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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut
Autoren: Jennifer Estep
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auch wenn wir nur Kaffee trinken gehen wollten. Ich hätte wissen müssen, dass nichts auf Mythos so einfach war – nicht einmal mein erstes richtiges Date mit Logan.
    Mein Blick glitt über die benachbarten Tische, auf der Suche nach etwas, das ich als Waffe verwenden konnte. Aber die einzigen Dinge in meiner Reichweite waren die zwei leeren Tassen und der Serviettenhalter. Ich schlang die Finger um den Halter und zog ihn unter der Tischplatte auf meinen Schoß, sodass die Männer ihn nicht sehen konnten.
    Es wäre nicht das erste Mal, dass mich Schnitter angriffen. Falls diese Männer sich entschlossen, es zu versuchen, würde ich mich so heftig und erbittert wehren wie nur möglich. Außerdem reichte ein lauter Schrei, und schon würde Logan aus der Toilette gerannt kommen, um mir zu helfen.
    Einer der Männer trat an meinen Tisch und starrte auf mich herunter. Er sah recht gut aus, mit blondem Haar und hellblauen Augen, aber sein Mund war missbilligend verzogen, als wäre er jemand, der ständig und immer an allem und jedem etwas auszusetzen hatte. Ich erwiderte seinen Blick für einen Moment, bevor ich die zwei Männer musterte, die rechts und links neben ihm standen. Einer von ihnen war groß und schlank, während der andere relativ klein war, mit einem Körper, der fett wirkte, aber in Wirklichkeit nur aus Muskeln bestand.
    Das Seltsamste war, dass die Männer dunkelgraue Roben über ihrer Winterkleidung trugen. Sie erinnerten mich an die schwarzen Roben der Schnitter, obwohl diese Männer ihre Gesichter nicht hinter den schrecklichen Gummimasken mit Lokis Gesichtszügen versteckten. Stattdessen war mit weißem Garn links an ihrem Kragen, in der Nähe der Kehle, ein Symbol in den Stoff gestickt – eine Hand, die eine austarierte Waage hielt.
    Ich hatte dieses Symbol schon gesehen. Es war in die Decke des Gefängnisses gemeißelt, das tief unter dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Gebäude von Mythos lag, und es hatte sich in der Mitte des Garm-Tores befunden, das Vivian Holler benutzt hatte, um Loki zu befreien. Mein Unbehagen wuchs. Ich verband keine positiven Erinnerungen mit diesem Bild.
    »Du bist das also«, sagte der erste Mann. »Nikes neuester Champion. Nicht ganz, was ich erwartet hatte.«
    Seine Stimme war leise, sanft und kultiviert, aber es lag auch Macht in seinen Worten, als wäre er es gewohnt, dass man ihm immer und sofort gehorchte.
    »Wer sind Sie?«, blaffte ich, während ich unter dem Tisch den lächerlichen Serviettenhalter fester packte. »Was wollen Sie?«
    »Und du hast nicht mal genug gesunden Menschenverstand, um zu merken, wenn du in Schwierigkeiten steckst«, murmelte der Mann, als hätte ich überhaupt nichts gesagt.
    Ich schnaubte abfällig. Oh, ich wusste durchaus, dass ich in Schwierigkeiten steckte. Ich steckte in letzter Zeit fast dauernd in Schwierigkeiten. Die einzige Frage war, wie schlimm es diesmal werden würde – und ob ich es wieder einmal schaffen konnte, lebend aus der Sache rauszukommen.
    Der Mann starrte mich mit kaltem, verurteilendem Blick an, und ich hob trotzig das Kinn. Was auch immer geschah, was auch immer diese Männer von mir wollten, was auch immer sie versuchen würden, mir anzutun, ich würde ihm auf keinen Fall zeigen, wie verwirrt und verängstigt ich war. Schnitter liebten das. Ich ging nicht davon aus, dass diese Männer Schnitter waren – niemand im Café schrie oder versuchte wegzurennen –, aber ihre Anwesenheit verhieß trotzdem nichts Gutes. Ich konnte förmlich fühlen, wie die Feindseligkeit in Wellen von ihnen ausging, besonders von ihrem Anführer.
    Der Mann legte den Kopf ein wenig schräg. »Ich frage mich, was er in dir sieht.« Nach einem Moment zuckte er mit den Schultern. »Aber das ist egal. Es wird nichts ändern.«
    »Was ändern?«, fragte ich. »Wer sind Sie? Was machen Sie hier? Was wollen Sie von mir? Und warum tragen Sie diese lächerlichen Roben?«
    Wut sorgte dafür, dass die Wangen des Anführers eine rote Farbe annahmen. Der kleine, muskulöse Kerl dagegen unterdrückte ein Lachen. Der Anführer warf ihm einen bösen Blick zu, worauf der andere die Lippen aufeinanderpresste. Doch ich sah, wie seine Brust zitterte, während er sich darum bemühte, den Rest seiner Belustigung herunterzuschlucken. Der dritte Mann wirkte einfach nur gelangweilt, als wäre dieser Auftritt Teil eines Auftrages, der eben irgendwie erledigt werden musste.
    Okay, das wurde wirklich mit jeder Sekunde seltsamer. Ich schaute gerade an den
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