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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater
Autoren: Heinz G. Konsalik
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investieren, bis ich ihn soweit hatte.«
    Fritz Garten geht an das Fenster und sieht gegen die vereiste Scheibe.
    »Also gut«, sagt er und dreht sich dann wieder zu dem Mädchen herum.
    »Du kennst ja Planitz …«
    »Danke, bestens – ich habe dir ja erzählt, wie er bei ›Kempinski‹ …«
    Garten nickt und winkt ab. »1933 wurde er ein großer Nazi. Miriam und ich wollten gerade heiraten, als er seine Parteispitzel hinter ihr herjagte. Miriam war Jüdin, wie du weißt. Wir konnten uns nicht wehren. Ich konnte ihr nur über die Grenze helfen, nach Polen.«
    Er geht zu Erika und setzt sich ihr gegenüber auf eine Kiste.
    »Ich habe sie in Posen regelmäßig besucht«, sagt Garten dann. »1935 haben wir heimlich geheiratet.«
    »Geheiratet?« wiederholt Erika verblüfft.
    Fritz Garten nickt. »Unsere Ehe bestand aus ein paar gestohlenen Wochen«, sagt er bitter. »Immer in der Angst, Planitz könnte mir auf die Spur kommen.« Er holt tief Lust. »Er hat es ja dann auch geschafft. – Im Sommer 1939 wurde ich eingezogen, zu einer Reserveübung, wie es amtlich hieß. Die ›Übung‹ war der Krieg, der Polenfeldzug …«
    Garten schließt die Augen. Er sieht alles wieder vor sich, als würde er diese Tage noch einmal erleben …
    Und das ist seine Geschichte:
    Vom ersten Tage an hatte der Schütze Fritz Garten in Polen gekämpft. Er hatte Städte und Dörfer gestürmt. Immer mit der Angst im Herzen: Was geschieht nun mit Miriam? Was machen sie mit meiner Frau?
    Ein glücklicher Zufall fügte es, daß sein Bataillon sofort nach Beendigung des kurzen Feldzuges nach Posen verlegt wurde. Jetzt endlich konnte er Miriam wiedersehen und sich um sie kümmern.
    »Ausgang nur zu zweit und bewaffnet«, hielt ihn der UvD zurück, als er die Unterkunft verlassen wollte. »Kommandanturbefehl!«
    Er ging zurück und holte sein Gewehr. Jochen Blunk, ein junger Mecklenburger, lag dösend auf seinem Strohsack.
    »Tu mir die Liebe und komm mit«, bat der Schütze Garten ihn. »Es ist verdammt wichtig.«
    Als sie durch die dunklen, zerschossenen Straßenzüge Posens eilten, erklärte er seinem Kameraden kurz die Situation.
    »Ich habe eine Riesenangst, daß Planitz irgendeine Schweinerei gegen meine Frau ausheckt«, sagte er zum Schluß.
    Als es schon dunkelte, standen sie vor dem alten Mietshaus am Rande der Stadt, in dem Miriam wohnte.
    Durch das dunkle Treppenhaus stiegen sie in den zweiten Stock hinauf. Die Tür zu Miriams Zimmer war nur angelehnt.
    »Aufgebrochen«, flüsterte Blunk und zeigte auf die Tür.
    Sie hörten eine Männerstimme.
    Auf der Tischkante saß Kurt Planitz. Er war in brauner Amtswalteruniform und spielte mit einer Hundepeitsche.
    Miriam kauerte dicht vor ihm auf dem Bett, die Arme schützend vor dem Gesicht. Auf dem Unterarm sah Garten zwei rote Striemen.
    »Hab' dich doch nicht so«, zischte Planitz. »Entweder gehst du hopps oder …« Er stand auf und beugte sich über die weinende Frau. »Ich soll hier in Posen das Theater wieder in Gang bringen. Wenn ich keinem sage, daß du Jüdin bist, können wir noch schöne Tage haben.«
    Miriam hatte ihre Beine angezogen. Mit aller Kraft stieß sie ihm einen Fuß in den Leib.
    Planitz taumelte zurück. Die Peitsche war ihm entfallen. Er griff nach seiner Pistole. Da hörte er Schritte.
    »Sie Schwein! – Sie verdammtes Schwein!« Garten stürmte ins Zimmer.
    Planitz erkannte blitzschnell die Gefahr. Er wischte die Petroleumlampe vom Tisch. Im Dunkel standen sie sich gegenüber.
    Planitz hob die Pistole und schoß. Die Kugel pfiff wenige Zentimeter an Garten vorbei. In der Tür schrie Jochen Blunk auf.
    Und dann hatte Garten seinen Gegner gefaßt. Blindlings schlug er auf ihn ein. Die Pistole polterte auf den Boden. Wenig später sackte Planitz besinnungslos zusammen.
    »Komm!« schrie Garten.
    Miriam war schnell bei ihm.
    »Haut ab!« flüsterte Jochen Blunk. »Schnell, ich helf mir schon.«
    Fritz Garten und Miriam rannten die Treppe hinunter.
    Sie flüchteten über ein Feld auf ein nahes Wäldchen zu.
    Aber Planitz war hinter ihnen her. »Streife!« brüllte er. »Streife!« Und er hatte ein teuflisches Glück: Ein Streifenwagen kam gerade in diesem Augenblick die leere Straße entlang.
    »Hier rein!« Garten zerrte Miriam in eine kleine Feldscheune.
    Zu spät erkannte Garten, daß sie sich damit selbst in eine Todesfalle manövriert hatten.
    »Hier müssen sie drin sein«, hörte er kurz darauf Planitz' Stimme.
    »He! Kommt raus, oder wir schießen!« schrie
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