absurd sind?«
    »Eins ist aber äußerst merkwürdig«, warf Sigurður Óli ein. »Weshalb sollten die beiden uns etwas über Hallur und Ágúst vorlügen, wenn sie sie gar nicht richtig kennen?«
    »Ist das nicht etwas, dem ihr zuerst mal besser auf den Grund gehen solltet? Es ist eine Zumutung, dass ihr mitten in der Nacht mit unverständlichen Fragen über den Jungen herfallt, und das aufgrund der Aussagen irgendwelcher Burschen, die für meine Begriffe nur versuchen, sich aus irgendeiner Klemme herauszuziehen.«
    »Das kann gut sein«, sagte Elínborg, »aber wir machen nur unsere Arbeit. Ihr dürft euch gern bei unseren Vorgesetzten beschweren.«
    »Ja, vielleicht mach ich das.«
    »Soll ich dich gleich mit einem von ihnen verbinden?«
    »Nicht doch, Óttar«, bat die Frau.
    »Nein, im Ernst«, sagte der Mann. »Dieses Auftreten geht ganz einfach zu weit.«
    Elínborg hatte zu ihrem Handy gegriffen. Es war ein langer Arbeitstag gewesen, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als nach Hause zu kommen. Sie hätte sich auch mit Sigurður Óli besprechen und vereinbaren können, am nächsten Tag wiederzukommen, um sich dann noch einmal für die Störung zu entschuldigen und zu gehen, aber der Mann ging ihr auf die Nerven. Es hatte zwar alles seine Richtigkeit, was er sagte, aber er klang anmaßend, und sie ließ sich davon provozieren. Bevor sie sichs versah, hatte sie Erlendurs Nummer angewählt und reichte dem Mann das Telefon.
    »Das ist der Mann, mit dem du reden solltest«, erklärte sie.
    Erlendur und Virote näherten sich dem Haus. Sie hatten zehn Minuten für den Fußweg aus der Innenstadt gebraucht. Als Virote klingelte, öffnete sich die Tür, und ein Mann erschien, von dem Erlendur annahm, dass es Jóhann war. Er war augenscheinlich sehr aufgeregt und redete in einem Wortschwall auf Virote ein. Er bemerkte Erlendur zunächst nicht, aber als der einen Schritt vortrat, schrak Jóhann zusammen.
    »Bist du von der Kriminalpolizei?«, fragte er und blickte Erlendur argwöhnisch an.
    Erlendur nickte. »Und du bist Jóhann, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Was geht hier vor?«
    »Sunee
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