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Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Titel: Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
Autoren: Jennifer Estep
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heraus.
    »Nun, was auch immer es war, mach es noch mal«, sagte Kenzie und gab mir den nächsten Pfeil.
    »Falls du das überhaupt kannst«, schaltete sich Oliver ein.
    Ich legte den nächsten Pfeil auf die Sehne und versuchte mich daran zu erinnern, was ich gerade getan hatte. Ich hatte an Daphne gedacht, aber es hatte sich angefühlt, als wäre es mehr als das gewesen. Fast als hätte ich sie … irgendwie heraufbeschworen. Oder zumindest meine Erinnerungen an sie.
    Meine Psychometrie sorgte dafür, dass ich mich an jeden Gegenstand erinnerte, den ich je berührt hatte. Sobald mir jemand oder etwas mal Visionen beschert hatte, wurden diese Schwingungen und Gefühle ein Teil von mir. Ich konnte all diese Erinnerungen jederzeit aufrufen, die Bilder wieder und wieder mit perfekter Auflösung in Farbe und mit Ton abspielen. Das war das Coole an meiner Magie. Aber die andere Seite der Medaille war, dass die Erinnerungen manchmal aus dem Nichts kamen und meinen Geist überschwemmten, ob ich es wollte oder nicht. Auf jeden Fall war es quasi ein fotografisches Gedächtnis, nur um einiges unheimlicher – besonders wenn man bedachte, wie viel wirklich übles Zeug ich schon gesehen hatte.
    Aber es waren nicht wirklich meine Erinnerungen. Als ich den Pfeil losgelassen hatte, hatte ich an Daphnes Erinnerungen gedacht, daran, was sie getan und wie sie sich gefühlt hätte. Ich hatte letzte Woche ihren Bogen berührt, und vor meinem inneren Auge war eine ganze Reihe von Bildern aufgeblitzt, wie die Walküre an den verschiedensten Bogenwettkämpfen teilnahm.
    Ich dachte wieder an Daphne. Diesmal konzentrierte ich mich richtig auf sie, stellte sie mir bei einem ihrer Wettkämpfe vor – wie sie den Bogen hielt, wie sie die Sehne zurückzog und zielte, das glückliche Gefühl des Sieges, wann immer ihr Pfeil die Zielscheibe genau in der Mitte traf. Dann hob ich den Bogen und konzentrierte mich auf meinen eigenen Schuss.
    Und wieder sauste mein Pfeil davon und traf ins Schwarze.
    »In Ordnung«, meinte Kenzie und klatschte in die Hände. »Es sieht so aus, als würden wir endlich bei etwas Fortschritte machen.«
    Er grinste mich an, und ich erwiderte die Geste, obwohl ich sehen konnte, dass Oliver hinter ihm grimmig dreinschaute. Ich verstand immer noch nicht genau, was ich getan hatte und wie ich Daphnes Erinnerungen für mich selbst nutzen konnte, aber zumindest hatte ich die Zielscheibe wieder getroffen. Ja, es war ein wenig seltsam, aber auf eine gute Art. Es war auf jeden Fall besser als einiges, was ich erlebt hatte, seit ich auf die Akademie ging.
    Ich wandte mich um, weil ich sehen wollte, ob Logan meinen Erfolg bemerkt hatte – und entdeckte ihn, wie er in der Tür leidenschaftlich und unter viel Einsatz der Zunge mit Savannah knutschte. Die Amazone hatte die Arme um seinen Hals geschlungen, und Logan hielt sie bei der Hüfte, um sie enger an sich zu ziehen. Sie küssten sich noch einige Sekunden, bevor sich Savannah von ihm löste. Dann packte sie Logans Hemd und zog ihn aus der Turnhalle. Ich wusste nicht, wo sie hinwollten, aber es war offensichtlich, was sie vorhatten – noch eine kurze Pettingrunde einschieben, bevor der Unterricht begann.
    Kalte, bittere, schmerzhafte Enttäuschung breitete sich in mir aus, als hätte der Pfeil gerade mein Herz getroffen.
    »Gwen?«, fragte Kenzie mit leiser, freundlicher Stimme.
    Sogar Oliver hielt den Mund, statt mir einen bissigen Kommentar reinzuwürgen.
    Nicht jeder auf der Akademie wusste, dass ich schwer in Logan verschossen war, aber für Kenzie und Oliver war es zweifellos offensichtlich, nachdem sie mich seit Wochen beim Training mit dem Spartaner beobachtet hatten. Und natürlich hatten sie gerade meine Reaktion gesehen, als er sich mit einem Mädchen davongeschlichen hatte, um noch eine Weile Zungenringkampf zu betreiben.
    »Mir geht’s gut«, blaffte ich. Ich hasste es, dass sie wussten, wie viel Logan mir bedeutete, hasste es, dass ich überhaupt noch so empfand. »Lasst uns noch ein bisschen trainieren.«
    Kenzie gab mir den nächsten Pfeil. Er sagte kein Wort. Genauso wie Oliver.
    Ich nutzte weiter Daphnes Erinnerungen und meine eigene Wut und schaffte es vor dem Ende des Trainings, fünf weitere Pfeile ins Schwarze zu setzen.
    »Du musst zum Winterkarneval kommen, Gwen. Es ist eine Tradition der Mythos Academy. Alle werden da sein.«
    Ich ignorierte Daphne und spießte eine weitere, winzige Frucht in der filigranen Porzellanschüssel vor mir auf. Die Frucht hatte
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