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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein Feldgendarm in die Scheune. Der Strahl einer Taschenlampe strich über die kahlen Wände.
    »Sind das alle Handgranaten, die Sie haben?« fragte Planitz.
    Ein paar Sekunden später flog ein Bündel Handgranaten durch das Fenster.
    Eine riesige Stichflamme blendete Garten. Und dann versank die Welt in einem tiefen Dunkel …
    Als er wieder zu sich kam, war es noch immer dunkel. Trümmer der Scheune lagen über seinen Beinen. Der rechte Arm schmerzte fürchterlich. Irgendwo in der Nähe hörte er, wie zwei Männer redeten.
    »Wozu man Tote bewachen soll?« sagte einer der Gendarmen.
    Vorsichtig räumte Garten die Trümmer von seinen Beinen. Sein rechter Arm war dabei nicht zu gebrauchen. Der Schmerz ließ ihn fast wieder ohnmächtig werden.
    Miriam neben ihm atmete nicht mehr … Garten befreite sich vorsichtig aus den Trümmern. Als die Gendarmen sich ein wenig entfernten, um sich die kalten Füße aufzuwärmen, kroch er in das nahe Wäldchen.
    Auf Umwegen erreichte er wieder Miriams Haus. Jochen Blunk lag tot auf der Türschwelle.
    Mit seinem gesunden Arm schleppte Garten den Toten in die Stadt. Er stolperte in ein Luftwaffenlazarett.
    »Partisanen«, erklärte er dem Posten, zeigte auf seinen toten Kameraden und auf seinen abgequetschten Arm. »Einen Arzt – schnell.«
    Monate später traf er Planitz wieder. In Berlin.
    Man hatte dem Schützen Garten den rechten Arm abnehmen müssen. Er war aus der Wehrmacht entlassen und dem Fronttheater zugeteilt worden.
    Noch vor dem ersten Einsatz seiner Theatertruppe wurde ein neuer Bereichsleiter ernannt: Parteigenosse Kurt Planitz.
    »Sie leben?« war Planitz' erste Frage, als sie sich gegenüberstanden.
    Garten sah seinen Gegner kalt an. »Nicht nur ich«, sagte er mit Betonung. »Auch mein Kamerad von damals, der gern bezeugen wird, daß der Parteigenosse Planitz eine Jüdin vergewaltigen wollte. Und wenn Sie mir Schwierigkeiten machen oder mich verschwinden lassen – er wird es tun, es ist alles abgesprochen.«
    »Dann hätten wir uns also gegenseitig in der Hand?« Planitz hatte die neue Situation sehr schnell erkannt.
    »Genau«, sagte Garten.
    »Na schön.« Planitz fügte sich vorerst ins Unvermeidliche. »Wir werden ja sehen, wer den längeren Atem hat.«
    Die Premiere scheint ein voller Erfolg zu werden. Die Landser toben vor Begeisterung.
    »Die Sonja braucht den Mund gar nicht erst aufzumachen«, stellt Erika fest. »Bei der macht's allein schon der Anblick.«
    Irene und Erika legen einen Steptanz auf die Bühne, daß Meyer am Klavier Mühe hat, ihrem Tempo zu folgen.
    Lore singt. »Komm doch in meine Arme …« Ihre Stimme ist dünn und ungeschult. Aber die Zuschauer sind begeistert. Sogar die ärgsten Zwischenrufer lassen ihre anzüglichen Bemerkungen ungesagt.
    »Ich könnte heulen«, sagt Irene hinter der Bühne zu Garten. »Lorchen verkauft ihren ganzen Weltschmerz, und kein Mensch ahnt, wie ehrlich sie es meint.«
    Fritz Garten macht die Conférence. Er hat am wenigsten Erfolg. Seine eingestreuten Witze sind nicht derb genug.
    Bei Walter Meyers Zauberkunststückchen passiert die erste Panne des Abends.
    »Hochverehrtes Publikum«, versicherte er gerade wortreich, »sehen Sie meinen Zauberzylinder: völlig leer, kein Geheimfach, kein doppelter Boden …« Da flattern vorzeitig zwei weiße Tauben daraus hervor.
    Die kleine Panne wird bei dem dankbaren Publikum zu einem stürmischen Heiterkeitserfolg. Und Meyer beschließt, diesen Versager als festen humoristischen Gag in seine Nummer einzubauen.
    Die Schlußnummer des Programms ist ein Ballett der vier Mädchen. Sie knallen den Rhythmus auf die Bretter, die Tamburine klirren.
    Garten steht in der Kulisse, beobachtet und ist zufrieden, weil alles genau befolgt wird, was er auf den Proben ausgearbeitet hat.
    Auch die anderen Mädchen merken es.
    Aber dann, kurz vor Ende des Programms, sieht er, wie Lore aus dem Rhythmus kommt. Er sieht sie schwanken und taumeln. Irene tanzt schnell hinter die taumelnde Lore und faßt sie gerade noch rechtzeitig. Aber was nun? Wohin mit dem ohnmächtigen Mädchen?
    Erika springt dazu, faßt Lores Füße.
    Sonja weiß einen Moment nicht, was sie nun machen soll.
    Im Zuschauerraum ist es still geworden.
    Da hat Sonja den rettenden Einfall. Sie tut, als sei nichts geschehen, und ruft fröhlich: »Los, Walter!« – Und zu den Marschrhythmen des Klaviers legt sie eine improvisierte Solonummer hin, daß der Beifall kein Ende nehmen will.
    Lore liegt auf einer Couch. Nur Irene ist
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